Im Wettbewerb um Fachkräfte locken ArbeitgeberInnen verstärkt mit Leistungen, die über das Gehalt hinausgehen. Seit 2019 hat sich die Zahl der ausgeschriebenen Benefits von im Schnitt 3,6 auf 9,6 Zusatzleistungen pro Stelle beinahe verdreifacht. Das zeigt die Analyse von rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen mit Daten des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung. Hoch im Kurs stehen "harte“ Benefits wie Sonderzahlungen, die "weichen“ Extras wie "flache Hierarchien“ und „gutes Arbeitsklima“ bleiben dahinter deutlich zurück.
Gütersloh, 08.07.2025. Vom Anstieg der Extras profitieren alle ArbeitnehmerInnen – allerdings nicht im gleichen Ausmaß. Die besonders gut ausgebildeten ExpertInnen mit abgeschlossenem Hochschulstudium werden von den Arbeitgebern mit im Schnitt elf Benefits pro Stellenanzeige gelockt. Fachkräften werden durchschnittlich zehn Benefits angeboten. HelferInnen müssen sich mit noch weniger begnügen. Für sie stehen im Durchschnitt acht Benefits in der Jobbeschreibung. Der Abstand zwischen ExpertInnen und HelferInnen hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 1,7 Benefits auf rund 3 Benefits vergrößert.
Nicht nur die Zahl der Benefits, auch ihre Zusammensetzung hat sich seit 2019 verändert. Die konkreten, „harten“ Anreize für ArbeitnehmerInnen haben die weichen Faktoren in den letzten Jahren deutlich in den Hintergrund gedrängt. "Der Trend ist stabil – auch am aktuellen Rand. Das zeigt, wie intensiv der Kampf um die Fachkräfte geführt wird“, sagt Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. "Für die Unternehmen ist es wichtig, sich von MitbewerberInnen abzusetzen. Warme Worte über ein ,gutes Betriebsklima‘ und eine ,Duz-Kultur‘ zeigen längst keine Wirkung mehr. Wer Fachkräfte sucht, muss ein überzeugendes Benefit-Paket schnüren. Attraktive Zusatzleistungen sind längst kein ,Bonbon‘ mehr, sondern ein zentraler Hebel im Wettbewerb um Arbeitskräfte.“
Sonderzahlungen stehen ganz oben auf der Liste der Benefits
Ganz oben auf der Liste der Extras stehen entgeltähnliche Leistungen. Sie werden in rund 67 Prozent der Stellenanzeigen angeboten. Dazu gehören Sonderzahlungen, aber auch die betriebliche Altersvorsorge oder MitarbeiterInnenrabatte. Erst 2024 haben diese geldwerten Vorteile die Benefits aus dem Bereich der Entwicklungsperspektive von der Spitze verdrängt. Zu dieser Gruppe zählt das Versprechen von guten Aufstiegsmöglichkeiten, ein sicherer Arbeitsplatz sowie begleitendes Mentoring. Immer wichtiger wird die Aussicht auf flexible Arbeitszeitmodelle. Sie werden in rund 37 Prozent der Stellenanzeigen offeriert. Gleitzeit, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit gehören dabei immer häufiger zum Standardrepertoire der ArbeitgeberInnen.
Benefits untermauern strukturelle Benachteiligungen am Arbeitsmarkt
Beinahe jede zweite Stellenanzeige wirbt mit Fort- und Weiterbildungsangeboten. 2019 war es nur ein gutes Viertel. Besonders gut schneidet auch hier die Spitzengruppe der SpezialistInnen und ExpertInnen ab. 55 Prozent ihrer Stellenanzeigen bieten Weiterbildungsmöglichkeiten an. Dagegen finden sich solche Möglichkeiten nur in einem Drittel der Anzeigen für HelferInnen. Mit weitem Abstand hinter diesen Top-Extras landen die Klassiker wie die Angebote der Familienfreundlichkeit oder Gesundheitsangebote. Wiederum profitieren insbesondere die Spitzenkräfte mit 18 Prozent von familienfreundlichen Angeboten, auf dem Niveau der HelferInnen locken nicht einmal zehn Prozent der Stellenanzeigen mit Familienbenefits. Ähnlich ist das Bild bei Gesundheitsangeboten. Ausgerechnet dort, wo die körperliche Belastung hoch ist, fehlen häufig gesundheitsfördernde Benefits. HelferInnen erhalten deutlich seltener Angebote wie eine betriebsärztliche Betreuung, Vorsorgeuntersuchungen und Sportangebote. "Das ist nicht nur ein Signal ungleicher Wertschätzung, sondern zeigt auch strukturelle Benachteiligungen am Arbeitsmarkt“, sagt Daniel Bensel, Daten-Analyst der Bertelsmann Stiftung.
Höhe des Gehalts ist nur selten ein Thema in Stellenanzeigen
Über Geld spricht man nicht: Das gilt nach wie vor für die Mehrzahl der Stellenanzeigen. Nur gut ein Drittel der Anzeigen gibt Hinweise auf das Gehalt. Insbesondere in den höher qualifizierten Berufen fehlen die Angaben zur Höhe des Verdiensts. Bei den schlechter bezahlten Jobs im HelferInnen- und Fachkräftebereich ist die Transparenz höher. Gut die Hälfte der HelferInnen-Anzeigen nennen Gehaltsangaben. Bei den Fachkräften sind es immerhin noch 41 Prozent. "Selbst in den Engpass-Berufen, in denen der Fachkräftemangel besonders schmerzt, wird häufig auf Transparenz verzichtet“, bemängelt Bensel: "Damit verschenkt man Potenzial im Wettbewerb um Talente.“
Tarifbindung trägt maßgeblich zur Transparenz bei: Ein Viertel aller Stellenanzeigen macht durch einen Tarifbezug Gehaltsstrukturen deutlich sichtbarer und liefert Bewerber:innen damit eine verlässliche Orientierung. Zugleich kommunizieren sie ein breiteres Spektrum an Benefits. Besonders in Helfer- und Fachkraftberufen zeigt sich, wie stark tariflich geregelte Rahmenbedingungen die Sichtbarkeit erhöhen: Anzeigen mit Tarifbezug nennen deutlich häufiger Benefits wie Urlaubsgeld, betriebliche Altersvorsorge oder gesundheitliche Zusatzleistungen – und machen damit Angebote sichtbar, die ohne Tarifbindung häufig unter den Tisch fallen.
Zusatzinformationen:
Der Jobmonitor analysiert Online-Stellenanzeigen und stellt die Ergebnisse monatsaktuell auf www.jobmonitor.de kostenlos zur Verfügung. Für die vorliegende Studie wurden zwischen Anfang 2019 und Ende 2024 rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen ausgewertet. Die Extraktion der Benefits erfolgt auf Basis eines Algorithmus, der vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln entwickelt wurde.
Ansprechpartner:
Roman Wink, Telefon: 0 52 41 81 81-560
E-Mail: roman.wink@bertelsmann-stiftung.de
Daniel Bensel, Telefon: 0 52 41 81 81-430
E-Mail: daniel.bensel@bertelsmann-stiftung.de
https://www.bertelsmann-stiftung.de
https://www.jobmonitor.de
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Social studies
transregional, national
Research results
German
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