idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/26/2025 14:40

Frühe Bildung: Bedarfsgerechte Angebote fehlen weiterhin

Sonja Waldschuk Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Neue Ergebnisse der DJI-Kinderbetreuungsstudie belegen, dass Planung und Steuerung der Angebote trotz sinkender Geburtenzahlen vorangetrieben werden müssen

    Die vom statistischen Bundesamt aktualisierte Bevölkerungsberechnung zeigt, dass in Deutschland weniger junge Menschen leben. Der Ausbau der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) muss aber trotzdem weitergehen. Denn obwohl Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bereits seit dem Jahr 2013 das Recht auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung haben, ist das Angebot an Plätzen auch über zehn Jahre später noch bei weitem nicht bedarfsdeckend. Das belegen aktuelle Auswertungen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die nun in Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2025 und in der zehnten Ausgabe von „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) veröffentlicht wurden. Dabei muss vor allem die lokale Steuerung und Planung der Angebote zukünftig weiter priorisiert werden, wie die unterschiedlichen Ergebnisse in West- und Ostdeutschland zeigen: Während in Westdeutschland fast jede vierte Familie mit einem ein- oder zweijährigen Kind trotz Bedarf keinen solchen Platz nutzt (23 Prozent), sind es in Ostdeutschland 9 Prozent der Eltern. Weiteren 6 Prozent der Eltern in West- und 4 Prozent in Ostdeutschland reicht der Umfang ihrer aktuellen Betreuungszeiten nicht aus.

    Nach Analysen der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) an der Technischen Universität Dortmund könnten bei weiter absinkender Geburtenrate in Ostdeutschland zukünftig Platzkapazitäten von Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt in Angebote für Kinder unter drei Jahren umgewandelt werden. In Westdeutschland bleibt hingegen die angespannte Situation durch die konstant hohe Lücke zwischen Angebot und Bedarf sowie durch den Personalmangel bestehen. Auch wenn ein Wandel in der Kitalandschaft, vor allem in Ostdeutschland, bereits spürbar ist und es zukünftig weniger Kinder gibt, muss die lokale Situation berücksichtigt werden. Denn auch in Teilen Ostdeutschlands fehlen bedarfsgerechte oder erreichbare Angebote weiterhin. Als eine Folge davon ist die Teilhabe an Angeboten der FBBE nach wie vor in beiden Bundesteilen ungleich verteilt.

    Die Bedarfsplanung professionalisieren und für Chancengerechtigkeit im Zugang sorgen

    Die Analysen der Daten aus der Elternbefragung im Jahr 2024 verdeutlichen, dass bei der Platzvergabe ausgerechnet diejenigen Familien häufiger leer ausgehen, die ohnehin bereits benachteiligt sind: Im Vergleich zu Familien ohne Migrationsgeschichte haben Familien, bei denen das Kind und/oder beide Elternteile im Ausland geboren sind, trotz ähnlich hohem Bedarf signifikant seltener einen Platz (-10 Prozentpunkte). Auch Familien, die Transferleistungen beziehen und Haushalte, in denen der höchste Schulabschluss maximal ein Hauptschulabschluss ist, nutzen für ihr ein- oder zweijähriges Kind trotz Bedarf seltener einen Platz in der Kindertagesbetreuung als Familien ohne diese Merkmale (-9 bzw. -8 Prozentpunkte). Dies war nicht nur im Jahr 2024 der Fall, sondern gilt für den gesamten untersuchten Zeitraum seit dem Jahr 2016.

    „Die Angebotsplanung, vor allem vor Ort in den Kommunen, muss professioneller werden, damit alle Kinder gleiche Chancen auf einen bedarfsgerechten Platz haben. Kommunen müssen ressourcenschonend auf die Bevölkerungsentwicklung und Zuzugswellen reagieren können und dürfen zugleich die Angebotsqualität nicht vernachlässigen.“, kritisiert DJI-Forschungsdirektorin Prof. Dr. Susanne Kuger und ergänzt: „Damit wurde eines der zentralen Ziele des Rechtsanspruchs – die Teilhabechancen aller Kinder zu verbessern und für mehr Chancengerechtigkeit beim Zugang zur Kindertagesbetreuung zu sorgen – bislang nicht erreicht“.

    Der Bedarf der Eltern an einem Platz in Kita oder Tagespflege steigt mit dem Alter der Kinder und ist im Osten deutlich größer als im Westen

    Bund, Länder und Kommunen laufen noch immer der Entwicklung der Elternbedarfe hinterher: Bundesweit ist der Bedarf der Eltern von Ein- und Zweijährigen seit dem Jahr 2013 deutlich angestiegen und liegt im Jahr 2024 bei 65 beziehungsweise 82 Prozent. Der Bedarf steigt mit zunehmendem Alter der Kinder und ist in Ostdeutschland deutlich größer als in Westdeutschland (Einjährige: 62 Prozent versus 82 Prozent; Zweijährige: 80 Prozent versus 92 Prozent). Darüber hinaus wünschen sich Eltern in den ostdeutschen Bundesländern mehrheitlich einen Ganztagsplatz im Umfang von mehr als 35 und bis zu 45 Stunden wöchentlich, wohingegen Eltern in den westdeutschen Ländern am häufigsten einen erweiterten Halbtagsplatz mit mehr als 25 und bis zu 35 Stunden wöchentlich bevorzugen. Nicht immer können die Eltern jedoch passgenaue Angebote nutzen und eine unzureichende Verlässlichkeit der Angebote, beispielsweise aufgrund ungeplanter Schließtage, belastet den Betreuungsalltag zusätzlich. Dies konnte in der vor kurzem veröffentlichten Studie 3 des DJI-Kinderbetreuungsreport 2024 gezeigt werden. Die Kinder- und Jugendhilfe-Planung muss daher unterschiedliche, kleinräumig angepasste Lösungen entwickeln, um auf der einen Seite den Eltern zunächst eine ausreichende Zahl an bedarfsgerechten Plätzen zur Verfügung zu stellen, auf der anderen Seite aber auch größeren Entwicklungen schnell begegnen zu können.

    Die DJI-Kinderbetreuungsstudie

    Die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) ist eine jährliche bundeslandrepräsentative Befragung von etwa 33.000 Eltern von Kindern ab der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Untersuchungsschwerpunkte der Studie sind die aktuelle Betreuungssituation sowie die elterlichen Betreuungsbedarfe, die von den Eltern wahrgenommene Qualität der Kindertagesbetreuung und die Gründe dafür, weshalb Eltern kein Betreuungsangebot für ihr Kind nutzen. Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) fördert die Studie.

    Die neu erschienene Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2025 enthält vertiefende und umfangreiche Analyseergebnisse zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und zum elterlichen Betreuungsbedarf in Bezug auf Kinder unter drei Jahren und von drei Jahren bis zum Schuleintritt sowie zu Ungleichheiten beim Zugang.

    Die Ergebnisse der Studie fließen auch in die Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ ein und werden dort den durch die AKJStat berechneten Beteiligungsquoten gegenübergestellt.


    Contact for scientific information:

    Theresia Kayed
    DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)
    089/62306-490
    kayed@dji.de


    Original publication:

    https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/KiBS/Publikationen2025/Kinderbetreuungs...


    More information:

    https://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/dji-kinderbetreuungsstudie-kibs.h...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).