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07/14/2025 10:14

Was eine Ressource ist, bestimmt die Gesellschaft

Christfried Dornis Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Fachübergreifendes Forschungsteam der Universität Tübingen erweitert unser Verständnis von Ressourcen und beschreibt sie als kulturell konstruiert. Abschluss des Sonderforschungsbereichs "RessourcenKulturen"

    Ressourcen werden erschlossen, verbraucht und können knapp sein. Doch was genau ist eigentlich eine Ressource? Als erstes kommen etwa Erdölvorräte oder Edelmetalle in den Sinn. Bei genauerer Betrachtung sind Ressourcen viel schwerer zu fassen: Sie können materiell, aber auch immateriell sein. Sie unterliegen dem Wandel, verlieren ihren Status als unentbehrliches Gut, und neue greifbare oder abstrakte Dinge werden zur Ressource. Rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Sonderfor-schungsbereichs „RessourcenKulturen“ an der Universität Tübingen in mehr als 20 Teilprojekten in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften über zwölf Jahre hinweg intensiv mit Ressourcen auseinandergesetzt. Sprecher und stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs sind Professor Martin Bartelheim aus der Ur- und Frühgeschichte und Professor Thomas Scholten aus der Bodenkunde und Geomorphologie. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben sie das Thema Ressourcen umfassend beleuchtet und aufbereitet, so-dass ihre Begriffsklärungen als Grundlage für künftige Forschungsarbeiten dienen können.

    Teilprojekte des Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ behandelten ein weites Themenspektrum aus der Archäologie, Ethnologie, Geografie, Geschichte, Altphilologie und Wirtschaftsgeschichte. Die Themen der verschiedenen Forschungsgruppen erstreckten sich über große Zeiträume und Distanzen: von der Raumerschlie-ßung durch Ressourcennutzung der Neandertaler bis zur prähistorischen Erzförderung auf der iberischen Halbinsel, der Vernichtung von Ressourcen durch die Wikinger bis zur Bedeutung materieller Ressourcen in religiösen Kontexten im modernen Indien.

    Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, wie etwas zu einer Ressource für gesellschaftliche Entwicklungen wird und welche sozialen Dynamiken der Bedarf und die Nutzung dieser Ressourcen auslöst. Sie gehen von der Beobachtung aus, dass Gesellschaften in unterschiedlichen Zeiten und Orten ganz eigene Vorstellungen davon entworfen haben, was für ihr Zusammenleben von besonderem Wert ist.

    Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit

    „Ressourcen sind nicht naturgegeben, sondern Ausdruck kultureller Bewertungen“, sagt Martin Bartelheim. Außer Rohstoffen und Prestigegütern zählten zu Ressourcen auch Wissen oder religiöse Weltvorstellungen. „Ressourcen treten meist in Komplexen auf, also in Kombination mit verschiedenen anderen Mitteln, die für ihre Nutzung nötig sind“, setzt Bartelheim hinzu. „Für die Entstehung von Gesellschaften sind die Auswahl bestimmter Ressourcen und die Vorschriften zum Umgang mit ihnen bedeutsam.“ Die Forscherinnen und Forscher betrachteten die Prozesse, die durch den Umgang mit Ressourcen ausgelöst werden und von Migration, sozialer Mobilität und Wohlstand bis hin zu Kriegen, Eroberungen und Zerstörungen reichen. Ziel war es, Modelle zu entwickeln, die den Zusammenhang von kulturellen Vorstellungen und Werten, materiellen wie immateriellen Ressourcen und sozialen Entwicklungen über lange Zeiträume und große Distanzen sichtbar machen.

    Entscheidend in der Zusammenarbeit im Sonderforschungsbereich sei gewesen, dass Grenzen zwischen den Fächern überwunden werden konnten, sagt Thomas Scholten: „Ressourcen im klassischen Sinne, wie Bodenschätze, sind Thema der Geowissenschaft. Die tut sich schwer mit dem menschlichen Faktor, der in den Geistes- und Sozialwissenschaften stärkere Berücksichtigung findet. Nur gemeinsam konnten wir zu einer umfassenden Neudefinition von Ressourcen kommen.“ Er weist außerdem darauf hin, dass Ressourcen eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden sind, wodurch sie neu betrachtet werden müssen. „Heute nehmen die Bemühungen stark zu, Ressourcen nicht als Verbrauchsgut zu betrachten, sondern in Kreisläufen zu denken.“

    „Im Sonderforschungsbereich ‚RessourcenKulturen‘ haben die beteiligten Forscherinnen und Forscher über die maximale Laufzeit von zwölf Jahren eine bemerkenswerte Dynamik aufrechterhalten. Dies ist ein besonders gelungenes Beispiel der interdisziplinären Zusammenarbeit“, sagt Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, die Rektorin der Universität Tübingen.


    Contact for scientific information:

    Universität Tübingen
    Sonderforschungsbereich „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ (SFB 1070)

    Prof. Dr. Martin Bartelheim (Sprecher)
    Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
    Telefon +49 7071 29-72406
    martin.bartelheim[at]uni-tuebingen.de

    Prof. Dr. Thomas Scholten
    Bodenkunde und Geomorphologie
    Telefon +49 7071 29-72400
    thomas.scholten[at]uni-tuebingen.de


    Original publication:

    Zum Abschluss des Sonderforschungsbereichs haben die Sprecher und weitere Beteiligte ein Buch als fachübergreifendes Standardwerk zum Thema Ressourcen herausgegeben:

    Herausgeber: Bartelheim, Martin; Hardenberg, Roland; Männlein, Irmgard; Riehl, Simone; Schade, Tobias; Scholten, Thomas: ResourceCultures – How Resources Affect Societies. Reichert Verlag, 2025. ISBN 9783752008685.


    More information:

    https://Der Sonderforschungsbereich 1070 „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ läuft vom 1. Oktober 2013 bis 30. Juni 2025,
    https://uni-tuebingen.de/de/39724


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    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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