Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs setzt ein starkes Zeichen für mehr Vielfalt in der Krebsnachsorge und baut ihr Angebot gezielt aus: Mit dem neuen TREFFPUNKT Queer entsteht ein Format speziell für junge Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren, die eine Krebserkrankung erlebt haben und sich der LGBTIQ+-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersexuell und asexuell) zugehörig fühlen. Das neue Angebot schafft einen geschützten Raum für Austausch, Vernetzung und gegenseitige Stärkung – jenseits des medizinischen Alltags und getragen von Offenheit, Respekt und Wertschätzung.
Queersensible Angebote sind längst überfällig
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen aus der LGBTIQ+-Community mit Blick auf Krebserkrankungen mit besonderen Problemstellungen konfrontiert sind.[1] Gleichzeitig ist das Wissen über ihre spezifischen Bedürfnisse im Umgang mit der Erkrankung, etwa in Bezug auf Partnerschaften, das Körperbild oder psychosoziale Belastungen, noch immer lückenhaft.[2] In einem oft heteronormativ geprägten Gesundheitssystem erfahren queere junge Erwachsene mit Krebs Diskriminierung, fehlende Repräsentation und mangelnde Unterstützung – Erfahrungen, die Isolation und Unsichtbarkeit verstärken können.[3]
„Mit dem TREFFPUNKT Queer setzen wir ein klares Zeichen: Junge Menschen mit Krebserfahrungen sollen sich mit all ihren Lebensrealitäten bei uns gesehen und aufgehoben fühlen. Das neue Angebot ist ein wichtiger Schritt zu mehr Teilhabe und Vielfalt in der psychosozialen Versorgung und zeigt, wie wir gemeinsam mit den Betroffenen ihre Bedürfnisse sichtbar machen und adressieren,“ erklären Prof. Dr. med. Inken Hilgendorf, Kuratoriumsvorsitzende, und Michael Oldenburg, Vorstand der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.
Der TREFFPUNKT Queer bietet einen diskriminierungssensiblen, niedrigschwelligen und partizipativen Raum für Themen, die in herkömmlichen Angeboten oft fehlen – ein Ort, an dem sich queere junge Erwachsene mit Krebserfahrungen verstanden und gestärkt fühlen können.
TREFFPUNKTE: Gelebte Selbsthilfe deutschlandweit
Seit 2016 vernetzt die Stiftung junge Erwachsene mit Krebserfahrung in über 30 regionalen TREFFPUNKTEN bundesweit. Mehr als 1.000 Teilnehmende finden hier Raum für offenen Austausch, ehrliche Gespräche und gegenseitige Unterstützung. Die Treffen werden von Ehrenamtlichen organisiert, die selbst eine Erkrankung durchlebt haben und die Lebenswirklichkeiten der Gruppe verstehen, und von wissenschaftlichen Fachpersonen begleitet, die den jungen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Gerade für die insgesamt rund 16.500 jungen Menschen, die in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs erkranken, ist dieses Angebot eine wertvolle Ergänzung in der medizinischen Versorgung. Denn viele stehen mitten im Leben – im Studium, am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn oder in der Familienplanung – und erleben die Diagnose als tiefen Einschnitt. Umso wichtiger sind Orte, an denen sie auf andere treffen, die ihre Erfahrungen teilen und nachvollziehen können.
Ein neues Format mit gesellschaftlicher Relevanz
Initiiert wurde der TREFFPUNKT Queer von Jan (er/ihn), der mit 25 Jahren selbst an Darmkrebs erkrankte. Er ist Teil der Community und angehender Psychoonkologe. Gemeinsam mit der Stiftung hat er ein offenes Konzept mit wechselnden freien und thematischen Treffen entwickelt, etwa zu den Themen Diskriminierung, queersensible Sexualität oder psychosoziale Angebote. Die Teilnehmenden können das Format mitgestalten und gemeinsam verbindliche Verhaltensregeln für einen respektvollen und diskriminierungsfreien Raum aufstellen.
Jan erzählt: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie einsam eine Krebserkrankung machen kann – besonders, wenn man queere Lebensrealitäten mitdenkt. Ich war 25, als ich die Diagnose bekam. Heute, zehn Jahre später, bin ich Krankenpfleger, Psychologe und angehender Psychoonkologe – und möchte mit dem TREFFPUNKT Queer einen Raum schaffen, in dem genau diese Perspektiven Platz haben: offen, sicher und respektvoll. Es geht um Sichtbarkeit, um Austausch – aber auch darum, gemeinsam Wissen zu teilen und voneinander und miteinander zu lernen.“
Die Gründung im Juni, passend zum Pride Month, setzt ein wichtiges Zeichen: Junge queere Menschen mit Krebserfahrung dürfen nicht länger übersehen werden. Der TREFFPUNKT Queer stärkt ihre Perspektiven und ergänzt das Stiftungsnetzwerk um eine dringend benötigte Facette.
Prof. Dr. med. Marie von Lilienfeld ist Kuratoriumsmitglied der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs sowie Vorsitzende des Arbeitskreises Diversitäts- und Individualmedizin der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, die die Stiftung im Jahr 2014 initiiert hat. Sie betont: „Queere junge Erwachsene mit Krebserfahrung bringen Perspektiven mit, die in der onkologischen Versorgung bislang kaum berücksichtigt werden – mit spürbaren Folgen für Versorgung, Kommunikation und Vertrauen. Der TREFFPUNKT Queer ist deshalb nicht nur ein wichtiger Ort für Austausch und Stärkung, sondern auch ein Impulsgeber für die Medizin: für eine Versorgung, die Lebensrealitäten ernst nimmt, Diskriminierung abbaut und Diversität als Qualitätsmerkmal versteht.“
Über die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs
Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs ist Ansprechpartnerin für Patient:innen, Angehörige, Wissenschaftler:innen, Unterstützer:innen und die Öffentlichkeit. Die Stiftungsprojekte werden in enger Kooperation mit den jungen Betroffenen, Fachärztinnen und -ärzten sowie anderen Expertinnen und Experten entwickelt und bieten direkte und kompetente Unterstützung im Alltag mit der schweren Erkrankung. Dabei arbeitet die Stiftung inzwischen mit über 1.000 jungen Betroffenen zusammen. Die Stiftung ist im Juli 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. gegründet worden. Ihre Arbeit ist als gemeinnützig anerkannt und wird durch Spenden finanziert.
Spendenkonto der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE37 3702 0500 0001 8090 01
BIC: BFSW DE33 XXX
[1] Zazzera, S. K., Poole, C. & Marignol, L. (2024). Investigating the Needs and Concerns of Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, or Questioning Cancer Patients. Journal of Homosexuality. https://doi.org/10.1080/00918369.2024.2321240
[2] ebd.
[3] Ludmir, E. B., Espinoza, A. F., Jethanandani, A., Lin, T. A., Mainwaring, W., Miller, A. B. & Das, P. (2020). Reporting and exclusion of sexual and gender minorities in cancer clinical trials. International journal of cancer, 146(8), 2360–2361. https://doi.org/10.1002/ijc.32700
https://junge-erwachsene-mit-krebs.de - Stiftungswebsite
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Organisational matters
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).