Prof. Elena Conti, PhD (München) und Prof. Dr. Jörn Piel (Zürich) erhalten traditionsreichen Jung-Preis für Medizin, Dr. med. Benjamin Ruf (Tübingen) mit Jung-Karriere-Förderpreis geehrt, Prof. Wolf-Herman Fridman, MD, PhD, (Paris) mit Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet
Welche Forschenden treiben die Fortschritte in der Medizin entscheidend voran? Die Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung zeichnet heute bahnbrechende Entdeckungen aus, die neue Wege in der Behandlung schwerer Erkrankungen ermöglichen. Bereits seit 1976 verleiht die in Hamburg ansässige und unabhängige Stiftung den prestigeträchtigen und hochdotierten Jung-Preis für Medizin. In diesem Jahr zeichnet die Stiftung damit Prof. Elena Conti, PhD, Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München, und Prof. Dr. Jörn Piel, Mikrobiologe und Leiter der Forschungsgruppe Bakterielle Naturstoffe am Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich aus. Der Jung-Karriere-Förderpreis geht an Dr. med. Benjamin Ruf, Arzt und Forscher an der Medizinischen Fakultät sowie in der Klinik für Innere Medizin I in Tübingen. Mit der Jung-Medaille für Medizin in Gold ehrt die Jung-Stiftung das wissenschaftliche Lebenswerk von Prof. Wolf-Herman Fridman, MD, PhD, Professor Emeritus der Immunologie am Cordeliers Research Centre der Université Paris Cité. Die Preisverleihung findet am Abend in der Hanse Lounge in Hamburg im Kreise der Jung-Familie statt. Mit ihren jährlich verliehenen Preisen würdigt die Jung-Stiftung herausragende wissenschaftliche Leistungen, die das Potenzial haben, Diagnostik und Therapie nachhaltig zu verändern oder dies bereits getan haben. Mit den Auszeichnungen sowie Stipendien im Gesamtwert von bis zu 650.000 Euro im Jahr fördert sie exzellente Wissenschaft und bringt medizinische Innovationen voran, die für Patient:innen weltweit entscheidend sein können.
Prof. Elena Conti (München) – Präzise Kontrolle über die Botschaften der Zelle
Prof. Elena Conti, PhD (58), Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München, erforscht, wie Zellen fehlerhafte Boten-RNAs (mRNAs) erkennen und abbauen. Besonders interessiert sie sich für krankheitsrelevante Mutationen in diesen Mechanismen, die sie mit neuesten Methoden entschlüsselt. Denn Störungen in diesem Prozess können neurodegenerative Erkrankungen wie ALS und Spinale Muskelatrophie (SMA), bestimmte Krebsarten und genetisch bedingte Stoffwechselstörungen begünstigen. Ihre Arbeit in diesem Feld hat entscheidend dazu beigetragen, das Zusammenspiel molekularer Maschinen zu verstehen. Für diese Forschung erhält sie in diesem Jahr den Jung-Preis für Wissenschaft und Forschung, den sie sich mit Prof. Dr. Jörn Piel teilt. Mit ihrem Teil des Preisgelds möchte sie eine neue, vielversprechende Hypothese zu einer speziellen Mutation im Exosom-Komplex weiterverfolgen, die eine Schlüsselrolle im RNA-Abbau spielt.
Für Conti ist Wissenschaft eine Leidenschaft, die sie über Jahre entdeckte – inspiriert von exzellenten Lehrern und Mentoren. „Forschung ist für mich wie ein großes Puzzle. Man sammelt einzelne Beobachtungen, fügt sie zusammen, und plötzlich entsteht ein Bild“, beschreibt sie ihre Faszination. Abseits der Wissenschaft findet sie Ausgleich in der Natur oder beim Tennisspielen, „auch, wenn meine Tochter immer gewinnt“, wie sie lachend erzählt.
Prof. Dr. Jörn Piel (Zürich) – Die verborgene Apotheke der Natur erschließen
Prof. Dr. Jörn Piel (58), Mikrobiologe und Leiter der Forschungsgruppe Bakterielle Naturstoffe am Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich, erforscht die enorme Vielfalt von Bakterien, die bislang nicht im Labor kultiviert werden konnten – und damit eine unerschlossene Quelle potenzieller Wirkstoffe darstellen. Viele dieser Mikroorganismen produzieren bioaktive Substanzen, die vielversprechend für neue Krebsmedikamente, Antibiotika und antivirale Therapien sein könnten. Doch oft sind diese Stoffe in der Natur nur in winzigen Mengen verfügbar. Piels Forschung zielt darauf ab, ihre Gene in Labormodellen nachzubilden, um eine nachhaltige Produktion zu ermöglichen.
Die Faszination für Chemie entdeckte Piel früh – ausgelöst durch eine abenteuerliche Familiengeschichte über gescheiterte Raketenexperimente im Wohnzimmer. „Mich motiviert der Entdeckergeist“, sagt er. „Es ist, als würde man völlig neue Lebensformen aufspüren – mit dem Potenzial, die Medizin zu revolutionieren.“ Mit seinem Teil des Preisgelds aus dem Jung-Preis für Medizin, den er in diesem Jahr von der Jung-Stiftung gemeinsam mit Prof. Elena Conti, PhD verliehen bekommt, möchte er die Entwicklung innovativer biotechnologischer Methoden vorantreiben, um diese verborgen gebliebenen Naturstoffe nutzbar zu machen. Privat begeistert er sich für die Kulinarik fremder Kulturen – eine Leidenschaft, die er augenzwinkernd mit seiner Forschung verbindet: „Auch hier ist das Ergebnis nicht immer vorhersehbar – aber oft eine echte Entdeckung.“
Dr. med. Benjamin Ruf (Tübingen) – Das Immunsystem als Schlüssel zur Krebsbekämpfung
Dr. med. Benjamin Ruf (34), Arbeitsgruppenleiter im M3 Forschungszentrum für Malignom, Metabolom und Mikrobiom der medizinischen Fakultät Tübingen widmet sich der personalisierten Krebstherapie. Sein Fokus liegt auf der Frage, wie das körpereigene Immunsystem gezielt gegen Tumore eingesetzt werden kann. Denn Tumorzellen entwickeln raffinierte Mechanismen, um sich vor der Immunabwehr zu verstecken – Rufs Forschung zielt darauf ab, diese Barrieren zu durchbrechen und neue immunbasierte Behandlungsstrategien für schwer therapierbare Krebsarten zu entwickeln. Als Arzt in Weiterbildung an der Klinik für Innere Medizin I in Tübingen erlebt Ruf täglich, wie dringend neue Therapien benötigt werden. „Unsere Behandlungsmöglichkeiten sind oft nicht optimal. Die Forschung gibt mir die Hoffnung, dass wir eines Tages neue Ansätze finden, die das Leben von Krebspatienten spürbar verbessern“, erklärt er. Sein Ansatz kombiniert genetische Analysen mit einer präzisen Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Tumor und Immunsystem, um maßgeschneiderte Therapieoptionen zu ermöglichen. Darüber hinaus ist Ruf Teil des einzigen onkologischen Exzellenzclusters in Deutschland, dem „iFIT“ (Image Guided & Functionally Instructed Tumor Therapies), der an der Medizinischen Fakultät Tübingen beheimatet ist. Mit dem Jung-Karriere-Förderpreis in Höhe von 210.000 Euro möchte er dieses innovative Konzept weiterentwickeln. In seiner Freizeit sucht er Ausgleich in der Bewegung – sei es beim Radfahren, Laufen oder im Fitnessstudio. „Auch Forschung ist ein Langstreckenlauf – aber mit jedem Schritt kommen wir dem Ziel näher“, sagt er mit einem Lächeln.
Prof. Wolf-Herman Fridman (Paris) – Pionier der Immunonkologie
Prof. Wolf-Herman Fridman (79), MD, PhD, ist einer der Wegbereiter der Immunonkologie – dem Forschungsfeld, das das körpereigene Immunsystem zur Krebsbekämpfung nutzt. Der heutige Professor Emeritus der Immunologie am Cordeliers Research Centre der Université Paris Cité entdeckte bereits in den 1960er-Jahren, dass das Immunsystem von Leukämie-Patient:innen eigene Tumorzellen erkennen kann – eine bahnbrechende Erkenntnis, die den Grundstein für moderne Krebstherapien legte. Seine Forschung zeigte, dass die Immunabwehr entscheidend im Tumormikromilieu gesteuert wird, also direkt im Umfeld des Tumors. Dieser Ansatz führte zur Entwicklung von Immuntherapien, die heute bei verschiedenen Krebsarten eine vollständige Heilung ermöglichen.
„Als ich anfing, galt Krebs als unheilbar – heute können wir ihn mit dem Immunsystem bekämpfen“, beschreibt Fridman die Revolution seines Fachgebiets. Seine Erkenntnisse trugen dazu bei, dass gezielte Antikörpertherapien, die das Immunsystem aktivieren, weltweit in der Onkologie etabliert wurden. Für sein Lebenswerk wird er mit der Jung-Medaille für Medizin in Gold geehrt. Mit dem zugehörigen Stipendium möchte er eine Nachwuchswissenschaftler:in fördern, die diesen Forschungsweg weiterführt. Neben der Wissenschaft begeistert er sich für Kunst, Musik und Literatur – und genießt es, sich in fremden Städten zu verlieren. „Neugier treibt mich – sei es in der Forschung oder auf meinen Reisen.“
Einladung zum 5. Jung-Symposium
Wer tiefer in die Forschungsergebnisse der diesjährigen Preisträger:innen eintauchen möchte, hat am 16. Mai 2025 die Gelegenheit dazu. Beim 5. Jung-Symposium „Ausgezeichnete Humanmedizin 2025“ präsentieren Prof. Elena Conti, Prof. Dr. Jörn Piel, Prof. Wolf-Herman Fridman und Dr. med. Benjamin Ruf ihre Arbeiten in spannenden Vorträgen. Die Veranstaltung findet von 13:00 bis 16:00 Uhr im Ian K. Karan Hörsaal, Campus Lehre (Gebäude N55) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) statt und wird zudem per Livestream übertragen.
Alle Informationen, das aktuelle Programm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung stehen unter https://jung-stiftung.de/en/symposium-2025/ zur Verfügung. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.
https://jung-stiftung.de/en/symposium-2025/ Anmeldung zum 5. Jung-Symposium "Ausgezeichnete Humanmedizin 2025"
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Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung
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Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
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