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09/06/2004 16:22

Europäischer Kardiologenkongress 2004: Deutsche Kardiologen ziehen positive Bilanz

Christiane Limberg Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Nicht nur die Gastgeber-Stadt München zieht eine höchst positive Bilanz über Umsätze und Image-Plus durch den Europäischen Kardiologenkongress mit seinen rund 25.000 Besuchern, der auf dem Gelände der Messe München (IMC) zu Ende ging. Auch Deutschlands Kardiologen, die mit rund 454 wissenschaftlichen Präsentationen auf dem Kongress ganz vorne mit dabei waren, zeigen sich zufrieden.

    München, September 2004 - Fast eine Woche lang drehte sich in München alles ums Herz. Zunächst untersuchten rund 100 Ärzte und Schwestern für allem von der Universitätsklinik Großhadern in ihrer Freizeit auf der Publikumsveranstaltung "For Your Hearts Sake - Mehr Herz fürs Herz" auf dem Odeonsplatz bei rund 2000 Menschen Blutfette und Blutdruck, und erstellten anschließend ein individuelles Risikoprofil. Auf dem wissenschaftlichen Jahreskongress der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) nahmen dann vom 28. August bis 1. September cirka 25.000 Besucher teil, darunter 20.000 praktizierende Herz-Spezialisten.

    Deutsche Kardiologen stellten dabei nicht nur das größte Besucherkontingent, sondern waren auch wissenschaftlich besonders präsent: Von den rund 2.700 wissenschaftlichen Präsentationen beim Kongress stammten immerhin 454 von deutschen Experten. "Das zeigt, auf wie breiter Basis wir in Deutschland nicht nur eine hervorragende kardiologische Versorgung, sondern auch eine hochkarätige Forschung betreiben", sagt Prof. Dr. Eckart Fleck, Direktor der Abteilung für Kardiologie des Deutschen Herzzentrums in Berlin und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

    Das wird auch von der Europäischen Kardiologenvereinigung ESC anerkannt: Täglich gab es während des Kongresses Live-Übertragungen aus deutschen Krankenhäusern und Universitätskliniken wie Leipzig, München, Aachen oder Erlangen, in denen neue Untersuchungstechniken und Eingriffe aus der Praxis demonstriert und kommentiert wurden.

    Bahnbrechende Erkenntnisse zu Risikofaktoren

    Besonders beeindruckend, waren sich die Herz-Spezialisten einig, sind unter Präventions-Gesichtspunkten unter anderem die Ergebnisse der in München vorgestellten Interheart-Studie, wonach neun Risikofaktoren für 90 Prozent des Herzinfarkt-Risikos verantwortlich sind. Prof. Fleck: "Das bietet neue Perspektiven für die Prävention. Allein das Rauchen und ein abnormes Verhältnis von bestimmten Blutfetten, von Apolipoprotein B zu Apolipoprotein A-1, verbunden mit ungünstigen Diäten, ermöglichen gemeinsam die Vorhersage von mehr als zwei Drittel der Infarkte."

    Stärkere Kooperation von Herz- und Diabetes-Spezialisten gefordert

    Von praktischer und richtungsweisender Bedeutung, so Prof. Dr. Eberhard Standl, Chefarzt am Städtischen Krankenhaus München-Schwabing (III. Med. Abt.), sei der Umstand, dass auf dem Herz-Kongress Diabetes ("Zuckerkrankheit") ein Schwerpunktthema war: "Damit hat das Thema Diabetes zu Recht verstärkt in die Kardiologie Einzug gehalten. Schließlich haben 75 Prozent aller Diabetiker auch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, und 75 Prozent aller Herzinfarkt-Patienten weisen einen Diabetes oder seine Vorstufe, eine gestörte Glukose-Toleranz auf. Konsequenter Weise wurde in München, gestützt auf die internationale Studie EuroHeart, ein routinemäßiger Diabetes-Check für Herzpatienten gefordert." Dadurch könnten in vielen Fällen Diabetes-Langzeitfolgen wie Schädigungen des Herzens, des Gehirns, der Nieren oder der Augen vorgebeugt werden.

    Selektiver Cannabinoid Typ 1 Blocker gegen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren

    Auf dem Kongress wurden auch eine Reihe von aktuellen Erkenntnissen und neuen Entwicklungen auf dem Arzneimittelsektor präsentiert. Aufsehen erregten etwa die in München vorgestellten Daten zum neuartigen Wirkstoff Rimonabant, einem so genannten Selektiven Cannabinoid Typ 1 Blocker, der sich gegenwärtig in der Phase III einer klinischen Studie befindet. Mit Rimonabant wird das Körpergewicht und das Bauchfett reduziert, das Blutfett-Profil verbessert und eventuell auch das Aufhören mit dem Rauchen unterstützt. Damit wirkt es offensichtlich gegen eine Reihe von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

    Innovative medikamentöse Behandlungen

    Die ACTION-Studie mit mehr als 7600 teilnehmenden Patienten zeigte, dass der früher häufig verwendete blutdrucksenkende Wirkstoff Nifedipine GITS in einer lang wirkenden Version bei Angina Pectoris-Patienten mit hohem Blutdruck Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern kann.

    Auch die zur Blutdrucksenkdung eingesetzten Sartane, so wurde berichtet, haben positive Wirkungen auf die Verhinderung von Nierenfunktionsstörungen bei Diabetes, und reduzieren die Schlaganfalls-Häufigkeit.

    Als besonders positiv vermerkten Experten, dass die so genannten Drug Eluting Stents (DES) - also Medikamenten-beschichtete, in Gefäß-Engen eingebrachte Stützen, die kontinuierlich Wachstum-hemmende Wirkstoffe abgeben - bewahrheiten ihre Wirksamkeit auch in Untersuchungen großer Patientenzahlen ("CYPHER-Register"), und bleiben auch über mehr als zwei Jahre ohne Komplikationen.

    Außerdem verhärteten sich auf dem ESC auch die Erkenntnisse, dass das Fortschreiten einer gefährlichen Aortenstenose - einer Verengung der Herzklappe zwischen linker Kammer und Hauptschlagader - durch den Einsatz von Blutfett-Senkern vom Typ der Statine gebremst und so bereits sehr früh in das Krankheitsgeschehen eingegriffen werden kann. Bisher konnte die Entwicklung der Aortenstenose nicht beeinflusst werden. Bei bestehender hochgradiger Einengung ist die einzige Therapieoption ein künstlicher Klappenersatz, dessen Wirksamkeit auch bei über 80jährigen nachgewiesen ist.

    Stammzellen-Therapie: "Back to the bench"

    "Mehr experimentelle Erkenntnisse vor der therapeutischen Anwendung" heiße es jetzt für die Zelltherapie, fasste Prof. Dr. Stefanie Dimmler von der Universitätsklinik in Frankfurt die neuesten Entwicklungen auf diesem Zukunftsgebiet in der abschließenden Sitzung des ESC-Kongresses zusammen. "Ob die Stammzellen tatsächlich Muskelfasern ausbilden, ist noch umstritten."

    Interessante neue Erkenntnisse gibt es im Zusammenhang mit Ateriosklerosse und Entzündungen, sowie dem Alterungsprozess in der Gefäßwand, der durch Erytropötin - ein Anreger der Blutzell-Entwicklung - verzögert wird. Dies könnte künftig für gezielte medikamentöse Therapien genutzt werden.

    Vorzeigbare Fortschritte gab es auch im Bereich der "nicht-invasiven Bildgebung", also der Möglichkeit, immer bessere Abbildungen des Körperinneren zu produzieren, ohne dabei in den Körper eindringen zu müssen. Schichtbildverfahren ermöglichen immer präzisere Abbildungen von Funktionen und Organen, wodurch oft bereits im Vorfeld einer Erkrankung eine Diagnose gesichert werden kann.

    Forschungsförderung gefordert

    Insgesamt, so DGK-Pressesprecher Prof. Fleck, habe der ESC nicht nur die beeindruckenden Fortschritte der modernen Kardiologie und ihre praktische Bedeutung für Patienten gezeigt, sondern auch, dass deutsche Kardiologen zu all diesen Entwicklungen Wesentliches beitragen: "Durch gezielte schwerpunktmäßige Förderung gerade in Bereichen der Herz-Kreislauf-Medizin sollte noch mehr zu erreichen sein. Hier ist auch die Politik gefordert, denn die Entwicklung der Herzmedizin ist von sehr großer Bedeutung für die künftige Entwicklung der Gesundheitsinvestitionen."

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie werde nicht nur selbst - und in Kooperation mit der Deutschen Herz-Stiftung - weiterhin Initiativen in Richtung vermehrter Aufklärung möglichst breiter Bevölkerungskreise betreiben, sondern stehe auch bereit, Aktivitäten seitens der Gesundheitspolitik zu unterstützen.

    Die DGK ist nicht nur die älteste (Gründung 1927), sondern mit ihren 4.900 Mitgliedern auch die größte Fachgesellschaft im Herzbereich in Europa.

    Kontakt für deutschsprachige Medien:
    Dr. Birgit Kofler, Roland Bettschart
    B&K - Bettschart und Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH
    e-mail: kofler@bkkommunikation.at
    Mobil: +43 (0) 676 6368930


    More information:

    http://www.escardio.org


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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