Die Demokratie ist in Gefahr. Selbst in traditionell stabilen Demokratien wie den USA werden Institutionen geschwächt, Normen verletzt und Freiheiten massiv ausgehöhlt. Nun gerät auch die Wissenschaft unter Druck. Deshalb haben Forschende verschiedenster Disziplinen unter Leitung des Potsdamer Kognitionswissenschaftlers Prof. Dr. Stephan Lewandowsky ein Handbuch veröffentlicht, in dem sie auf das weltweite Wiederaufleben der Autokratie reagieren. Mit ihrem „Anti-Autocracy Handbook“ möchten sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch Akteuren der Zivilgesellschaft Instrumente an die Hand geben, um Ursachen dieses Wandels zu verstehen und ihnen entgegenzuwirken.
„Unser Anti-Autokratie-Handbuch ist ein Aufruf zum Handeln, zur kollektiven Verteidigung von Demokratie, Wahrheit und akademischer Freiheit angesichts eines zunehmenden Autoritarismus“, sagt Herausgeber Stephan Lewandowsky. „Gerade freie Forschung und wissenschaftliche Meinungsvielfalt – akademische Grundsätze, die autoritärer Kontrolle entgegenstehen – machen Wissenschaft zu einem der ersten Ziele von Autokraten.“
In dem Handbuch zeigt das Team um Lewandowsky, dass Autokratien einem gemeinsamen Drehbuch folgen, das auf den sogenannten „drei Ps“ basiert: Populismus, Polarisierung und Post-Wahrheit. Autokratische Machthaber präsentieren sich als Stimmen „des Volkes“ gegen „korrupte Eliten“, vertiefen gesellschaftliche Spaltungen und untergraben Fakten, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Dies führe zu einer Reihe von Gefahren für die Wissenschaft: Zensur, Einschränkungen der Finanzierung sowie der Forschungskooperationen und sogar Gewalt. Die Trump-Regierung sei ein aktuelles Beispiel dafür, da sie mit ihrer Politik die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit einschränke, Forschungsgelder streiche und Studien zu Themen wie öffentliche Gesundheit, Klimawandel und sozial benachteiligte Gruppen unterdrücke.
Um Forschende dabei zu unterstützen, sich gegen autoritäre Entwicklungen zu wehren, zeigt das Handbuch an Beispielen aus Geschichte und Gegenwart auf, wie Wissenschaftler, ihr institutionelles Umfeld und ihre Forschung eingeschränkt werden können. Darauf aufbauend hilft es den Forschenden dabei, ihr eigenes Risiko einzuschätzen und entsprechend gezielte Maßnahmen zu ergreifen. „Dafür schlagen wir eine Reihe von Instrumenten zur Verbesserung der digitalen Sicherheit vor und betonen die Bedeutung einer kontinuierlichen Dokumentation, der Sicherung gefährdeter Daten sowie der Einrichtung verteilter Archive als Schutz vor Löschung“, erklärt Mitautor Dr. Christoph Abels von der Universität Potsdam. Außerdem sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgerufen, persönliche Geschichten – öffentlich oder anonym – zu teilen, um Bewusstsein zu schaffen, gemeinsame Werte zu bekräftigen und Repression zu dokumentieren. „Begleitend zum Handbuch haben wir deshalb ein Wiki aufgebaut, das kontinuierlich neue Entwicklungen aufnimmt und über weltweite Bemühungen von Forschenden berichtet, sich gegen Autoritarismus zu wehren und die demokratischen Grundlagen zu schützen, die freie Wissenschaft ermöglichen“, so Lewandowsky.
Das Anti-Autocracy Handbook online: Lewandowsky et al. (2025). The Anti-Autocracy Handbook: The Scholars’ Guide to Navigating Democratic Backsliding. DOI: https://zenodo.org/records/15511257
Kontakt:
Dr. Christoph M. Abels, Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam
E-Mail: christoph.maximilian.abels@uni-potsdam.de
Medieninformation 19-06-2025 / Nr. 059
Matthias Zimmermann
Universität Potsdam
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Am Neuen Palais 10
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Dr. Christoph M. Abels, Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam
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Lewandowsky et al. (2025). The Anti-Autocracy Handbook: The Scholars’ Guide to Navigating Democratic Backsliding. DOI: https://zenodo.org/records/15511257
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Politics, Psychology, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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