Die Europäische Union (EU) sollte einen größeren Anleihemarkt aufbauen und dadurch Europas finanzielle Souveränität stärken und die Abhängigkeit vom US-Finanzmarkt reduzieren. Das fordern die renommierten Ökonomen Olivier Blanchard und Angel Ubide in einem aktuellen Kiel Policy Brief. Als Begründung nennen sie ein stark verändertes geopolitisches Umfeld und wachsende Zweifel an der finanziellen Solidität der USA.
„Die Schaffung eines solchen Marktes würde den Anlegern die alternative, sichere Anlage zum US-Anleihemarkt bieten, nach der sie suchen“, sagt der MIT-Ökonom Olivier Blanchard, Autor der Studie für das Kiel Institut für Weltwirtschaft. „Jetzt nicht zu reagieren, würde auch bedeuten, eine historische Chance zu verpassen, die Finanzierungskosten europäischer Staatsschulden zu senken.“
Jetzt Kiel Policy Brief lesen: „Eurobonds jetzt: das Ende der Dollar-Dominanz als Chance für Europa“ (https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/eurobonds-jetzt-das-ende-der-dollar-dom...)
Mit einem größeren Anleihemarkt würde die EU ihre Rolle als wichtiger Akteur auf der internationalen Bühne ausbauen, indem sie dem globalen Finanzsystem einen stabilisierenden Anker in Krisenzeiten bietet. Denn Alternativen zum erheblich unter Druck stehenden US-Staatsanleihemarkt existieren derzeit nicht in ausreichendem Umfang. Die Autoren des Kiel Policy Briefs „Eurobonds jetzt: das Ende der Dollar-Dominanz als Chance für Europa“ sind daher überzeugt, dass die EU jetzt einen europäischen Anleihemarkt aufbauen sollte, der mit dem der USA konkurrieren kann. Voraussetzung hierfür ist ein umfangreicher und liquider Markt für Eurobonds. Diese würden niedrigere Zinsen mit sich bringen und so die Schuldenfinanzierungskosten der beteiligten Staaten senken.
Konkret schlagen die Autoren die Schaffung von sogenannten „Blue Bonds“ vor. Dies würde bedeuten, dass die EU-Staaten Anleihen im Umfang von 25 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in gemeinsame Eurobonds („Blue Bonds“) umwandeln, die Vorrang hätten vor nationalen Anleihen. Mit einem Volumen von rund 5.000 Milliarden Euro könnte ein Kapitalmarkt entstehen, der eine liquide Alternative zum US-Finanzmarkt darstellen würde.
Zweistufiges System mit Eurobonds und nationalen Anleihen
Der Grundgedanke ist, einen Teil der nationalen Staatsanleihen durch gemeinschaftliche Anleihen der EU-Staaten zu ersetzen. In diesem zweistufigen System wären die Blue Bonds vorrangige Eurobonds mit einem einheitlichen Zinssatz, die nationalen Anleihen wären nachrangig mit jeweils individuellen Zinssätzen. Dieser Ansatz könnte so weiterentwickelt werden, dass er rechtlichen, konzeptionellen, praktischen oder politischen Anforderungen genügt.
„Wenn die EU-Staaten nationale Anleihen bis zu 25 Prozent des jeweiligen BIP gegen die gemeinsam ausgegebenen Eurobonds tauschen, wäre dieser Anteil einerseits groß genug, um die erforderliche Liquidität zu gewährleisten. Andererseits ist er klein genug, dass die Blue Bonds als sichere Anleihen gelten können“, so Blanchard.
Nichtstun ist keine Option
Nicht auf die zunehmende Instabilität des US-Finanzsystems zu reagieren, ist für die EU laut Blanchard nicht ratsam: „Wir wissen, dass die Schaffung eines neuen Finanzinstruments und eines neuen Marktes auch neue Probleme und Risiken mit sich bringt. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass ein Nichtstun angesichts der großen geostrategischen Herausforderungen, die wir derzeit erleben, noch viel riskanter wäre.“
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Prof. Olivier Blanchard
Professor of Economics emeritus, Massachusetts Institute of Technology
Senior Fellow PIIE
Kiel Institute Fellow
OBlanchard@PIIE.COM
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Politics, Social studies
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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