Bis zu 30 Prozent Kinder und Jugendliche, die intensiv Sport treiben, sind von Rückenschmerzen betroffen. Ursachen sind eine falsche Belastungssteuerung, eine frühe Spezialisierung auf eine einzige Sportart und eine falsche bzw. fehlende Prävention. Wann und wie schnell eine Diagnostik erfolgen sollte und warum das so wichtig ist, darüber berichtet Priv.-Doz. Dr. Michael Cassel, leitender Oberarzt der Hochschulambulanz der Universität Potsdam, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS).
Brandenburger Daten an über 2000 Kindern und Jugendlichen aus dem Nachwuchsleistungssport zeigen eine altersabhängige Entwicklung von Rückenschmerzen. Demnach kommen wenige Kinder mit Rückenschmerzen in einem Alter von 11 Jahren zum Leistungssport. Bereits mit 14 Jahren klagen dann 20 Prozent von ihnen über Rückenschmerzen.
Besonders betroffen sind unter anderem die Wassersportarten Rudern und Kanu, aber auch Ringer, Turner, Turmspringer, Fußballer, Handballer, Judoka und Tennisspieler. Während in der Bevölkerung die Skoliose und der Scheuermann meist bekannt sind, geht es in den sportärztlichen Untersuchungen jedoch häufig um mehr.
„Wir haben im ambitionierten Sport ein relevantes Problem“, sagt Dr. Cassel, „Wirbelbogen-Ödeme sind immer häufiger zu sehen und führen bei nicht rechtzeitiger Diagnostik zu langwierigen Behandlungen aufgrund sich daraus entwickelnder Wirbelbogenbrüche.“
Rund ein Viertel bis ein Drittel der zwischen 11 und 17jährigen jungen Sportler haben ein hohes Risiko eine Stress-Fraktur des Wirbels durchzumachen und eine Spondylolyse auszubilden. Mit etwa 80 Prozent sind die Wirbel L4, L5 am häufigsten betroffen, seltener L2, L3. Die jungen Patienten kommen dann zum Teil mit großen Einschränkungen und Schmerzen und können sich kaum bewegen.
Dies muss unbedingt verhindert werden. Eine Leitlinie zum kindlichen Rückenschmerz aus der Pädiatrie empfiehlt daher insbesondere bei Kindern, die über 2 Wochen lang Rückenschmerzen haben, frühzeitig eine bildgebende Diagnostik einzuleiten.
Ärztliche Abklärung auch bei Freizeitsportlern
Auch Dr. Cassel empfiehlt eine klinische Anamnese und anschließende Diagnostik, wenn ein Kind den Alltag einschränkende oder wiederkehrende Rückenschmerzen hat, die länger als 14 Tage anhalten.
Nicht selten finden sich bereits kleine Stressverletzungen des Knochens, die unbehandelt voranschreiten und sich im Rahmen fortgeführter Belastungen schrittweise zu einer Stressfraktur fortenzwickeln.
Während im Spitzensport kooperierende Sportärzte an den Trainingsstützpunkten solche Dinge oft schon nach frühzeitig abklären, sind intensive Freizeit-Sportler (zum Beispiel mehrfach die Woche Fußball-Training und am Wochenende Turnier) ebenso gefährdet.
Cassel appelliert an Trainer, Betreuer und Eltern ein wachsames Auge auf die jungen Sportler zu haben. In der akuten Rückenschmerzphase sollte der Sport unterbleiben, bis alles ärztlich abgeklärt ist. Die Aufgabe der Orthopäden und Sportärzte ist die Differenzierung einer spezifischen von einer unspezifischen Rückenschmerz-Ursache, sodass die Behandlung adäquat eingeleitet werden kann.
Beim unspezifischen Rückenschmerz beispielsweise sollte man ein Kind nicht aus dem Schulsport nehmen.
Stressbrüche an den Wirbeln jedoch brauchen bis zu 6-9 Monate Zeit. Je früher sie behandelt werden, desto eher ist die vollständige Heilung erreichbar. „Das Problem ist die lange Zeit“, so Cassel, „kein junger Sportler will so lange aussetzen.“
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Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Sport science
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