Erneuter Erfolg für Spitzenforschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Gleich zwei neue überregionale Sonderforschungsbereiche (Transregio-SFBs) mit Sprecherschaft der Charité können im Oktober ihre Arbeiten aufnehmen. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt entschieden. Welche zellulären Prozesse sind für die stoffwechselbedingte Fettlebererkrankung verantwortlich? Und welche davon lassen sich therapeutisch nutzen? Zukunftsrelevante Fragen, denen eines der beiden Vorhaben nachgeht. Wie sich das Wissen über die innere Uhr besser für die Medizin nutzen lässt, erforscht das andere. Für zunächst knapp vier Jahre erhalten beide Verbünde zusammen rund 24 Millionen Euro.
24 Millionen Euro für die Erforschung des Leberstoffwechsels und der inneren Uhr
Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung anspruchsvoller, langfristig angelegter Forschungsvorhaben im Verbund und dienen der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Einrichtungen. Bis zu zwölf Jahre lang können sie durch die DFG unterstützt werden, das Auswahlverfahren ist hoch kompetitiv.
Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt: „Nachdem die Charité in der vergangenen Woche die Zusage erhalten hat, dass die DFG zwei Exzellenzcluster unter unserer Leitung fördern wird und dieses Ergebnis unsere Bedeutung in der Berliner Wissenschaftslandschaft schon deutlich gestärkt hat, freuen wir uns über weitere gute Nachrichten. Beide Sonderforschungsbereiche, die jetzt von der DFG eine Förderzusage erhalten haben, tragen dazu bei, die Gesunderhaltung der Menschen in den Fokus zu nehmen. Prävention wird ein wesentlicher Faktor sein, wenn die Frage zu beantworten ist, wie unser Gesundheitssystem auf Dauer aufrechterhalten werden kann. Dass uns diese beiden Erfolge gelungen sind in einer Zeit, in der die finanziellen Rahmenbedingungen durch das Land nicht optimal ausgestaltet sind, ist besonders bemerkenswert und ein Kompliment an die Verantwortlichen dieser Forschungsprojekte.“
Prof. Joachim Spranger, Dekan der Charité, sagt: „Nach dem Erfolg in der Exzellenzstrategie in der vergangenen Woche freut uns die Bewilligung der neuen überregionalen Sonderforschungsbereiche mit Sprecherschaft der Charité ganz besonders. Die Entscheidungen verdeutlichen einmal mehr die Forschungsstärke der Berliner Universitätsmedizin und es ist eine Anerkennung unserer Forschungsleistung. Beide Verbünde können ihre richtungsweisenden Forschungsarbeiten nun voranbringen. Ich danke den Teams für ihre Ausdauer im Bewerbungsprozess und gratuliere ganz herzlich zu diesem tollen Ergebnis.“
Die neuen Sonderforschungsbereiche im Einzelnen:
Stoffwechselbedingte Fettlebererkrankung im Fokus: SFB/Transregio von Charité und TU Dresden
Medizinisch wird zwischen der durch Alkoholkonsum verursachten und der stoffwechselbedingten Fettleber unterschieden. Letztere bezeichnen Fachleute auch als metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD). Häufige Ursachen sind ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Ein Großteil der Patient:innen ist übergewichtig, ebenso können Stoffwechselstörungen und Diabetes eine Rolle spielen. Menschen mit einer verfetteten Leber haben ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Folgeerkrankungen wie eine Vernarbung des Organs, die sogenannte Leberzirrhose, und Leberkrebs.
Welche zellulären Prozesse sind für die stoffwechselbedingte Fettlebererkrankung verantwortlich? Welche Faktoren sind maßgebend beim Entstehen und bei der Entwicklung der Krankheit? Und wie lässt sich dieses Wissen nutzen, um wirksame und personalisierte Therapien zu etablieren? Diesen Fragen wird der neue Sonderforschungsbereich/Transregio 412 der Charité und der Technischen Universität Dresden zusammen mit dem M3 Forschungszentrum der Universität Tübingen als externem Partner nachgehen. Ein interdisziplinärer Ansatz, modernste Technologien der molekularen Medizin sowie Bioinformatik werden dazu beitragen, gänzlich neue und umfassende Einblicke in das Wechselspiel zwischen beteiligten Zellen und in die Krankheitsmechanismen zu gewinnen.
„Mit einer zunehmend älteren und vermehrt übergewichtigen Bevölkerung wird die stoffwechselbedingte Fettlebererkrankung MASLD immer häufiger vorkommen. Umso wichtiger ist es, dass wir die Krankheit besser verstehen lernen, damit wir sie gezielter behandeln können“, sagt Prof. Frank Tacke, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie der Charité und Sprecher des jetzt bewilligten SFB. In den kommenden vier Jahren arbeiten die Forschungsgruppen des Verbundes gemeinsam an einem Gesamtbild vom Zellmechanismus bis zur Therapie, um anschließend innovative Kombinationstherapien in experimentellen Modellen zu erproben. Neben dem ganzheitlichen Verständnis wird sich der Forschungsverbund auf Prävention und Behandlung der MASLD konzentrieren, noch bevor es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann.
Fördersumme: rund 13 Millionen Euro
Laufzeit: 3 Jahre und 9 Monate
Fundamente der zirkadianen Medizin: SFB/Transregio von Charité und Universität zu Lübeck
Die innere Uhr bezeichnet das körpereigene Zeitprogramm, das verschiedenste grundlegende Vorgänge im Organismus abhängig von der Tageszeit steuert. Weil der Rhythmus ungefähr einen Tag lang dauert, spricht man auch von der „zirkadianen“ Uhr. Sie beeinflusst beispielsweise unsere Wachheit, den Blutdruck und die Körpertemperatur, aber auch Stoffwechselprozesse, das Immunsystem oder die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Allerdings läuft die innere Uhr nicht von sich aus exakt: Sie muss nachjustiert, also beispielsweise durch Licht mit der tatsächlichen Länge eines Tages abgeglichen werden. Dieser Abgleich ist im modernen Alltag oft gestört, zum Beispiel durch Schichtarbeit oder unregelmäßigen Schlaf. Mit gesundheitlichen Folgen: Eine gestörte innere Uhr steht im Zusammenhang mit vielen Volkskrankheiten, darunter Schlafstörungen, Krebs, psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und immunologischen Erkrankungen.
„Im neuen Sonderforschungsbereich untersuchen wir, wie ein Aus-dem-Takt-Geraten des zirkadianen Rhythmus zur Entstehung und zum Verlauf von Erkrankungen beiträgt – etwa bei Entzündungen, Stoffwechselstörungen oder psychischen Erkrankungen“, erklärt Prof. Achim Kramer, Sprecher des Verbunds und Leiter des Arbeitsbereichs Chronobiologie an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Charité. Dazu vereint das Konsortium die disziplinübergreifende Expertise von Forschenden aus Chronobiologie, Immunologie, Stoffwechselmedizin, Psychologie und Medizinischer Informatik aus der Charité und der Universität zu Lübeck. Ziel der Arbeiten ist es, neue Methoden zu entwickeln, um den individuellen Zustand der inneren Uhr künftig noch besser erfassen können – denn die Diagnostik wird bisher selten angewandt, da sie sehr zeitaufwändig und teuer ist. Neue, einfach anwendbare Verfahren wie genetischen Analysen aus Blut oder Haarwurzeln sollen dazu entwickelt werden.
Weiterhin wollen die Forschenden neue Ansätze finden, um gestörte Rhythmen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So soll unter anderem mithilfe von speziell ausgestatteten Zimmern auf der Intensivstation geprüft werden, ob das zirkadiane System der Patient:innen durch Lichttherapie gestärkt werden kann – und ob dies Verwirrtheitszuständen entgegenwirkt. Zusätzlich erforscht das Konsortium, wie Medikamente oder Impfungen besser auf den biologischen Tagesverlauf abgestimmt werden können, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen und Nebenwirkungen zu minimieren. Es soll die Grundlage für eine Medizin entstehen, die den Faktor Zeit systematisch berücksichtigt – sei es bei Diagnostik, Medikamentengabe oder Therapieplanung.
Fördersumme: rund 11 Millionen Euro
Laufzeit: 3 Jahre und 9 Monate
Sonderforschungsbereiche der DFG
Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund. Im Gegensatz zu einem klassischen SFB wird ein SFB/Transregio (TRR) nicht von einer, sondern von zwei oder drei Hochschulen gemeinsam beantragt. Um gefördert zu werden, müssen die Projekte eine hohe wissenschaftliche Qualität und Originalität auf international kompetitivem Niveau vorweisen und von hervorragend ausgewiesenen Wissenschaftler:innen getragen werden. Projektstart der jetzt bewilligten Sonderforschungsbereiche ist der 1. Oktober 2025.
Kontakt:
Markus Heggen
Pressesprecher
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T: +49 30 450 570 400
Email: presse@charite.de
https://hepatologie-gastroenterologie.charite.de/
https://berlindresdennafld.org/
https://anaesthesieintensivmedizin.charite.de/forschung/arbeitsgruppen/circadian...
https://www.charite.de/forschung/forschung_an_der_charite/forschungsprojekte_und...
https://www.dfg.de/de/service/presse/pressemitteilungen/2025/pressemitteilung-nr...
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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