Drei Wissenschaftlerinnen und zwei Wissenschaftler der Universität Heidelberg erhalten eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrates (ERC), einen ERC Advanced Grant. Diese Förderung wendet sich an Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher, die mit ihren Arbeiten bahnbrechende Projekte verfolgen. Die auf fünf Jahre angelegten Vorhaben werden mit insgesamt mehr als 13 Millionen Euro gefördert.
Pressemitteilung
Heidelberg, 17. Juni 2025
Hochdotierte Förderung für fünf Forscherinnen und Forscher der Universität Heidelberg
Der Europäische Forschungsrat fördert mit ERC Advanced Grants bahnbrechende Projekte
Drei Wissenschaftlerinnen und zwei Wissenschaftler der Universität Heidelberg erhalten eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrates (ERC), einen ERC Advanced Grant. Diese Förderung wendet sich an Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher, die mit ihren Arbeiten bahnbrechende Projekte verfolgen. Zwei der Grants gehen an Prof. Dr. Loredana Gastaldo und an Prof. Dr. Wolfram Pernice, die am Kirchhoff-Institut für Physik zur Masse von Neutrinos und auf dem Gebiet des photonischen Rechnens forschen. Am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) untersucht Prof. Dr. Claudio Joazeiro die zelluläre Qualitätskontrolle von Proteinen. Ausgezeichnet werden außerdem Prof. Dr. Michela Mapelli vom Institut für Theoretische Astrophysik – sie befasst sich mit Schwarzen Löchern mittlerer Masse – und Prof. Dr. Jana Zaumseil vom Physikalisch-Chemischen Institut, deren Forschungsthema halbleitende Kohlenstoffnanoröhrchen sind. Die auf fünf Jahre angelegten Vorhaben werden mit insgesamt mehr als 13 Millionen Euro gefördert.
Loredana Gastaldo
Die Physikerin Loredana Gastaldo arbeitet an der Entwicklung von Tieftemperaturdetektoren zur Untersuchung fundamentaler Eigenschaften der Materie. Sie optimiert diese Detektoren für die Messung der beim Holmium-163-Zerfall freigesetzten Energie. Dies bildete die Grundlage für das ECHo-Experiment, deren Sprecherin sie ist. Es zielt auf die Bestimmung der Massenskala von Neutrinos, die die leichtesten Elementarteilchen im Standardmodell der Teilchenphysik sind – mindestens eine Million Mal leichter als das Elektron. In Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen des Karlsruher Instituts für Technologie und der Universität Mainz erweitert Prof. Gastaldo das Experiment auf 20.000 Detektoren, jeder davon mit eingebetteten Ho-163-Ionen. Damit sollen neue Erkenntnisse zur Neutrinomassenskala gewonnen und die Basis für ein zukünftiges, noch größeres Experiment erarbeitet werden. Die Kenntnis der Neutrinomasse wird den Weg weisen für eine Erweiterung des Standardmodells der Teilchenphysik. Der ERC fördert das Projekt „Electron Capture in Ho-163 – Large Experiment“ (ECHo-LE) mit rund 2,4 Millionen Euro, von denen rund 1,8 Millionen Euro für die Forschung in Heidelberg vorgesehen sind. Seit 2005 ist Loredana Gastaldo als Experimentalphysikerin am Kirchhoff-Institut für Physik tätig, von 2016 an als Juniorprofessorin und seit 2024 als außerplanmäßige Professorin.
Wolfram Pernice
Der Physiker Wolfram Pernice arbeitet auf dem Gebiet des photonischen Rechnens an künstlichen neuronalen Netzwerken, die Licht anstelle von Elektronen zur Datenverarbeitung und Datenkommunikation nutzen. Diese neuen Technologien mit Verfahren des probabilistischen Rechnens zu verknüpfen, ist Ziel der aktuellen Forschung. Dabei kommen Modelle des Maschinellen Lernens zum Einsatz, die anders als deterministische Ansätze mit Wahrscheinlichkeitsaussagen arbeiten und Rauschen als Ressource einsetzen. Das Projekt zielt auf die Entwicklung hybrider photonischer integrierter Schaltkreise ab, die physikalische Zufälligkeit für ultraschnelles Rechnen nutzen. Dies soll künftig optische Computer mit Rechenleistungen jenseits der Möglichkeiten herkömmlicher Digitalrechner ermöglichen. Für sein ERC-Projekt „Probabilistic Photonic Computing“ (PICNIC) erhält er Fördermittel in Höhe von knapp 3,5 Millionen Euro. Der Wissenschaftler ist seit 2021 Professor für Experimentalphysik an der Universität Heidelberg und leitet am Kirchhoff-Institut für Physik die Arbeitsgruppe Neuromorphe Quantenphotonik. Für seine Forschung zu Informationsverarbeitung und schnellen Rechenverfahren mit Licht wurde er mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2025 der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Der Advanced Grant ist seine zweite ERC-Förderung, nachdem er 2016 einen Consolidator Grant erhalten hat.
Claudio Joazeiro
Im Mittelpunkt der Forschung von Claudio Joazeiro stehen die Prozesse der Proteostase, die für die Funktion und Lebensfähigkeit von Zellen eine zentrale Rolle spielen, indem sie Produktion, Faltung, Transport und Abbau von Proteinen regeln. Kommt es zu Störungen in diesem dynamischen Netzwerk, kann dies unter anderem zur Anhäufung und Anlagerung fehlerhafter Proteine in Nervenzellen führen – ein Kennzeichen von neurodegenerativen Erkrankungen. Um neue Erkenntnisse zu den zugrundeliegenden Mechanismen zu gewinnen, wird der Molekularbiologe einen wichtigen, von ihm entdeckten Schutzprozess untersuchen, die Ribosomen-assoziierte Qualitätskontrolle (RQC). Letztlich soll die Forschung aufzeigen, wie RQC-Defekte neuronale Funktionsstörungen verursachen und warum Neuronen besonders anfällig für derartige Defekte sind, um so auch neue Ansätze für die Entwicklung zielgerichteter Therapien zu finden. Für sein Projekt „Surveillance of Translation: From Molecular Mechanisms to Roles in Disease“ (SuTra) erhält Prof. Joazeiro ERC-Fördermittel in Höhe von knapp 2,5 Millionen Euro. Claudio Joazeiro wurde 2015 auf eine Professur für Molekularbiologie an das ZMBH berufen; hier untersucht er mit seiner Forschungsgruppe grundlegende Fragen zur Synthese und Qualitätskontrolle von Proteinen.
Michela Mapelli
Die Astrophysikerin Michela Mapelli erforscht mit computerbasierten Methoden die Entstehung von Schwarzen Löchern mittlerer Masse (IMBH), die das 100- bis 10.000-fache der Sonnenmasse aufweisen und entscheidend sind für die Frage, wie supermassereiche Schwarze Löcher über kosmische Zeitalter hinweg entstehen. Um die weitgehend unbekannten Entstehungsprozesse von IMBHs zu entschlüsseln, wird Prof. Mapelli elektromagnetische und Gravitationswellen-Daten nutzen. Dabei erfordert es komplexe theoretische Modelle, um zu verstehen, ob mehrfache stellare Kollisionen oder wiederholte Verschmelzungen von Schwarzen Löchern in Sternhaufen zur Bildung von IMBHs führen. Der ERC fördert ihr Projekt „Intermediate-Mass Black Holes in the Era of Gravitational-Wave Astronomy“ (IMblack) mit knapp 2,5 Millionen Euro. Michela Mapelli lehrt und forscht seit 2023 als Professorin für Computational Physics am Institut für Theoretische Astrophysik, das zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg gehört. Hier leitet sie die Arbeitsgruppe Gravitationswellen-Astrophysik; zudem forscht sie am Exzellenzcluster STRUCTURES und am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen. Im Jahr 2017 wurde sie für ihre Forschung zur Entstehung binärer Schwarzer Löcher mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet.
Jana Zaumseil
Die Chemikerin Jana Zaumseil wird im Rahmen ihres ERC-geförderten Vorhabens daran arbeiten, die Aufreinigung und Verarbeitung von halbleitenden Kohlenstoffnanoröhrchen umweltfreundlicher zu gestalten. Diese mikroskopisch kleinen röhrenförmigen Verbindungen besitzen hervorragende optische und elektronische Eigenschaften, doch bei ihrer Trennung und Prozessierung werden häufig problematische Chemikalien verwendet. Ziel ist es, dass biokompatible und wieder abbaubare Materialien wie zum Beispiel Zellulose zum Einsatz kommen. Mit leichter skalierbaren Prozessen will Prof. Zaumseil die praktische Anwendung von Kohlenstoffnanoröhrchen in der optischen Sensorik und Energieumwandlung, etwa in der Thermoelektrik, vorantreiben. Ihr ERC-Projekt „Scalable and Sustainable Sorting and Processing of Semiconducting Carbon Nanotubes as Functional Materials“ (SCALE-NT) wird mit knapp 2,5 Millionen Euro gefördert. Jana Zaumseil wurde 2014 als Professorin für Angewandte Physikalische Chemie an die Universität Heidelberg berufen. Sie ist derzeit Geschäftsführende Direktorin des Physikalisch-Chemischen Instituts sowie Sprecherin des Graduiertenkollegs „Gemischter Ionen-Elektronentransport“. Nach einem Starting Grant (2012) und einem Consolidator Grant (2018) konnte Prof. Zaumseil mit diesem Advanced Grant zum dritten Mal eine ERC-Förderung einwerben.
ERC Advanced Grant
Der ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates wendet sich an herausragende, bereits etablierte Forscherinnen und Forscher, die im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein bahnbrechendes und anspruchsvolles Forschungsvorhaben umsetzen wollen. Die maximale Förderdauer beträgt fünf Jahre.
Kontakt:
Universität Heidelberg
Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (062219 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.kip.uni-heidelberg.de/people/gruppe.php?action=details&num=1066 – Loredana Gastaldo
http://www.kip.uni-heidelberg.de/photon – Wolfram Pernice
http://www.zmbh.uni-heidelberg.de/Joazeiro/default.shtml – Claudio Joazeiro
http://www.zah.uni-heidelberg.de/research-groups#c3462 – Michela Mapelli
http://www.pci.uni-heidelberg.de/apc/zaumseil/index.html – Jana Zaumseil
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Chemistry, Physics / astronomy
transregional, national
Research projects
German
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