Mailadresse, Wohnort, aktueller Standort oder Bankverbindung – um digitale Dienste wie Video-Streaming, Soziale Medien oder Bezahlsysteme zu nutzen, müssen Menschen oft persönliche Daten preisgeben. Allerdings sind nicht alle gleichermaßen bereit dazu. Eine nun veröffentlichte Studie unter Federführung der Universität Duisburg-Essen* zeigt: Wer persönliche Daten preisgibt, lässt sich dabei stark durch Empfehlungen von Freunden und Bekannten sowie durch „grüne“ Versprechen – wie die CO2-Emissionen zu kompensieren – beeinflussen.
Allzu oft wird der digitale Alltag zur Datenschutzfrage: Was bin ich bereit, wem preiszugeben? „Weltweit sind Menschen zunehmend daran gewöhnt, ihre Privatsphäre zumindest teilweise aufzugeben, um an der digitalen Welt teilzuhaben. Gleichzeitig sind die Menschen oft besorgt darüber, dass sie von Webdienstanbietern erkannt werden und ihre Privatsphäre vollständig verlieren,“ erklärt Prof. Dr. Conrad Ziller die Ausgangslage seiner nun veröffentlichten Studie.
„Die Bereitschaft, persönliche Daten weiterzugeben, wird beeinflusst von einer Vielzahl individueller Motive, Einstellungen und Erfahrungen sowie von der Art, wie die Daten von diesen Diensten verwendet werden“, erklärt der Politikwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen. Die aktuelle Studie nimmt dabei zwei bisher wenig beachtete Aspekte in den Fokus: sozialen Einfluss und die wahrgenommene Nachhaltigkeit eines Dienstes – etwa in Bezug auf CO₂-Emissionen. Die Daten dazu stammen von einem groß angelegten deutschen Online-Experiment von 2023.
Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Empfehlungen – vor allem von Freunden und Bekannten – die Bereitschaft zur Datenfreigabe deutlich erhöhen. Nachhaltigkeitsmerkmale spielen hingegen nur für diejenigen eine Rolle, die sich ohnehin aktiv für Umweltschutz interessieren. Sie sind eher bereit, persönliche Daten weiterzugeben, wenn sich Unternehmen verpflichten, die Co2-Emissionen zu kompensieren, die bei der Verarbeitung und Speicherung von Daten entstehen.
Ziller sieht dabei vor allem die Gefahr, dass Anbieter Umwelt- oder Sozialbotschaften nutzen könnten, um von problematischen Datenschutzpraktiken abzulenken. Deshalb müssten Politik und Verbraucherschutz früher ansetzen: Nachhaltigkeitsversprechen sollten klar von datenschutzrelevanten Informationen getrennt und Nutzer:innen gezielt über deren Einfluss auf Entscheidungen aufgeklärt werden. So ließe sich verhindern, dass sogenannte „Ausstrahlungseffekte“ die Wahrnehmung verzerren. Ein Beispiel ist eine klimafreundliche Mobilitäts-App, die mit CO₂-neutralen Fahrten, Ökostrom und Baumpflanzungen wirbt. Umweltbewusste Nutzer:innen vertrauen solchen Diensten oft stärker – und übersehen dabei, dass die App umfassend Bewegungsdaten erhebt, obwohl das für den ökologischen Zweck gar nicht nötig ist. Gerade deshalb müsse, so Ziller, klarer kommuniziert und reguliert werden, wo Datenschutz endet und Marketing beginnt.
Prof. Dr. Conrad Ziller, Arbeitsgruppe Empirische Politikwissenschaft, Tel. 0203/379-2285, conrad.ziller@uni-due.de
Willingness to Share Personal Data Online: The Role of Social Influence and Sustainability (2025) Conrad Ziller, Benedikt Loepp, Bastian Kindermann, Gerrit Köchling, Yuliya Fadeeva. Technology in Society.
https://doi.org/10.1016/j.techsoc.2025.102974
Criteria of this press release:
Journalists
Information technology, Media and communication sciences, Social studies
transregional, national
Research results
German
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