Eine aktuelle Statistik aus NRW zeigt einen hohen Anstieg an Todesfällen aufgrund der Parkinson-Erkrankung. Aus Sicht von DGN-Expertinnen und -Experten ist das keine Überraschung, da seit Jahren die Fallzahlen steigen und sich dieser Trend auch weiter fortsetzen wird. Schon lange weist die DGN auf die überproportionale Zunahme neurodegenerativer Erkrankungen hin und rät dazu, Präventionsmaßnahmen gesamtgesellschaftlich stärker in den Blick zu nehmen. Die aktuelle Statistik beinhaltet zudem eine gute Nachricht: Die an Parkinson Erkrankten erreichten im Durchschnitt ein höheres Alter als die Allgemeinbevölkerung, was für die gute medizinische Versorgung der Betroffenen in Deutschland spricht.
Parkinson ist eine Erkrankung, die von vielen Menschen gefürchtet wird. Sie ist durch schwere motorische Symptome wie das typische Zittern, aber auch Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen gekennzeichnet. Begleitend kommt es häufig zu Schluckstörungen, Verstopfung, Inkontinenz sowie auch zu Depressionen und es kann, meist im Spätstadium der Erkrankung, eine demenzielle Entwicklung auftreten. Parkinson selbst führt in der Regel aber nicht zum Tode; die Betroffenen versterben meist an Begleitkomplikationen. Das sind beispielsweise Lungenentzündungen, die häufiger auftreten, weil sich Parkinson-Betroffene öfter verschlucken und weniger kräftig abhusten. Weitere typische Folgen, die zum Tode führen können, sind z. B. Stürze mit Komplikationen aufgrund der motorischen Einschränkungen oder auch eine Sepsis bei Harnwegsinfekten, die in Folge einer Inkontinenz häufiger auftreten können. Parkinson ist bis heute nicht heilbar, allerdings gibt es viele Therapien, die den Verlauf verlangsamen und die Symptome über viele Jahre zurückdrängen können.
Eine aktuelle Statistik aus NRW [1] gibt nun Anlass zur Sorge. Demnach waren im Jahr 2023 2.950 Menschen aus Nordrhein-Westfalen an einer Parkinson-Erkrankung gestorben. Statistisch ausgewertet wurde dabei die Grunderkrankung, nicht die unmittelbare Todesursache wie eine Lungenentzündung oder Sepsis. Wie der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen auf Basis der Daten des Statistischen Landesamtes anlässlich des Welt-Parkinson-Tages am 11. April 2025 mitteilte, seien die Sterbefälle aufgrund einer Parkinson-Erkrankung in den letzten zehn Jahren um 66,3 Prozent gestiegen (2013: 1.774 Fälle). Diese Zahl klingt erschreckend, kommt für die Fachwelt jedoch nicht unerwartet. „Die Zahl der Parkinson-Betroffenen steigt seit Jahren an. Schätzungen zufolge waren 2016 ca. 6,1 Millionen Menschen weltweit betroffen, 2021 bereits 11,9 Millionen und bis 2050 soll sich diese Zahl sogar auf 25,2 Millionen erhöhen“, erklärt Prof. Dr. Daniela Berg, DGN-Präsidentin und renommierte Parkinson-Expertin. Bereits 2015 ging aus der Global Burden of Disease (GDB)-Studie [2] hervor, dass die Parkinson-Krankheit die neurologische Erkrankung mit der am schnellsten wachsenden Prävalenz war, und eine aktuelle Projektionsstudie [3] zeigt, dass die Zahl der Erkrankungsfälle sich zwischen 2021 und 2050 mehr als verdoppeln wird (Anstieg von 112 %).
Wie die Expertin ausführt, spiegelt der rasante Anstieg der Mortalitätsrate den vor Jahren begonnenen Aufwärtstrend der Erkrankungsraten wider – und dieser besorgniserregende Trend werde sich weiter fortsetzen. Die Expertin hofft, dass die aktuellen Zahlen Politik und Gesellschaft wachrütteln und dazu veranlassen werden, mehr in die Prävention neurodegenerativer Erkrankungen zu investieren. „Wir brauchen großangelegte Präventionskampagnen, denn es ist bekannt, dass das Risiko für diese Krankheiten durch einen gesunden Lebensstil, allem voran eine gesunde Ernährung und viel Bewegung, signifikant reduziert werden kann.“ Das zahle sich langfristig auch gesundheitsökonomisch aus, denn die Versorgung der Betroffenen belaste das Gesundheitsbudget schon jetzt erheblich. Für die Parkinson-Prävention seien auch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen erforderlich, die über individuelle Maßnahmen zur Gesunderhaltung hinausgingen. „Es gibt zunehmend Daten, die zeigen, dass auch Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung oder die Exposition gegenüber Schwermetallen und Giften, z. B. Pflanzenschutzmitteln, eine Parkinson-Erkrankung auslösen können.“
Zumindest eine positive Erkenntnis lässt sich aber aus der aktuellen Statistik ziehen: „Das hohe Alter der mit Parkinson Verstorbenen zeigt deutlich, dass die Qualität der Versorgung in Deutschland sehr hoch ist. Die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten war trotz des Risikos für Folgekomplikationen nicht niedriger, sondern sogar etwas höher als die Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung“, betont Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. Wie die aktuelle Erhebung zeigte, trat eine Parkinsonerkrankung mit Todesfolge in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 vorrangig bei älteren Menschen auf – fast drei Viertel (73,3 Prozent) waren 80 Jahre oder älter. Das durchschnittliche Sterbealter der an Parkinson Verstorbenen lag mit 83,2 Jahren um 3,8 Jahre höher als das aller Verstorbenen.
[1] Pressemeldung des Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen vom 09.04.2025. NRW: Todesfälle durch Parkinson in den letzten zehn Jahren um mehr als 66 Prozent gestiegen. https://www.it.nrw/nrw-todesfaelle-durch-parkinson-in-den-letzten-zehn-jahren-ge...).
[2] GBD 2015 Neurological Disorders Collaborator Group. Global, regional, and national burden of neurological disorders during 1990-2015: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015. Lancet Neurol. 2017 Nov;16(11):877-897. doi: 10.1016/S1474-4422(17)30299-5
[3] Su D, Cui Y, He C, Yin P, Bai R, Zhu J, Lam JST, Zhang J, Yan R, Zheng X, Wu J, Zhao D, Wang A, Zhou M, Feng T. Projections for prevalence of Parkinson's disease and its driving factors in 195 countries and territories to 2050: modelling study of Global Burden of Disease Study 2021. BMJ. 2025 Mar 5;388:e080952. doi: 10.1136/bmj-2024-080952
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transregional, national
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