Zur Geschichte des Flugsports an der Jenaer Universität
Jena (26.08.04) Nach dem Ersten Weltkrieg nahm das Flugwesen in Deutschland einen raschen Aufschwung. Verkehrsflugplätze wurden gebaut und Fliegervereine entstanden. Für Jena sind erste Versuche nachgewiesen, einen Flugplatz bei Zwätzen anzulegen. Die Segelflieger starteten unterhalb des Kospot erste Flüge. Die dortige Segelfliegerhalle kann man noch heute finden.
An der Jenaer Universität beschäftigt man sich seit 1929 mit der Ausbildung von Fliegern. Die Übungsstunden wurden als Pflichtstunden im Studentensport angerechnet. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde das Segelfliegen fester Bestandteil der Ausbildung der Sportlehrer. Dafür wurde die Abteilung "Luftfahrt" am Institut für Leibesübungen, der so genannten Muskelkirche, gegründet, die 1936 die regelmäßige Ausbildung aufnahm. Mehrere Segelflugzeuge waren Eigentum des Instituts, als Reparaturwerkstatt diente die Tischlerei Kromeyer in der Seidelstraße. Segelfluglehrgänge fanden u. a. auf den Kernbergen statt.
Mit Beginn der Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg bekam die Fliegerei eine immer größere Bedeutung, sollten doch die Sportlehrer an den Schulen den Fliegernachwuchs gewinnen. Ein eigener Flugplatz wurde benötigt. Die vorgesehene Fläche lag unterhalb der Lobdeburg, etwa dort, wo heute das neue Jenaer Klinikum steht. Diese Fläche war Vorbehaltsfläche der Carl Zeiss-Stiftung und sollte nur im Austausch gegen das Rittergut des Herzogs von Sachsen-Altenburg in Schöngleina freigegeben werden. Die Verhandlungen begannen im Frühjahr 1939. Bei einer Erstbesichtigung stellte man fest, dass das Gelände bei Schöngleina ebenfalls gut als Flugplatz geeignet war.
Die Universität hatte inzwischen den Auftrag, die Flugausbildung der Sportstudenten aus Halle und Leipzig mit zu übernehmen und die Schüler der Nationalpolitischen Schule von Pforta zu sichern. Dazu kamen militärische Forschungsaufträge für Prof. Dr. Henry Siedentopf, der sich unter anderem mit Thermik und den Auswirkungen des Fliegens auf die Gesundheit der Piloten beschäftigte.
1940 begann bereits die provisorische Ausbildung der Jenaer Studenten auf dem Flugfeld Schöngleina. Die Flugzeuge waren vorerst in Zelten untergebracht, eine eingeebnete Wiese diente als Rollfeld. Nachdem der Kauf der Fläche für die Universität vertraglich geregelt war, wurde der Bau von zwei Flughallen beschlossen. Die Gelder hierfür stellte Berlin zur Verfügung und als Arbeitskräfte wurden u. a. Kriegsgefangene eingesetzt.
Bis zum Ende des Krieges wurde das Flugfeld ständig erweitert und mit Bauten die Infrastruktur verbessert. Bei Kriegsende wurden die noch intakten Segel- und Motorflugzeuge von den Amerikanern beschlagnahmt. Die Bauern der Umgebung holten sich Baumaterial aus den Gebäuden und die Universität verpachtete die Flughafenflächen zur landwirtschaftlichen Nutzung. Es blieben kaum sichtbare Zeugnisse des ehemaligen Flugplatzes.
Nachdem Anfang der Fünfziger Jahre die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) wieder mit Segelfluglehrgängen begann, diente anfangs das Vorwerk Drackendorf oberhalb der Lobdeburg mit den dazugehörigen Wiesen als Stützpunkt. Der tödliche Unfall eines Flugschülers führte dazu, dass dieses Gelände als ungeeignet eingestuft wurde und bereits Mitte der Fünfziger Jahre der alte Universitätsflugplatz in Schöngleina wieder zum Einsatz kam. Heute startet von dort auch die im Juni gegründete Akademische Fliegergruppe.
(Dr. Hans-Georg Kremer)
Segelflugausbildung 1940 in Schöngleina. (Foto: Sammlung Kremer)
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Criteria of this press release:
History / archaeology, Sport science
regional
Research results
German
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