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05/02/2025 14:54

Neuer MPIB-Forschungsgruppenleiter Thierry Nordmann mit renommiertem Oscar-Gans-Preis ausgezeichnet

Dr. Christiane Menzfeld Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biochemie

    Der Facharzt für Dermatologie und Venerologie Dr. Thierry Nordmann leitet seit April 2025 am Max-Planck-Institut für Biochemie eine neue Forschungsgruppe. Mithilfe der Massenspektrometrie-basierten Proteomik wird er die Proteinzusammensetzung klinischer Proben analysieren, um die molekularen Grundlagen der verschiedenen Hautkrankheiten zu verstehen. Nun wurde der Wissenschaftler für seine wegweisende Arbeit zur Rolle des JAK/STAT-Signalwegs bei Toxisch Epidermaler Nekrolyse mit dem renommierten Oscar-Gans-Preis 2025 ausgezeichnet. Der von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde am 30. April in Berlin im Rahmen der DDG-Jahrestagung verliehen.

    Verständnis für lebensbedrohliche Hautreaktionen
    Die Haut ist unser größtes Organ und eine immunologisch hochaktive Barriere zur Außenwelt. Das Spektrum der Hauterkrankungen reicht von milden Symptomen bis hin zu lebensbedrohlichen Reaktionen. Thierry Nordmann, der neben seiner Forschungstätigkeit auch als Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität tätig ist, befasst sich intensiv mit den molekularen Mustern von Hautkrankheiten. „Mein Ziel ist es, diese Mechanismen zu entschlüsseln, um gezieltere Therapien zu ermöglichen", erklärt der Wissenschaftler.

    Thierry Nordmann arbeitet seit 2021 am Max Planck Institut für Biochemie und hat als Postdoctoral Fellow im renommierten Labor von Professor Matthias Mann umfassende Expertise im Bereich der Proteomikforschung gesammelt. Sein Fokus lag dabei auf der proteomischen Analyse schwerer Arzneimittelreaktionen, insbesondere der toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) – einer seltenen, aber potenziell tödlichen Reaktion der Haut auf Medikamente. Durch die Anwendung einer neuartigen Methode, der sogenannten “Deep Visual Proteomics”, welche im Labor von Matthias Mann entwickelt wurde, gelang es Thierry Nordmann, die Aktivierung der JAK/STAT-Signalweges als treibende Kraft dieser Krankheit zu identifizieren. Diese Erkenntnis ermöglichte erstmals eine zielgerichtete Therapie mittels JAK-Inhibitoren, welche nach vorklinischen Untersuchungen zu einer raschen Besserung bei sieben Patienten geführt hat. Thierry Nordmann erklärt: „Erstmalig konnte mithilfe der Proteomik-Forschung zeitnah ein klinisch relevanter Therapieansatz für diese schwerwiegende Erkrankung vorgeschlagen werden.“ Die Studie erweckte großes Interesse in der Wissenschaftsgemeinschaft und darüber hinaus.

    Oscar-Gans-Preis 2025
    Nun wurde Thierry Nordmann für die herausragende Forschungsarbeit mit dem Oscar-Gans-Preis 2025 geehrt. Der Preis wurde am 30. April auf der 53. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Berlin verliehen. Matthias Mann sagt: „Thierry Nordmann verbindet auf beeindruckende Weise Grundlagenforschung in der Molekularbiologie, technologische Innovation in der Proteomik und klinische Anwendung in der Dermatologie. Seine Forschung rettet Menschenleben und zeigt eindrucksvoll das Potenzial der Proteomik in der translationalen Medizin.“

    Neue Forschungsgruppe mit zukunftsweisenden Zielen
    Mit seiner neuen Forschungsgruppe „Molekulare und räumliche Biologie der Haut“ wird Thierry Nordmann die Hautforschung am MPIB weiter vorantreiben. „Der Erfolg unserer TEN-Studie motiviert mich enorm für die zukünftige Arbeit", erklärt er. „Wir verwenden die Haut als Modellsystem, um grundlegende biologische Mechanismen von Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Hautkrebs zu untersuchen.“

    Der Wissenschaftler wird dabei weiterhin auf die Stärken der Massenspektrometrie-Proteomik setzen und diese mit Methoden der künstlichen Intelligenz kombinieren. „Unser Ziel ist die Identifizierung krankheitsdefinierender molekularer Muster mit direkter medizinischer Relevanz. Wir konzentrieren uns besonders auf dermatologische Erkrankungen, bei denen mechanistische Erkenntnisse die klinische Praxis entscheidend verbessern können.

    Über Thierry Nordmann
    Dr. med. Dr. phil. nat. Thierry Nordmann, in der Schweiz und den USA aufgewachsen, studierte Medizin in Basel und Zürich. Unterstützt durch Fördergelder des Schweizerischen Nationalfonds absolvierte er seinen MD-PhD am Universitätsspital Basel und promovierte 2015 (Dr. med.) und 2016 (Dr. phil. nat.). Nach Abschluss seiner klinischen Ausbildung mit dem Facharzt für Dermatologie und Venerologie (2021) zog er nach München und war als Postdoktorand in der Abteilung Proteomik und Signaltransduktion unter der Leitung von Prof. Matthias Mann tätig. Seit 2024 ist er Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum der LMU.

    Zum Oscar-Gans-Preis
    Mit dem Oscar-Gans-Preis werden herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich im besonderen Maße dermatologischer Forschung widmen, für besonders hochwertige und innovative Arbeiten mit klinischer Relevanz in der experimentellen Dermatologie ausgezeichnet. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft verliehen und von der Firma Galderma unterstützt.

    Über das Max-Planck-Institut für Biochemie
    Das Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) in Martinsried bei München zählt zu den führenden internationalen Forschungseinrichtungen auf den Gebieten der Biochemie, Zell- und Strukturbiologie sowie der biomedizinischen Forschung. Mit rund 20 wissenschaftlichen Abteilungen und Forschungsgruppen und ungefähr 750 Mitarbeitenden ist das MPIB eines der größten Institute der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Das Institut befindet sich auf dem Life-Science-Campus Martinsried in direkter Nachbarschaft zu dem Max-Planck-Institut für Biologische Intelligenz, Instituten der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB).

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    Glossar:

    Deep Visual Proteomics: ist eine Methode die 2022 in der Abteilung Mann entwickelt wurde. Die Methode kombiniert moderne Mikroskopie, maschinelles Lernen, Lasermikrodissektion und ultra-sensitive Massenspektrometrie mit nachfolgenden bioinformatischen Analysen (Mund et al., Nature Biotechnology, 2022).

    JAK-Inhibitoren: Arzneimittel, die das JAK-Protein (Januskinase) hemmen und so den JAK/STAT-Signalweg blockieren.

    JAK/STAT-Signalweg: ist ein in den Zellen vorkommender Signalweg, an dem das JAK-Protein (Januskinase) und das STAT-Protein (Signal Tranducers and Activator of Transcription) beteiligt sind. Dieser Signalweg ist für verschiedene zelluläre Prozesse, einschließlich Entzündungen, Zellwachstum und Differenzierung, wichtig.

    Massenspektrometrie: ist eine analytische Technik, die Ionen nach ihrem Masse-zu-Ladung-Verhältnis trennt und misst, um chemische Substanzen oder Moleküle zu identifizieren und zu quantifizieren. Es handelt sich um eine grundlegende Technologie in der Proteomik, die die Identifizierung und Quantifizierung tausender Proteine in komplexen biologischen Proben ermöglicht.

    Omics-Technologie: ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Methoden in der Biotechnologie und Biologie, welche die globale Analyse von Biomolekülen in biologischen Systemen ermöglichen. Die Methodik hat das Potential den Gesamtzusammenhang von biologischen Systemen zu zeigen. Häufige „Omics“-Technologien sind: Genomics: untersucht das gesamte Genom, also die Gesamtheit der DNA in einer Zelle; Transcriptomics: analysiert das gesamte Set an RNA-Molekülen, die in einer Zelle produziert werden. Proteomics: untersucht das gesamte Set an Proteinen, das von einer Zelle oder einem Organismus produziert wird. Metabolomics: ist die Studie aller metabolischen Produkte (Metaboliten) in einer Zelle und Epigenomics: befasst sich mit der Gesamtheit aller epigenetischen Modifikationen in einem genetischen Material.

    Proteom: umfasst die Gesamtheit aller Proteine in einem Lebewesen, einem Gewebe oder einer Zelle zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das Proteom ist hoch dynamisch und reagiert auf die Anforderungen der Zelle, sowie auf Krankheiten oder Umwelteinflüsse.

    Proteomik: ist die Erfoschung des Proteoms.


    Contact for scientific information:

    Dr. med. Dr. phil. nat. Thierry Nordmann
    Forschungsgruppe „Molekulare und räumliche Biologie der Haut“
    Max-Planck-Institut für Biochemie
    Am Klopferspitz 18
    82152 Martinsried/ Planegg
    E-Mail: nordmann@biochem.mpg.de
    www.biochem.mpg.de/nordmann


    More information:

    https://www.biochem.mpg.de/neuer-mpib-forschungsgruppenleiter-thierry-nordmann-m... - PM auf Webseite vom MPI f. Biochemie
    https://www.biochem.mpg.de/bahnbrechende-technologie-ebnet-weg-fuer-lebensretten... - PM „Bahnbrechende Technologie ebnet den Weg für lebensrettende Behandlung bei tödlicher Hautreaktion“, 16.10.2024
    https://www.biochem.mpg.de/nordmann - Forschungsseite v. T. Nordmann


    Images

    Thierry Nordmann ist diesjähriger Preisträger des wichtigen Oscar-Gans-Preis 2025 im Fachbereich der Dermatologie. Seit April ist er außerdem neuer Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biochemie.
    Thierry Nordmann ist diesjähriger Preisträger des wichtigen Oscar-Gans-Preis 2025 im Fachbereich der ...
    Susanne Vondenbusch-Teetz
    MPI für Biochemie


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Contests / awards, Personnel announcements
    German


     

    Thierry Nordmann ist diesjähriger Preisträger des wichtigen Oscar-Gans-Preis 2025 im Fachbereich der Dermatologie. Seit April ist er außerdem neuer Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biochemie.


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