Eine neue Erhebung des BIBB zeigt: Es ist teurer geworden, Lehrlinge auszubilden. Dennoch lohnt es für Betriebe, zunehmend Geld für die duale Ausbildung in die Hand zu nehmen. Und ausgebildete Fachkräfte auf dem externen Markt zu gewinnen, birgt durchaus Nachteile.
BIBB veröffentlicht Ergebnisse aus neuer Kosten-Nutzen-Erhebung
Trotz gestiegener Kosten bleibt die duale Berufsausbildung für Betriebe eine attraktive Option, den eigenen Fachkräftebedarf zu sichern. Denn die Personalgewinnungskosten, die bei der Rekrutierung von Fachkräften über den externen Arbeitsmarkt anfallen, sind deutlich stärker gestiegen als die Nettoausbildungskosten. Dies zeigt die neueste Kosten-Nutzen-Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), veröffentlicht in der neuen Ausgabe der Reihe BIBB REPORT. Sie ist die einzige Erhebung in Deutschland, die umfangreiche, repräsentative Daten zu diesem Thema zur Verfügung stellt. Basierend auf den Angaben von über 3.000 ausbildenden und mehr als 1.000 nicht ausbildenden Betrieben werden unter anderem durchschnittliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten der betrieblichen Ausbildung sowie Personalgewinnungskosten für Deutschland insgesamt, nach Betriebsgrößenklassen, Ausbildungsbereichen und Regionen präsentiert und Daten aus dem Jahr 2022/2023 mit früheren Erhebungen verglichen.
So entstanden den Betrieben im Ausbildungsjahr 2022/2023 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre hinweg Bruttokosten in Höhe von etwa 26.200 Euro pro Auszubildender/Auszubildendem. Zu diesen Bruttokosten zählen die Personalkosten für die Auszubildenden, die Aufwendungen für das Ausbildungspersonal, die Anlage- und Sachkosten sowie sonstige Kosten, wie zum Beispiel Kammergebühren, Kosten für Lehr- und Lernmaterialien oder für Berufs- und Schutzkleidung.
Zugleich erzielten die Auszubildenden während ihrer Ausbildung durch die Erbringung produktiver Leistungen Erträge in Höhe von rund 18.100 Euro, die im Durchschnitt etwa 70 Prozent der Ausbildungskosten deckten. Die Erträge stiegen mit jedem Ausbildungsjahr an. Je nach Betriebsgröße, Ausbildungsbereich und Region gab es deutliche Unterschiede. Bei etwa jedem vierten Auszubildenden überstiegen die Erträge die Bruttokosten. In diesen Fällen konnten sogar Nettoerträge erzielt werden.
Stark steigende Personalgewinnungskosten
Die Gewinnung von Fachkräften über den externen Markt ist dagegen teuer und unsicher. So bewerteten 70 Prozent der Betriebe die Lage am Fachkräftemarkt als schlecht oder sehr schlecht. Im Vergleich zu früheren BIBB-Erhebungen fiel der prozentuale Anstieg der Personalgewinnungskosten mit 65 Prozent wesentlich höher aus als der Anstieg der Nettoausbildungskosten mit 28 Prozent. Die Personalgewinnungskosten für die Besetzung einer Fachkräftestelle beliefen sich in der Erhebung 2022/2023 durchschnittlich auf rund 13.700 Euro. Dies entsprach rund 60 Prozent der durchschnittlichen Gesamtnettokosten einer dreijährigen Ausbildung. Auch blieben die Stellen in den Betrieben deutlich länger unbesetzt. So brauchten Kleinstbetriebe für die Nachbesetzung ihrer offenen Stellen etwa 19 Wochen, Großbetriebe etwa zehn.
Hohe Investitionsbereitschaft der Betriebe
Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage und der insgesamt zurückgehenden Zahl an Auszubildenden blieb die Investitionsbereitschaft der Betriebe in die duale Berufsausbildung hoch. So investierten sie im Ausbildungsjahr 2022/2023 rund 9,7 Milliarden Euro und damit etwa 1,3 Milliarden Euro mehr als fünf Jahre zuvor. Dabei zeigten sich weniger als zehn Prozent der ausbildenden Betriebe unzufrieden mit dem aktuellen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch die Übernahmebereitschaft ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In der Erhebung 2022/2023 gaben rund drei Viertel der ausbildenden Betriebe an, möglichst alle ihrer Auszubildenden weiter beschäftigen zu wollen. Weitere 22 Prozent planten, zumindest einen Teil im Anschluss an die Ausbildung zu übernehmen.
Es bleibt, so die Studienautorinnen und -autoren in ihrem abschließenden Fazit, aber auch zukünftig von zentraler Bedeutung, Rahmenbedingungen für Betriebe bereitzustellen, die eine qualitativ gute und wirtschaftliche Ausbildung auf Dauer erlauben. Sie warnen zum Beispiel davor, Betriebe finanziell zu überfordern und verweisen in diesem Zusammenhang auf den deutlichen Rückgang der Ausbildungsbeteiligung bei Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten.
Weitere Informationen im neuen BIBB REPORT „Eigene Ausbildung oder externe Fachkräftegewinnung – mit welchen Kosten müssen Betriebe rechnen?“ unter http://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/20504
Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.
Criteria of this press release:
Journalists
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Research results
German
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