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07/24/2025 16:38

Wie man aus Abfall Milch macht | DFG-Projekt untersucht Kreislaufwirtschaft zu Tierfutter in Indien

Timo Fuchs Pressestelle
Universität Vechta

    In der indischen Megastadt Bengaluru untersuchen deutsche Forschende die Fütterungspraxis für die Nutztiere von Kleinbauern: Ihre Tiere bekommen oft Lebensmittelabfälle zu fressen.

    Die Wissenschaftler*innen von der Universität Vechta und der Universität Kassel wollen herausfinden, wie diese Kreislaufwirtschaft funktioniert, wie es um die Hygiene des Futters steht und ob das Konzept hilft, den Klimawandel zu bekämpfen.

    Gefördert wird die Arbeit als Teilprojekt der Forschungsgruppe „Sustainable Rurbanity - Resources, Society, and Regulatory Systems“ nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für eine erste Phase von vier Jahren.

    In Indien sind Kühe nicht nur heilig, dort befindet sich auch die größte Milchkuhherde der Welt: Nirgendwo sonst werden so viele Kühe zur Milcherzeugung gehalten. Beide Umstände tragen mitunter zu einem Stadtbild bei, das „in Deutschland so nicht vorstellbar wäre“, bemerkt Prof. Dr. Amelie Bernzen, die an der Universität Vechta als Wirtschaftsgeographin am VISTRA, dem Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas, tätig ist.

    „Manche ‚Bauernhöfe‘ liegen mitten im dichtbesiedelsten Gebiet, mit einem gerade mal 40qm kleinen Innenhof. Im Reihenhaus dahinter stehen manchmal überaschenderweise neun Kühe in einem der Räume. Zum Auslauf gehen die Tiere oft auf die Straße vor dem Haus und drängen sich zwischen den anderen Verkehrsteilnehmenden“.

    Kreislaufwirtschaft bei indischen Kleinbauern

    Über 85 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Indien zählen zu Klein- und Kleinstbauern mit weniger als zwei Hektar Land. Auch wenn diese Lebensrealität weit entfernt liegt von deutschen Großbetrieben, lassen sich darin interessante Erkenntnisse gewinnen. Indische Kleinbauern nutzen teilweise Lebensmittelabfälle als Futter für viele Nutztiere, vor allem für Kühe.

    Damit lassen sich die Kosten für das Futter senken und womöglich auch ökologische Beiträge leisten. „Während sich Abfälle in Haushalten, auf Märkten, in der Gastronomie oder der Lebensmittelindustrie oft noch nicht vermeiden lassen, schauen wir gezielt darauf, wie man sie wenigstens weiter verwerten kann. Und die Kleinbauern in Indien tun genau das“, sagt Amelie Bernzen.

    Aus der nicht verzehrten Nahrung von Menschen wird Nahrung für die Tiere, die etwa mit ihrer Milch wieder Nahrung für Menschen liefern: eine Kreislaufwirtschaft. Das Teilprojekt von Amelie Bernzen und Eva Schlecht, Professorin für Tierhaltung in den Tropen und Subtropen an den Universitäten Kassel und Göttingen, will nun unter anderem untersuchen, wie die Wertschöpfungsketten der Lebensmittelabfälle von deren Ursprung bis zum Landwirt funktionieren.

    Weniger Methangas bei Kühen?

    Das könnte Ergebnisse liefern, die möglicherweise Kleinbauern in anderen Teilen des globalen Südens übernehmen könnten. Gleichzeitig ist denkbar, dass einige Erkenntnisse auch einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten, denn vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kühe, die mit Gemüse- oder Obstabfällen gefüttert werden, etwas weniger schädliches Methangas ausstoßen als Kühe die keine solche qualitativ hochwertigen Futtermittel erhalten.

    Weil sich die Lebensbereiche von Mensch und Tier in diesem Kontext eng verbinden, arbeiten die Forschenden interdisziplinär: Amelie Bernzen untersucht sozio-ökonomische Aspekte, während Eva Schlecht die Tierhaltung analysiert. Sie prüft die Lebensmittelabfälle auch darauf hin, ob sie überhaupt gesund für die Tiere sind.

    Herausforderung Hygiene

    „Es liegt auf der Hand, dass verdorbenes oder verschmutztes Futter ein Risiko darstellt“, sagt Eva Schlecht. „In Europa etwa hingen Ausbrüche von BSE, Maul- und Klauenseuche oder der Afrikanischen Schweinepest oft mit Schlampereien bei der Hygienisierung von Futterkomponenten zusammen.“ Die Forschenden gehen daher also der Frage nach: Wie effizient können solche abfall-basierten Futter-Systeme sein, wenn sie adäquate hygienische Regeln berücksichtigen?

    Die Arbeit von Amelie Bernzen und Eva Schlecht stellt ein Teilprojekt eines größeren, von der DFG geförderten Verbundprojekts dar, welches übergeordnete Fragen dazu stellt, wie ländliche und städtische Strukturen und Lebensweisen verschmelzen – wie bei den Kühen im Reihenhaus. Genau solche „rurbanen“ Phänomene untersucht die Forschungsgruppe „Sustainable Rurbanity - Resources, Society, and Regulatory Systems“.


    Contact for scientific information:

    Prof'in Dr'in Amelie Bernzen, Univerisität Vechta

    https://www.uni-vechta.de/geographie/team/profin-drin-amelie-bernzen


    More information:

    https://www.wissenschaft-im-norden.de/wie-man-aus-abfall-milch-macht/


    Images

    Milchkuh in einer Gasse im dichtbesiedelten Bengaluru
    Milchkuh in einer Gasse im dichtbesiedelten Bengaluru
    Source: Amelie Bernzen
    Copyright: Universität Vechta


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Economics / business administration, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
    German


     

    Milchkuh in einer Gasse im dichtbesiedelten Bengaluru


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