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03/21/2025 12:00

Vertrauen in Krisenzeiten: Wie die Corona-Pandemie das Vertrauen in Regierung, Polizei und Medien verändert hat

Iris Meyer Stabsbereich Kommunikation
Leibniz-Institut für Bildungsverläufe

    5 Jahre ist es her, dass die Bundesregierung am 22.3.2020 den 1. Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie verhängte. Was als 2-wöchige Maßnahme begann, entwickelte sich zu einer langen Phase von Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und geschlossenen Schulen und Kitas. In den 3 folgenden Pandemiejahren veränderte sich auch das politische Vertrauen der Menschen erheblich. Eine aktuelle Studie zeigt: Während das Vertrauen in politische Institutionen im ersten Krisenjahr besonders stark anstieg, ist es im weiteren Verlauf der Krise wieder gesunken – mit langfristigen Folgen. Auch das Vertrauen in Polizei und Printmedien sank und erreichte später nicht wieder das Niveau vor der Pandemie.

    Die Studie, die auf Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) basiert, zeigt, dass Deutschland im ersten Pandemiejahr einen sogenannten rally-around-the-flag-Effekt (im Deutschen auch „Stunde der Exekutive“) erlebte: Das durchschnittliche politische Vertrauen stieg zu Beginn der Krise auf einer Skala von 1 (sehr wenig Vertrauen) bis 4 (sehr viel Vertrauen) von 2,37 auf 2,55 an, bevor es im zweiten Pandemiejahr wieder zurückging. Zu Beginn der Pandemie erhielten dabei vor allem staatliche Kerninstitutionen wie Bundesregierung und Bundestag einen Vertrauensbonus.

    „Krisenzeiten führen kurzfristig oft zu einer Stärkung des politischen Vertrauens in den Staat. Doch je länger eine Krise andauert und je größer die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen werden, desto eher kehrt sich dieser Effekt um. Das sieht man deutlich daran, dass das Vertrauen in Bundesregierung und Bundestag im zweiten Pandemiejahr absinkt“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Gundula Zoch.

    Vertrauenskrise gegenüber den Medien
    Aber nicht nur staatliche Institutionen waren betroffen. Politisches Vertrauen umfasst nicht nur Vertrauen in Regierung und Parlament, sondern auch jenes in die Polizei, das Bundesverfassungsgericht, die EU oder die Medien. Die Studie zeigt für das zweite Jahr der Pandemie auch einen deutlichen Vertrauensverlust der Menschen in verschiedene Medienarten: Vor allem das – ohnehin geringste – Vertrauen in die sozialen Medien ging stark zurück. Auch Fernsehen und Zeitungen wurde etwas weniger vertraut. Im Jahr 2023 erreichte das durchschnittliche Medienvertrauen etwa wieder den Ausgangswert. Die sozialen Medien verzeichneten einen hohen Zuwachs und genossen am Ende der Krise mehr Vertrauen als zum Beginn. Das Vertrauen in die Printmedien erreichte 2023 allerdings nicht wieder das Vorkrisenniveau.

    „Unsere Analyse zeigt, dass das politische Vertrauen während der Pandemie stark schwankte. Besonders kritisch ist, dass sich das Vertrauen in Fernsehen und soziale Medien zwar erholte, das Vertrauen in die etablierten Printmedien jedoch nachhaltig geschwächt blieb“, so Projektmitarbeiter Dr. Steffen Wamsler.

    Polizei verliert Zuspruch
    Auch die Polizei, die während der Pandemie eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen spielte, verlor im Verlauf der Krise nachhaltig an Vertrauen. Während sie vor der Pandemie als eine der vertrauenswürdigsten Institutionen überhaupt galt, sank ihr Vertrauenswert im zweiten Pandemiejahr stark und erreichte auch später nicht mehr das Vorkrisenniveau. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Bevölkerung die polizeiliche Umsetzung von Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Versammlungsverboten und Ausgangssperren zunehmend kritisch wahrnahm.

    Die langfristigen Gefahren von verlorenem Vertrauen
    Die Studie macht deutlich, dass politisches Vertrauen gerade in Krisenzeiten fragil ist – und dass verlorenes Vertrauen Zeit braucht, um sich nach einer Krise wieder aufzubauen. Ein langfristig stabiles Vertrauen in politische Institutionen, aber auch in Medien ist essenziell für die Funktionsfähigkeit einer Demokratie. Erodiert dieses, kann das Funktionieren der Regierung massiv beeinträchtigt werden, etwa wenn die Legitimität ihrer Entscheidungen oder die Wahl selbst bezweifelt werden. Ein Mangel an politischem Vertrauen ist zudem ein wesentlicher Auslöser für die Verbreitung von Verschwörungserzählungen, die das Zusammenleben in der Gesellschaft ebenso wie das politische System beschädigen können.

    Die Studie und ihre Daten
    Die Studie basiert auf Daten von 7.008 Befragten, die im Rahmen der Startkohorte Erwachsene des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zwischen 2017 und 2023 fünfmal zu ihrem politischen Vertrauen befragt wurden, sowie auf statistischen Daten aus 353 Landkreisen in Deutschland. Die Analyse berücksichtigt sowohl individuelle als auch regionale Faktoren wie Inzidenzraten, Maßnahmen zum Infektionsschutz, Veränderungen im Arbeits- und Familienleben oder pandemiebedingte Stressfaktoren. Die Ergebnisse wurden mittels längsschnittlicher Regressionsmodelle berechnet, um individuelle Veränderungen im politischen Vertrauen und Einflussfaktoren auf dieses über den gesamten Krisenverlauf hinweg nachzuzeichnen.

    Entstanden ist die Studie im Rahmen des Projekts PEPP-COV (Politische Einstellungen und politische Partizipation in Folge der Covid-19-Pandemie), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Es untersucht den Wandel politischer Einstellungen und die damit verbundene Entwicklung von gesellschaftlicher und politischer Partizipation in Folge der Corona-Pandemie.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Gundula Zoch https://uol.de/gundula-zoch
    Dr. Steffen Wamsler https://www.lifbi.de/de-de/Start/Institut/Personen/Person/account/5407?name=Wams...


    Original publication:

    https://doi.org/10.5157/LIfBi:Bericht:06:PEPP-COV:1.0


    More information:

    https://www.lifbi.de/PEPP-COV


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Media and communication sciences, Politics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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