Neue Studie zeigt mit Hilfe von Lipidomik und datenwissenschaftlichen Instrumenten, wie Meeresplankton auf veränderte Ozeanbedingungen reagiert
In der Studie, die in Zusammenarbeit zwischen dem MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) durchgeführt wurde, wurden groß angelegte Datensätze zur großräumigen Verteilung planktonabgeleiteter Lipide im Ozean, die von der WHOI im Jahr 2022 veröffentlicht wurden, neu analysiert. „Diese Studie zeigt den Wert von Open Science“, sagt Erstautorin Dr. Weimin Liu vom MARUM. „Durch die Anwendung neuer Methoden auf frei zugängliche Daten haben wir früher verborgene Muster der Planktonanpassung aufgedeckt.“
Die Datensätze mit insgesamt über 200 Gigabyte Massenspektrometrie-Daten enthalten Lipidprofile – Schlüsselkomponenten von Zellmembranen – von 930 Proben, die im Atlantik, Pazifik und im arktischen Ozean in Tiefen von der Oberfläche bis zu 400 Metern gesammelt wurden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen, die sich nur auf bekannte Moleküle konzentrieren, wurden in dieser Studie auch unbekannte Lipide mittels einer Netzwerkanalyse einbezogen, um die Daten für sich selbst sprechen zu lassen. Dieser Ansatz ermöglichte einen umfassenderen und weniger verzerrten Blick auf die Lipidvielfalt im Meeresplankton.
Die Analyse zeigte, dass die Lipidprofile von Plankton eng mit ihrer Umgebung verbunden sind. Die zahlenmäßig größte Lipidvielfalt wurde in kalten polaren und subpolaren Ozeanen gefunden, wo Plankton eine breitere Palette von Strategien – wie die Verkürzung von Fettsäureketten – einsetzt, um seine Zellmembranen flüssig zu halten. In wärmeren, offenen Ozeanen beobachtete das Team Verschiebungen in der Lipidverteilung, die wahrscheinlich Anpassungen an eine geringe Nährstoffverfügbarkeit widerspiegeln. In den tieferen Gewässern dieser Regionen produzierte das Plankton vermehrt ungesättigte Fettsäuren, um mit den schlechten Lichtverhältnissen zurechtzukommen.
„Diese Veränderungen der Lipide zeigen, wie sich Planktongemeinschaften an ihre Umgebung anpassen“, so Dr. Liu. „Da das Plankton, insbesondere das Phytoplankton, die Grundlage der Ökosysteme der Ozeane bildet, können seine Reaktionen auf das gesamte marine Nahrungsnetz ausstrahlen und zu weitreichenden, manchmal unerwarteten Konsequenzen führen.“
Diese Forschung zeigt, wie die Kombination von Umwelt-Lipidomik mit Datenwissenschaft die Mechanismen hinter der Anpassung von Plankton aufdecken kann – und damit neue Einblicke in die Funktionsweise mariner Ökosysteme bietet. Die Studie profitierte vom Aufbau cheminformatischer Expertise im Exzellenzcluster „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“, der am MARUM angesiedelt ist.
Beteiligte Einrichtungen:
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
Woods Hole Oceanographic Institution, USA
Lamont-Doherty Earth Observatory, Columbia University, USA
Das MARUM gewinnt grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle des Ozeans und des Meeresbodens im gesamten Erdsystem. Die Dynamik des Ozeans und des Meeresbodens prägen durch Wechselwirkungen von geologischen, physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen maßgeblich das gesamte Erdsystem. Dadurch werden das Klima sowie der globale Kohlenstoffkreislauf beeinflusst und es entstehen einzigartige biologische Systeme. Das MARUM steht für grundlagenorientierte und ergebnisoffene Forschung in Verantwortung vor der Gesellschaft, zum Wohl der Meeresumwelt und im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es veröffentlicht seine qualitätsgeprüften, wissenschaftlichen Daten und macht diese frei zugänglich. Das MARUM informiert die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse der Meeresumwelt, und stellt im Dialog mit der Gesellschaft Handlungswissen bereit. Kooperationen des MARUM mit Unternehmen und Industriepartnern erfolgen unter Wahrung seines Ziels zum Schutz der Meeresumwelt.
Dr. Weimin Liu
Organische Geochemie
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
Telefon: +49 421 218 65742
E-Mail: wliu@marum.de
W. Liu, H. C. Holm, J. S. Lipp, H. F. Fredricks, B. A. Van Mooy, K. U. Hinrichs, Unraveling plankton adaptation in global oceans through the untargeted analysis of lipidomes. Sci. Adv. 11, eads4605 (2025). doi:10.1126/sciadv.ads4605
Mit diesem Server analysierten die Autoren umfangreiche Datensätze über die großräumige Verteilung v ...
Weimin Liu
Weimin Liu
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
Mit diesem Server analysierten die Autoren umfangreiche Datensätze über die großräumige Verteilung v ...
Weimin Liu
Weimin Liu
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).