EU-Forschungsprojekt U-Care lädt Berliner Bürger*innen zu einem Workshop am 13. Juni 2025 in die Stadtwerkstatt Berlin ein
Wie lassen sich Städte so gestalten, dass sie auch unter den Bedingungen des Klimawandels gesund, lebenswert und widerstandsfähig bleiben? Diese Frage steht im Zentrum des europäischen Forschungsprojekts U-CARE (Urban Care Architecture for Resilient Environments), das von Seiten der Technischen Universität Berlin von Prof. Jacob van Rijs durchgeführt wird. Am 13. Juni 2025 laden die Projektpartner zu einem partizipativen Workshop in die Stadtwerkstatt Berlin ein. Im Fokus steht eine Fallstudie zum Berliner Bötzowviertel im Stadtteil Prenzlauer Berg.
Bötzowviertel
Grundlage des Workshops sind thermografische und räumliche Daten, die im Sommer 2024 vom Projektteam im Bötzowviertel erhoben wurden. Ziel der Untersuchung war es, zentrale Umweltfaktoren zu erfassen, die die städtische Gesundheit beeinflussen – etwa Oberflächentemperaturen, Verschattung und Fußgängerfreundlichkeit. Die Datenerhebung erfolgte entlang etwa ein Kilometer langer Fußwegrouten, die typischerweise von Anwohner*innen genutzt werden. Zum Einsatz kamen Laserscanner-Rucksäcke, Wärmebildkameras und weitere urbane Analyseinstrumente. Die Routen wurden gezielt so gewählt, dass sie Orte umfassen, die häufig von besonders vulnerablen Gruppen wie Kindern und älteren Menschen genutzt werden – etwa Straßenübergänge, Schulen und Spielplätze.
Hitzestress in Städten: Gefahr für die öffentliche Gesundheit
Im Mittelpunkt des Workshops steht die Frage, wie urbane Räume an die zunehmenden klimatischen Belastungen wie Überhitzung, extreme Wetterereignisse und sinkende Biodiversität angepasst werden können, ohne soziale und gesundheitliche Aspekte aus dem Blick zu verlieren. Hitzestress in Städten stellt bereits heute eine ernstzunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder, chronisch Erkrankte und sozial benachteiligte Gruppen. Fehlender Schatten, versiegelte Flächen, dichte Bebauung und ein Mangel an Wasserflächen führen dazu, dass sich Quartiere im Sommer stark aufheizen – mit potenziell gravierenden gesundheitlichen Folgen bis hin zu erhöhter Sterblichkeit. Maßnahmen der klimaangepassten Stadtgestaltung, wie das Pflanzen zusätzlicher Bäume, das Anlegen von Wasserflächen, das Entsiegeln von Flächen und gezielte Verschattung, gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
Gemeinsam gestalten: Die UrbanCare-Methodik im Einsatz
Die Veranstaltung basiert auf der UrbanCare-Methodik, die vom Building Health Lab unter der Leitung seines Gründers Alvaro Valera Sosa entwickelt wurde. UrbanCare ist ein praxisorientierter, evidenzbasierter Ansatz, der wissenschaftliche Daten mit lokalen Perspektiven verknüpft, um die Planung und Gestaltung öffentlicher Räume – insbesondere von Straßen – gesünder, klimaresilienter und wirtschaftlich tragfähiger zu machen.
Im Workshop arbeiten die Teilnehmenden in interdisziplinären Kleingruppen. Sie analysieren gemeinsam, wie Umweltprobleme wie städtische Hitze, Überflutung, Verlust an Biodiversität oder ungleicher Zugang zu öffentlichen Räumen die Lebensqualität und die Infrastruktur im Viertel beeinflussen. Im Fokus stehen dabei alltägliche Orte wie Bushaltestellen, Straßenübergänge, Ruhebereiche und Zugänge zu wichtigen Einrichtungen, insbesondere mit Blick auf die Bedürfnisse verletzlicher und langsamerer Bevölkerungsgruppen.
Mit Hilfe von interaktiven Materialien und Visualisierungstools aus der UrbanCare-Plattform entwickeln die Gruppen Ideen, wie die Widerstandsfähigkeit des Viertels gestärkt und die soziale Teilhabe gefördert werden kann. Am Ende des Workshops werden die Ergebnisse vorgestellt, nächste Schritte diskutiert und mögliche Anknüpfungspunkte zu bestehenden Stadtentwicklungsstrategien reflektiert. Die Erkenntnisse fließen direkt in die laufenden Forschungsarbeiten, Fallstudien und Lehraktivitäten des Erasmus+-Projekts U-CARE ein.
Vier Städte, vier Klimazonen, eine Methode
Die UrbanCare-Methodik wird in vier europäischen Städten angewendet, die jeweils in unterschiedlichen Klimazonen liegen. So entsteht ein umfassendes Bild urbaner Herausforderungen und möglicher Anpassungsstrategien im Kontext des Klimawandels:
• Gothenburg, Schweden (ozeanisches Klima)
• Berlin, Deutschland (feucht-kontinentales Klima)
• Florenz, Italien (mediterranes Klima)
• Nikosia, Zypern (semi-arides Klima)
An jedem Standort werden Indikatoren wie Fußgängerfreundlichkeit, städtische Hitze, Oberflächenabfluss, Biotopverlust und Bedarfe der Bevölkerung analysiert, um räumliche Ungleichheiten sichtbar zu machen. Die Ergebnisse fließen in ortsspezifische Datenbanken ein. In einer späteren Projektphase werden daraus klimabezogene Lernmodule für die Hochschullehre entwickelt – mit dem Ziel, ein praxisnahes und wissenschaftlich fundiertes Weiterbildungsangebot für künftige Stadtplaner*innen und Entscheidungsträger zu schaffen.
U-CARE: Forschung, Bildung und Transformation vereint
Das Projekt U-CARE ist ein von Erasmus+ gefördertes, europäisches Bildungs- und Forschungsprojekt, das sich mit der Gesundheit in Städten unter dem Einfluss des Klimawandels befasst. Es verbindet Forschung zu urbaner Gesundheit, Nachbarschaftsdiagnostik und partizipativer Planung mit der Hochschullehre, um Student*innen aus Architektur, Stadtplanung und öffentlichem Gesundheitswesen auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Ziel ist es, übertragbare Lösungen für gesunde, gerechte und klimaresiliente Stadtentwicklung zu entwickeln. Projektpartner sind neben der Technischen Universität Berlin und dem Building Health Lab auch die Università degli Studi di Firenze, Chalmers Tekniska Högskola, die Universität von Zypern sowie das Bildungs- und Forschungsnetzwerk RESET.
Workshop am 13. Juni 2025: Mitgestalten erwünscht
Zeit: Freitag, 13. Juni 2025, von 9:00 bis 15:30 Uhr
Ort: Stadtwerkstatt Berlin, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin statt
Anmeldung per E-Mail an: stillke@tu-berlin.de
Weitere Informationen zu U-Care auf der Projektwebsite: https://ucareproject.eu/.
Hier finden Sie den Workshop-Flyer mit weiteren Details: https://www.tu.berlin/go239617/n71705/
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Philipp Stillke
Fachgebiet Gebäudekunde und Entwerfen
Institut für Architektur
Fakultät VI Planen Bauen Umwelt
E-Mail: stillke@tu-berlin.de
Criteria of this press release:
Journalists
Construction / architecture, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects
German
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