Die American Philosophical Society zeichnet Gilles Laurent mit dem Karl Spencer Lashley Award 2025 aus. Gewürdigt werden seine „bahnbrechenden Studien zur Informationskodierung und -verarbeitung in neuronalen Populationen des Zentralnervensystems“. Die Preisverleihung findet am 23. April 2026 im Rahmen der Frühjahrstagung der Gesellschaft statt.
Laurent gilt als Pionier der neuronalen Schaltkreisanalyse. Er zeigte, dass Gerüche im Gehirn präziser durch koordinierte Aktivitätsmuster neuronaler Populationen verstanden werden können, statt wie traditionell üblich die Eigenschaften einzelner Neuronen isoliert zu betrachten. Die tatsächlich auftretenden Aktivitätsmuster sind deutlich weniger zahlreich als theoretisch möglich und bilden eine niedrigdimensionale, kontinuierliche Struktur innerhalb der theoretisch möglichen Muster, die der Vielfalt der wahrgenommenen Gerüche entspricht. Laurent entwickelte nicht nur neue Konzepte und Methoden zur Untersuchung neuronaler Netzwerke, sondern nutzte auch evolutionäre Besonderheiten verschiedener Tierarten, um allgemeine Prinzipien der Gehirnorganisation aufzudecken. Seine Forschung reicht von Heuschrecken über Schildkröten bis zu Tintenfischen und Echsen.
Besonders hervorzuheben ist seine Arbeit zum Schlafverhalten der australischen Bartagame. Er entdeckte bei dieser Reptilienart REM-Schlaf, der zuvor nur bei Säugetieren und Vögeln bekannt war. Dies legt nahe, dass REM-Schlaf bereits bei gemeinsamen Vorfahren der Amnioten existierte. In weiteren Studien zeigte Laurent, dass sich die Koordination der Hirnaktivität bei Bartagamen zwischen Slow-Wave- und REM-Schlaf dramatisch unterscheidet: Während die Hirnhälften im Slow-Wave-Schlaf jeweils unabhängig voneinander aktiv sind, konkurrieren sie im REM-Schlaf miteinander. Zudem konnte Laurent durch Analyse neuronaler Aktivität über weite Hirnregionen hinweg nachweisen, dass der regelmäßige Wechsel zwischen REM- und non-REMSchlaf durch einen Rhythmusgenerator im Hirnstamm gesteuert wird.
William T. Newsome, Vorsitzender des Lashley-Preiskomitees, betont: „Indem er evolutionsbiologische Perspektiven mit experimenteller Forschung, theoretischer Modellierung und der Analyse hochdimensionaler Daten verbindet, hat Laurent ein innovatives Werk geschaffen, das die integrative Neurowissenschaft maßgeblich geprägt hat.“
„Diese Auszeichnung ist für mich eine wunderbare Überraschung“, sagt Laurent. „Ich bin stolz, in so hervorragender Gesellschaft zu sein – und freue mich sehr, dass unsere Arbeit, oft mit ungewöhnlichen Modellen, solche Anerkennung findet. Mein großer Dank gilt der American Philosophical Society und dem Lashley-Komitee.“
Über Gilles Laurent
Gilles Laurent ist Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Er promovierte in Veterinärmedizin an der École nationale vétérinaire de Toulouse und erwarb einen Ph.D. in Neuroethologie an der Université Paul Sabatier. Nach einem Postdoc in Cambridge war er Professor am California Institute of Technology. 2025 wurde ihm der Louis-Jeantet-Preis für Medizin verliehen.
Über den Karl Spencer Lashley Award
Der 1957 gestiftete Karl Spencer Lashley Award ehrt innovative Beiträge zur Erforschung der neuronalen Grundlagen von Verhalten. Der Preis erinnert an den Neurowissenschaftler Karl Lashley, dessen Arbeiten zu Lernen, Gedächtnis und Intelligenz die integrative Neurowissenschaft entscheidend mitgeprägt haben. Die American Philosophical Society, die älteste wissenschaftliche Gesellschaft der USA, wurde 1743 mit dem Ziel gegründet, „nützliches Wissen zu fördern“.
Prof. Dr. Gilles Laurent
Direktor
Max-Planck-Institut für Hirnforschung
g.laurent@brain.mpg.de
+49 69 850033-2001
https://www.amphilsoc.org/news/gilles-laurent-receive-2025-karl-spencer-lashley-...
https://brain.mpg.de/gilles-laurent-erhaelt-karl-spencer-lashley-award
Gilles Laurent wird mit dem 2025 Karl Spencer Lashley Award geehrt.
Copyright: (c) Max-Planck-Institut für Hirnforschung
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Medicine
transregional, national
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German
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