Kristallin-Expertinnen und -Experten aus Deutschland und Nachbarländern diskutierten auf Einladung der GRS und der BGE über die Bewertung des deutschen Kristallingesteins hinsichtlich seiner Eignung für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle.
Kristallingestein muss eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen, um sich als Wirtsgestein für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle zu eignen. Wie gut können wir ausgehend von den bestehenden Daten diese Eignung bewerten? Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich für diesen Gesteinstyp bei der geowissenschaftlichen und geophysikalischen Erkundung? Und wie gut lässt sich prognostizieren, wie sich das Gestein innerhalb der nächsten Million Jahre verändern wird? Drei zentrale Fragen, die beim Kristallinworkshop am 24. und 25. Juni in Hannover diskutiert wurden.
Auf Einladung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit gGmbH (GRS) und der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) trafen sich rund 40 Expertinnen und Experten für Kristallingestein, darunter mehrere Mitglieder des OECD/NEA Crystalline Club (CRC), um ihr Wissen über den Gesteinstyp auszutauschen. Anlass des Workshops ist der aktuelle Arbeitsschritt im Standortauswahlverfahren für das Endlager für hochradioaktive Abfälle. Derzeit bewertet die BGE die Eignung von Teilgebieten für die Endlagerung. Kristallingestein unterscheidet sich dabei in relevanten Punkten von den anderen beiden Wirtsgesteinen Tongestein und Steinsalz.
Klüfte – eine gesteinsspezifische Herausforderung
Einigkeit bestand unter den Teilnehmenden in den grundlegenden Punkten. Dass es prinzipiell möglich ist, ein sicheres Endlager im Kristallin zu errichten, so wie es Finnland, Schweden und Tschechien tun oder planen, stellte niemand in Frage. Einigkeit bestand außerdem darüber, dass Kristallingestein eine besondere Herausforderung für die Sicherheitsuntersuchungen darstellt.
Lebhaft diskutiert wurden konkretere Fragen: Ob es überhaupt Bereiche im Kristallingestein geben kann, in denen das Gestein die wesentliche Barriere für die radioaktiven Abfälle darstellt – sogenannte einschlusswirksame Gebirgsbereiche (ewG) – war eine davon. Die Alternative zum ewG, der Endlagersystem-Typ II, in dem Endlagerbehälter und geotechnische Barrieren die entscheidenden Sicherheitsfunktionen übernehmen, stellt geringere Anforderungen an das Gestein. Ob deutlich geringer oder unwesentlich geringer, war wiederum ein Diskussionspunkt. Insbesondere die Durchlässigkeit des Gesteins gegenüber Flüssigkeiten und Gasen ist für die Eignung entscheidend, und diese hängt maßgeblich mit der Klüftung des Gesteins zusammen. Klüfte, teils mikroskopisch kleine Risse im Gestein, sind jedoch nur schwer prognostizierbar. Eine gute ortspezifische Datenlage sei daher zur Bewertung der Eignung unerlässlich.
Trotz dieser gesteinsspezifischen Herausforderungen waren sich die Teilnehmenden einig, dass Kristallingestein die aktuelle Phase I der Endlagersuche weiter wie geplant durchlaufen soll. Einen pauschalen Ausschluss des Gesteinstyps unterstützte die Runde nicht.
Expertise aus Tschechien und der Schweiz
Die deutschen Kristallinexpertinnen und -experten erhielten am ersten Tag des Workshops Unterstützung aus zwei Nachbarländern. Lukáš Vondrovic, Direktor der SÚRAO, stellte das tschechische Erkundungskonzept vor, mit dem aus aktuell noch vier möglichen Standorten im Kristallingestein der geeignetste ermittelt werden soll. Piet Zuidema, langjähriges Geschäftsleitungsmitglied der Nagra, berichtete davon, wie stark die Schweiz seinerzeit von zeitgleich in Schweden stattfindenden Forschungs- und Erkundungsarbeiten profitieren konnte. Er empfahl zudem nachdrücklich, in Phase II der Endlagersuche eine hinreichende Menge an Bohrungen durchzuführen, um eine verlässliche Einschätzung des lokalen Gesteins zu ermöglichen. In der Schweiz habe es Gebiete gegeben, in denen Kristallingestein angenommen worden war und erst eine Bohrung das tatsächlich vorliegende Sedimentgestein ans Licht brachte.
Judith Flügge, Leiterin des Bereichs Endlagerung der GRS und Leiterin des OECD/NEA Crystalline Club (CRC): „Wir freuen uns, dass wir den Kristallin-Workshop ausrichten durften. Gemeinsam konnten wir während der zwei Tage wesentliche Punkte hinsichtlich der Bewertung von Kristallingestein als Wirtsgestein herausarbeiten. Es ist aber auch deutlich geworden, dass die Bewertung von konkreten Standortregionen oder Standorten wesentlich von standortspezifischen Daten und dem zugrunde gelegten Sicherheitskonzept abhängig sein wird.“
Wolfram Rühaak, Leiter der Abteilung Sicherheitsuntersuchungen im Bereich Standortauswahl der BGE, bewertet den Workshop mit den Worten: „Es ist uns gelungen die Expertinnen und Experten mit dem relevanten Fachwissen zusammenzubringen, um den Kenntnisstand zum Kristallin in Deutschland zu bewerten. Ich sehe uns darin bestätigt, dass wir zielführende Bewertungen vornehmen können, auch wenn es aktuell noch eine Vielzahl offener Fragen gibt.“
Die Teilnehmenden des Kristallin-Workshops haben sich Ende Juni über den Forschungsstand zum Wirtsge ...
Source: Sahra Knopf
Copyright: BGE
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Chemistry, Energy, Environment / ecology, Geosciences, Social studies
transregional, national
Scientific conferences
German
Die Teilnehmenden des Kristallin-Workshops haben sich Ende Juni über den Forschungsstand zum Wirtsge ...
Source: Sahra Knopf
Copyright: BGE
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