- Forschende finden übereinstimmende biologische Mechanismen bei Depressionen, bipolaren Störungen und Schizophrenie
- Neue Einblicke dank genetischer Analyse der Exon-Ebene
- Erkenntnisse sind ein erster Schritt in Richtung einer biologisch basierten Gruppierung und Behandlung psychischer Erkrankungen
Forschende am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI), von Helmholtz Munich und der Universität Sydney haben biologische Prozesse identifiziert, die bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen eine gemeinsame Rolle spielen. Dazu analysierten sie postmortale Hirngewebeproben aus dem dorsolateralen präfrontalen Kortex, einer Hirnregion, die für Denkprozesse und Emotionen zuständig ist und häufig bei psychischen Erkrankungen verändert ist. Dabei wurden Gewebeproben von betroffenen Personen, viele davon Schizophrenie-PatientInnen sowie von gesunden Kontrollpersonen untersucht.
Was die Studie so besonders macht: Das Forschungsteam kombinierte verschiedene Ebenen genetischer Information. „Im Gegensatz zu Studien, die sich auf die gesamte Genexpression konzentrieren, haben wir die Exon-Expression untersucht, um die feinere Struktur der Gene zu entschlüsseln. Dieser detaillierte Ansatz lieferte uns einen umfassenderen Einblick in den Einfluss genetischer Variationen auf das Krankheitsrisiko“, erklärt Erstautorin Karolina Worf.
Exons sind die entscheidenden, informationshaltigen Abschnitte eines Gens. Sie liefern nicht nur die Bauanleitung für Proteine, sondern bestimmen auch, welche verschiedenen Proteinvarianten letztlich aus einem einzigen Gen entstehen. Das geschieht durch sogenanntes alternatives Spleißen – ein Prozess, der bei über 95 Prozent der menschlichen Gene stattfindet.
Die Analyse der Exon-Ebene war ein wichtiger Schritt: Während sich Gewebeproben von PatientInnen und Gesunden auf der Gen-Ebene nicht voneinander unterschieden, war der Unterschied auf der Exon-Ebene deutlich erkennbar. „Das Krankheitsrisiko scheint also nicht nur vom Vorhandensein eines Gens abzuhängen, sondern auch von dessen Verarbeitung“, erklärt Janine Knauer-Arloth, Leiterin der Projektgruppe Medizinische Genomik am MPI.
Das Team integrierte verschiedene genetische Daten, darunter Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs), also Veränderungen einzelner Basenpaare in der DNA, seltene genetische Varianten sowie polygene Risikoscores, die das genetische Gesamtrisiko für eine Erkrankung angeben. So konnten die Forschenden Störungen in Signalwegen des zirkadianen Rhythmus (der inneren Uhr), der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und des Botenstoffs Dopamin aufzeigen – und zwar bei allen drei untersuchten Erkrankungen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass psychische Erkrankungen sich tiefgehende biologische Grundlagen teilen. Langfristig kann dieses Wissen Forschenden dabei helfen, psychiatrischen Erkrankungen nicht nur anhand von Symptomen, sondern auf Basis biologischer Merkmale zu gruppieren. Dieser Paradigmenwechsel könnte in Zukunft eine präzisere Diagnose und Behandlung ermöglichen.
Janine Knauer-Arloth
arloth@psych.mpg.de
Translational Psychiatry, 2025
https://doi.org/10.1038/s41398-025-03366-8
https://www.psych.mpg.de/2951295/news_publication_24812149_transferred?c=25045
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Medicine
transregional, national
Research results
German
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