Die LEO-Studie und das „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“ erfassen die Literalität bei Erwachsenen. Zum Weltalphabetisierungstag am 8. September 2025 veröffentlichen Forschende der Universität Hamburg eine Sonderanalyse der Daten, die zeigt, wie wichtig Literalität für die Teilhabe am Arbeitsmarkt und für die Demokratie ist.
Die LEO-Studie 2018 der Universität Hamburg ist die detaillierteste repräsentative Studie zu geringer Literalität von Erwachsenen in Deutschland. Die OECD-Studie PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) zielt auf einen internationalen Vergleich von Kompetenzen Erwachsener ab – darunter auch Lese- und Schreibkompetenzen. Forschende der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg haben nun in einer Sonderanalyse die aktuellen PIAAC-Daten zur Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenzen Erwachsener in den Jahren 2012 bis 2023 analysiert.
Schreib- und Lesekompetenz nimmt nicht zu
Das Ergebnis der „LEO PIAAC 2023“-Auswertung: Der Anteil von Menschen mit geringer Literalität, also geringen Lese- und Schreibkompetenzen, stagniert in Deutschland bei 20 Prozent. Das sind 10,6 Millionen Erwachsene zwischen 16 und 65 Jahren. Die Daten der LEO-Studie hatten bis 2018 eigentlich einen signifikant positiven Trend für die Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenzen in Deutschland ausgewiesen. Eine Stagnation ist aus Sicht der Forschenden durch den Einfluss multipler Krisen zwischen 2018 und 2023, etwa der Pandemie, zu erklären. Auch im internationalen Vergleich lassen sich überwiegend stagnierende oder negative Trends beobachten. So zeigt sich beispielsweise für Österreich, dass der Anteil gering literalisierter Erwachsener mit 27 Prozent im Jahr 2023 im Vergleich zu 16 Prozent im Jahr 2012 deutlich gestiegen ist.
„Diese Analyse ist entstanden, da es uns es ein wichtiges Anliegen ist, diese Befunde für die 2026 endende Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung bereitzustellen,“ sagt Prof. Dr. Anke Grotlüschen. Sie ist Professorin für Lebenslanges Lernen und Leiterin der LEO-Studien sowie der „LEO PIAAC 2023“-Sonderanalyse. Insbesondere zeigten die Ergebnisse, wie wichtig Literalität für politische Selbstwirksamkeit und demokratische Teilhabe sei: „Lese- und Schreibkompetenzen sind notwendig, um Informationen kritisch zu hinterfragen und zu einer durchdachten politischen Meinung zu kommen“, so Grotlüschen.
Mit Blick auf politische Selbstwirksamkeit, also dem Gefühl, auf das politische Geschehen im Land einwirken zu können, ergibt sich im Vergleich der drei untersuchten Länder ein gemischtes Bild: In Deutschland stimmen 17 Prozent der gering literalisierten Erwachsenen der Aussage zu politischer Selbstwirksamkeit zu (höher Literalisierte: 33 Prozent). In Österreich meinen 16 Prozent der gering Literalisierten, bei der Regierung Gehör zu finden (höher Literalisierte: 18 Prozent). Die österreichischen Werte liegen auffallend dicht beieinander und sind niedrig. In der Schweiz liegen die Werte deutlich höher: 42 Prozent der gering literalisierten Erwachsenen geben politische Selbstwirksamkeit an, bei den höher Literalisierten sind es 64 Prozent.
Stagnierender Arbeitsmarkt, oft Einfachtätigkeiten
Auch die Integration in den Arbeitsmarkt war Teil der aktuellen Sekundäranalyse. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitsmarktbeteiligung gering literalisierter Erwachsener zwischen 2018 und 2023 nicht (weiter) angestiegen ist, sondern in Deutschland und Österreich bei rund 60 Prozent stagniert. In der Schweiz liegt sie bei 74 Prozent. In Deutschland zeigt sich zudem, dass 18 Prozent der Menschen mit geringen Kompetenzen im Lesen und Schreiben in unqualifizierter Tätigkeit verbleiben, während dies bei höher Literalisierten nur drei Prozent betrifft. Weitere 40 Prozent der gering Literalisierten arbeiten in sogenannten „Blue Collar“-Beschäftigungen, also in manuellen oder handwerklichen Tätigkeiten.
„Die ‚LEO PIAAC 2023-Sonderanalyse‘ ist auf No-Budget-Basis von einem internationalen Forschungsteam erstellt worden und kann keine LEO-Studie ersetzen. Aber angesichts der 2026 endenden Dekade haben die Ergebnisse eine besondere Relevanz, denn sie zeigen, dass die deutsche Bildungspolitik uns vor Kompetenzverlusten geschützt hat, nicht zuletzt, weil sie auf Forschung basiert“, fasst Grotlüschen die Erkenntnisse zusammen.
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse
Die Forschenden stellen die „LEO PIAAC 2023“-Sonderanalyse am 8. September zum Weltalphabetisierungstag gemeinsam mit der Hamburger Volkshochschule vor. Im Rahmen dieses zweiten gemeinsamen Fachtages werden auch Projekte der Alphabetisierung und Grundbildung aus der Praxis der Hamburger Träger und der Wissenschaft vorgestellt. Unter anderem mit der Hamburger Schulsenatorin Ksenija Bekeris wird über Ansätze für eine transparente Weiterentwicklung des Hamburger Grundbildungsangebots diskutiert. Prof. Dr. Natalia Filatkina, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Universität Hamburg, wird ein Grußwort sprechen. Alle Informationen gibt es auf der Webseite des Forschungszentrums „Literacy in Diversity Settings“.
Die Broschüre mit allen Grafiken und Tabellen sind auf dem LEO-Blog (Open Access) zu finden: https://leo.blogs.uni-hamburg.de/leo-piaac-2023/
LEO-Studie: Die LEO-Studie 2018 gibt Aufschluss über Alter, Geschlecht, Herkunft, Familien- und Erwerbsstatus sowie Schul- und Berufsbildung von Menschen mit geringen Lese- und Rechtschreibkompetenzen in Deutschland. Darüber hinaus untersucht die Studie, wie sich geringe Lese- und Schreibkompetenz auf alltägliche und gesellschaftliche Teilhabechancen auswirkt. Sie wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (ehemals Bundesministerium für Bildung und Forschung) mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert.
PIAAC-Studie: In Deutschland wird PIAAC von dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter Beteiligung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert. Das nationale Projektmanagement von PIAAC für die Laufzeit 2018 bis 2025 liegt bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.
Prof. Dr. Anke Grotlüschen
Universität Hamburg
Fakultät für Erziehungswissenschaft
E-Mail: anke.grotlueschen@uni-hamburg.de
https://leo.blogs.uni-hamburg.de/leo-piaac-2023/
https://• https://leo.blogs.uni-hamburg.de/leo-piaac-2023/ Ergebnisse der „LEO PIAAC 2023“-Auswertung
https://• https://www.ew.uni-hamburg.de/forschung/fakultaere-forschungsschwerpunkte/sprach... Informationen zur Fachveranstaltung am Weltalphabetisierungstag 2025
https://• https://leo.blogs.uni-hamburg.de/ LEO-Studie 2018
https://• https://www.gesis.org/piaac PIAAC-Studie
Criteria of this press release:
Journalists, Teachers and pupils
Economics / business administration, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Cooperation agreements, Research results
German
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