idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/06/2025 10:03

Bürgerenergie: Warum und wie die Politik sie fördern sollte

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

    Forschungsprojekt zeigt: Bürgerenergie beschleunigt den Ausbau erneuerbarer Energien, schiebt die Finanzierung der Energiewende an und sorgt für lokale Wertschöpfung sowie Akzeptanz. Etwa jedes fünfzehnte Windrad in Deutschland wird von einer der 2.500 bis 3.000 Energiegemeinschaften in Deutschland betrieben. Forschende empfehlen der neuen Bundesregierung, jetzt die EU-Zielsetzung umzusetzen und Energiegemeinschaften durch politische Ziele, Rahmenbedingungen und verbesserte digitale Vernetzung zu fördern.

    Berlin/Lüneburg, 6. Mai 2025 – Immer mehr Bürger*innen schließen sich zusammen, um vor Ort ihre eigene Energie zu erzeugen. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD bestärkt dieses Engagement: Die Parteien wollen, dass Verbraucher*innen die Energiewende aktiv mitgestalten – etwa durch Bürgerenergie, Mieterstrom oder Energy Sharing. Mit welchen Hemmnissen die Bürgerenergie noch konfrontiert ist und wie diese abgebaut werden können, zeigen Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Leuphana Universität Lüneburg: Im Impulspapier „Bürgerenergie fördern: Gemeinschaftlich die Energiewende beschleunigen“ der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nachwuchsgruppe SteuerBoard Energie empfiehlt das Forschungsteam der Politik, Bürgerenergie gemäß EU-Zielsetzung zu verankern und Ziele zu setzen. Auch sollten die Rahmenbedingungen auf Landes- und Bundesebene Bürgerenergie fördern, etwa indem Energy Sharing eingeführt oder Lieferantenpflichten vereinfacht werden. Energieerzeuger, Verbraucher*innen und Netzbetreiber müssten digital vernetzt werden, um die Kommunikation zu ermöglichen.

    Energiegemeinschaften: Von Pionieren der Erneuerbaren zu Transformationsakteuren

    In Erneuerbare-Energie-Anlagen wie Solarparks, Windkraftanlagen und Biomassekraftwerken, aber auch Wärmenetzen engagieren sich viele Bürger*innen und betreiben diese eigenverantwortlich. Die Mitglieder einer Bürgerenergiegemeinschaft beteiligen sich aktiv an der Planung, Finanzierung und dem Betrieb der Anlagen. Etwa jedes fünfzehnte installierte Windrad in Deutschland wird auf diese Weise von Bürger*innen betrieben. Im Jahr 2024 gab es etwa 2.500 bis 3.000 Energiegemeinschaften in Deutschland, schätzt die Forschungsgruppe.

    „Bürgerenergiegemeinschaften sind Pioniere beim Ausbau der erneuerbaren Energie“, erklärt Astrid Aretz, Energieexpertin am IÖW. „Bürgerenergie ermöglicht Menschen, an der Energiewende mitzuwirken und bindet sie in nachhaltige Wirtschaftsprozesse ein. Das schafft Akzeptanz und Wertschöpfung vor Ort und sorgt – etwa durch die Finanzierung – dafür, dass die Energiewende vorankommt. Ein Ausbau der Erneuerbaren verringert Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen und ermöglicht demokratische Teilhabe, soziale Inklusion sowie eine gerechtere Verteilung von Ressourcen. So werden die Gemeinschaften zu Transformationsakteuren und stärken die sozioökonomische Resilienz. Die Politik sollte dies als Chance erkennen und mehr fördern“, betont sie.

    Neue Bundesregierung: Energiegemeinschaften jetzt fördern

    Die EU sieht Bürgerenergie als einen zentralen Bestandteil, um die Energiewende zu beschleunigen und klimaneutral zu werden. Alle Mitgliedstaaten sind verpflichtet, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Impulspapier machen das IÖW und die Leuphana Universität Vorschläge, wie Energiegemeinschaften gefördert werden sollten. „Die EU-Solarenergie-Strategie sieht vor, dass in jeder Kommune mit mehr als 10.000 Einwohner*innen eine Energiegemeinschaft etabliert werden soll. Um solche Zielsetzungen zu erfüllen, sollte die neue Bundesregierung – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – Energiegemeinschaften fördern, politische Ziele verankern und ihren Fortschritt messbar machen“, so Lars Holstenkamp von der Leuphana Universität.

    „Was wir außerdem empfehlen: Bürgerenergie sollte auf Landes- und Bundesebene bessere Rahmenbedingungen bekommen. Anders als große Investoren im Bereich erneuerbarer Energien steht die Bürgerenergie vor spezifischen strukturellen und finanziellen Herausforderungen, so verfügen sie beispielsweise nur über begrenztes Eigenkapital und werden als risikoreicher bewertet. Auch die digitale Vernetzung sollte vorangetrieben und eine standardisierte Marktkommunikation etabliert werden“, macht der Volkswirt deutlich.

    Wie kann eine Kommune künftig aussehen, in der Energiegemeinschaften gefördert werden? Das zeigen die Forschenden in einem Zukunftsbild, das etwa erklärt, wie Bürgerbanken oder ein Kompetenzzentrum Bürgerenergie die gemeinschaftliche Energieerzeugung empowern.

    Online-Vorstellung der Empfehlungen bei den Berliner Energietagen am 7. Mai 2025

    Am 7. Mai 2025 stellt das Projekt die Empfehlungen des Impulspapiers von 15:00–16:30 Uhr in der Online-Veranstaltung „Die Rolle der Energiegemeinschaften im zukünftigen Energiesystem“ bei den Berliner Energietagen vor. Hier können Sie sich kostenfrei anmelden: https://www.energietage.de/event/d169-die-rolle-der-energiegemeinschaften-im-zuk...

    Über das Projekt

    Astrid Aretz vom IÖW und Lars Holstenkamp von der Leuphana Universität Lüneburg und dem Ecolog-Institut leiten die Nachwuchsgruppe „SteuerBoard Energie“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Schwerpunkt Sozial-ökologische Forschung gefördert wird. Gemeinsam mit vier Doktorand*innen forschen sie zur Frage, welche Governance Energiegemeinschaften brauchen, um ihre Potenziale zu entfalten. Das Team untersucht etwa spezifische Modelle wie Energy Sharing oder Pooling von Speichern und deren sozio-ökonomische und ökologische Wirkung. Daneben erforscht es die Governance für Energiegemeinschaften in allen europäischen Mitgliedsstaaten und deren Einfluss auf Transformationspfade. Zur Projekt-Website: https://www.steuerboard-energie.org/

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Weitere Informationen:

    • Impulspapier „Bürgerenergie fördern: Gemeinschaftlich die Energiewende beschleunigen“: https://www.ioew.de/impulse-energiegemeinschaften

    • Download Zukunftsbild (Copyright: Volker Haese/SteuerBoard Energie 2025): https://www.steuerboard-energie.org/app/download/14856768532/SteuerBoard+Energie...

    Pressekontakt:

    Richard Harnisch
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Telefon: +49–30–884 594-16
    E-Mail: kommunikation@ioew.de

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 60 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.

    http://www.ioew.de/

    Das Institut für Nachhaltigkeitssteuerung (INSUGO) ist Teil der Fakultät Nachhaltigkeit der Leuphana Universität Lüneburg. Im Mittelpunkt des Handelns der Mitarbeiter*innen des Instituts für Nachhaltigkeitssteuerung steht die Frage: Durch welche öffentlichen Institutionen und Regelungssysteme kann das normative Ziel der Nachhaltigkeit in einer komplexen und pluralen Gesellschaft erreicht werden? Die Beantwortung dieser Frage erfolgt durch wissenschaftliche Forschung, akademische Lehre und Praxistransfer zu Themen der öffentlichen Nachhaltigkeitssteuerung.

    https://www.leuphana.de/institute/insugo.html


    Contact for scientific information:

    Dr. Astrid Aretz
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Telefon: +49–30–884 594-17
    E-Mail: astrid.aretz@ioew.de

    Dr. Lars Holstenkamp
    Leuphana Universität Lüneburg
    Telefon: +49–4131–677-1931
    E-Mail: lars.holstenkamp@leuphana.de


    Original publication:

    Astrid Aretz, Lars Holstenkamp (2025): Bürgerenergie fördern: Gemeinschaftlich die Energiewende beschleunigen, IÖW-Impulse 10, Mai 2025
    https://www.ioew.de/impulse-energiegemeinschaften


    Images

    Das Impulspapier zeigt, warum und wie die Politik Bürgerenergie fördern sollte
    Das Impulspapier zeigt, warum und wie die Politik Bürgerenergie fördern sollte

    Illustration: Volker Haese/SteuerBoard Energie 2025

    Zukunftsbild: Energiegemeinschaften könnten vor Ort viel leisten
    Zukunftsbild: Energiegemeinschaften könnten vor Ort viel leisten

    Illustration: Volker Haese/SteuerBoard Energie 2025


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Economics / business administration, Energy, Environment / ecology, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Das Impulspapier zeigt, warum und wie die Politik Bürgerenergie fördern sollte


    For download

    x

    Zukunftsbild: Energiegemeinschaften könnten vor Ort viel leisten


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).