„Vergessene“ Hülsenfrucht bietet großes Potenzial für nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme in Europa – Studie des EU-Projekts BioValue unter Leitung der JLU
Sie ist resistent gegen Trockenheit und verträgt auch hohe Niederschläge. Sie bindet Stickstoff und kann so den Bedarf an Düngemitteln verringern. Richtig verarbeitet kann sich die Platterbse zudem einen Platz in der innovativen, gesunden Küche erobern. Ein Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat im Rahmen des EU-Projekts BioValue das beträchtliche Potenzial der derzeit kaum genutzten Platterbse (Lathyrus sativus) untersucht. Die Fallstudie, die sie gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Serbien, Spanien, Frankreich durchgeführt haben, ist in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.
Moderne Agrar-Lebensmittelsysteme erfordern Pflanzen, die gegen Klimaveränderungen resistent sind, eine nachhaltige Landwirtschaft sowie die Ernährungsvielfalt fördern und bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommen. Wie „vergessene“ Pflanzen zur Bewältigung dieser Herausforderungen genutzt werden können, hat das Forschungsteam am Beispiel der Platterbse untersucht. Im Fokus standen europäische Agrar-Lebensmittel-Wertschöpfungsketten, insbesondere in Deutschland und Spanien.
Die Platterbse, eine Hülsenfrucht, ist eine der ältesten kultivierten Pflanzen. Heutzutage wird sie jedoch kaum noch angebaut und hauptsächlich als Futtermittel verwendet. Dabei bietet die Platterbse zahlreiche Vorteile für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit: Sie kann sich an unterschiedliche klimatische Bedingungen anpassen und besitzt eine bemerkenswerte Toleranz sowohl gegenüber Trockenheit als auch gegenüber übermäßigen Niederschlägen. Dies macht sie zu einer widerstandsfähigen Kandidatin für Regionen mit unvorhersehbaren Witterungsmustern. Zudem bereichert sie Fruchtfolgen, was insbesondere für den ökologischen Landbau von Vorteil ist: Als stickstoffbindende Leguminose verbessert sie auf natürliche Weise die Bodenfruchtbarkeit, verringert die Abhängigkeit von synthetischen Düngemitteln und fördert umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken.
Durch geeignete Züchtungsstrategien und Verarbeitungsmethoden lassen sich zudem die vorteilhaften ernährungsphysiologischen Eigenschaften wie der hohe Proteingehalt und das Nährstoffprofil verbessern. Roh sollten die Samen der Platterbse nicht gegessen werden, da sie Inhaltsstoffe enthalten, die bei regelmäßigem Verzehr Nervenschäden verursachen können. Deshalb ist es wichtig, die Samen richtig zu verarbeiten: Methoden wie Einweichen, Fermentieren, Kochen, Rösten oder Keimen verbessern die Verträglichkeit und den Nährwert.
Die Platterbse eignet sich gut für die Entwicklung innovativer Produkte, die Trends in der modernen Küche entsprechen. Im Rahmen des Projekts BioValue wurden bereits zwei kulinarische Verwendungsmöglichkeiten für die Platterbse entwickelt: ein Eintopf aus Buchweizen, Platterbsen und Aubergine sowie Kräcker aus Platterbsensamen- und Kichererbsenmehl.
„Um das Potenzial dieser ‚vergessenen‘ Pflanze zu nutzen, sind angepasste Anbaumethoden und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich – vom Anbau bis zum fertigen Lebensmittel“, so die Erstautorin der Studie, Dr. Irina Solovieva, die an der JLU im Zentrum für Umwelt und Entwicklung (ZEU) und im Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme (ZNE) forscht. „Zudem erweisen sich die kostengünstige Preisgestaltung von Produkten aus Platterbsen und die Kommunikation ihrer ernährungsphysiologischen, ökologischen und sozialen Vorteile als entscheidend.“
Finanziert wurde die Studie unter der Leitung der JLU durch das EU-Projekt BioValue (Fork-to-farm agent-based simulation tool augmenting BIOdiversity in the agri-food VALUE chain), das im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101000499 gefördert wurde.
Dr. Irina Solovieva
Zentrum für Umwelt und Entwicklung / Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme
Justus-Liebig-Universität Gießen
E-Mail: irina.solovieva@agrar.uni-giessen.de
Solovieva, I.; Miteva-Bölter, P.; Knez, M.; Bessai, A.-K.; Barilli, E.; Kasperczyk, N.; Ranic, M.; Gurinovic, M.; Luna Casado, P.J.; Alba Morales, N.; et al. Exploring the Potential and Challenges of Lathyrus sativus (Grass Pea) in European Agri-Food Value Chains: A Cross-Country Analysis. Sustainability 2025, 17, 3283.
https://doi.org/10.3390/su17083283
http://www.biovalue-project.eu/de/
Die wenig genutzte Platterbse, eine der ältesten Kulturpflanzen, bietet zahlreiche Vorteile für eine ...
Nadja Kasperczyk
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Biology, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results
German
Die wenig genutzte Platterbse, eine der ältesten Kulturpflanzen, bietet zahlreiche Vorteile für eine ...
Nadja Kasperczyk
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