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09/08/2025 10:57

Rheuma und Gender: Frauen später diagnostiziert, Männer schwerer betroffen – DGRh-Kongress vom 17. bis 20.09.2025

Janina Wetzstein Kongress-Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V.

    Zwar haben Frauen häufiger entzündlich-rheumatische Erkrankungen als Männer, dennoch werden die Erkrankungen bei ihnen oft später erkannt. Dass männliche Betroffene die Diagnose früher im Krankheitsverlauf erhalten, liegt allerdings nicht daran, dass sie öfter zum Arzt gehen. Vielmehr machen sich Kollagenosen bei Männern häufiger mit schweren Organbeteiligungen bemerkbar. Das zeigen aktuelle Daten aus Beobachtungsstudien. Über diese und weitere Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Aspekten in der Rheumatologie diskutieren Expertinnen und Experten auf der Vorab-Pressekonferenz am 11. September 2025 anlässlich des Deutschen Rheumatologiekongresses 2025.

    Spondyloarthritiden (SpA) sind eine Gruppe von chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, die vor allem die Wirbelsäule betreffen. Lange Zeit galt diese Erkrankung als überwiegend bei Männern vorkommend. „Dabei zeigen neuere Daten ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Frauen mit axialer Spondyloarthritis erhalten ihre Diagnose jedoch im Schnitt mehr als zwei Jahre später als Männer“, berichtet Dr. med. Katinka Albrecht vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ). Sie stellt beim Deutschen Rheumatologiekongress Daten aus der Kerndokumentation vor. Albrecht benennt weitere Unterschiede: „Frauen mit Psoriasis-Arthritis haben vermehrt Entzündungen an den Gelenken und den Sehnenansätzen, während bei Männern eine größere Hautfläche betroffen ist. Hingegen manifestiert sich der systemische Lupus erythematodes bei Frauen oft an Haut- und Schleimhäuten, während Männer häufiger eine schwere Nierenbeteiligung, eine Herzbeutelentzündung oder einen Pleuraerguss entwickeln.“

    Auch in der Therapie setzen sich die Unterschiede fort: Männer mit Spondyloarthritiden werden häufiger mit TNF-Inhibitoren behandelt, allerdings ist das Ansprechen auf die Therapie bei Frauen geringer. Dies zeigt sich auch bei rheumatoider Arthritis. Ein genauerer Blick auf Komorbiditäten offenbart außerdem, dass Frauen häufiger von Osteoporose, Depressionen oder Schilddrüsenerkrankungen betroffen sind, während Männer vermehrt Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen. „Als Ärztinnen und Ärzte müssen wir uns diese Unterschiede bewusst machen, um für die jeweiligen Patientinnen und Patienten die individuell beste Therapie finden zu können“, betont Albrecht.

    Geschlechterunterschiede in der Rheumatologie benennen und beachten
    Wie das biologische Geschlecht der Patientinnen und Patienten Diagnostik und Behandlung rheumatischer Erkrankungen beeinflusst, ist ein wichtiges medizinisches Faktum, das die Forschung zunehmend in den Mittelpunkt rückt. „Diesen Kurs müssen wir verfolgen und Ergebnisse auch systematisch in die Leitlinienarbeit und Behandlung einfließen lassen“, sagt Professor Dr. med. Andreas Schwarting aus Mainz. „Wir haben genderspezifische Rheumatologie bewusst zum Schwerpunkt des Kongresses gemacht, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung und den Dialog zu fördern“, so der Kongresspräsident des Deutschen Rheumatologiekongresses 2025. Das zahle mittelfristig auch auf das schon seit Jahren bestehende Bestreben der DGRh ein, Diagnosewege zu beschleunigen und Patientinnen und Patienten schnellstmöglich notwendige Therapien zugänglich zu machen.

    Die Vorab-Pressekonferenz findet am Donnerstag, dem 11. September 2025 von 13:00 bis 14:00 Uhr online statt. Neben Dr. Albrecht sprechen unter anderem Prof. Dr. Andreas Schwarting zum Projekt „Rheuma-VOR“ sowie PD Dr. Johannes Knitza über KI-Modelle in der Diagnostik. Die Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Rotraut Schmale-Grede, stellt die Versorgungsperspektive von Patientinnen und Patienten vor.

    Quellen
    • Albrecht K, Ohrndorf S, Strangfeld A (2024) Geschlechtersensible Aspekte in der Rheumatologie. Z Rheumatol 83 (9):749–759. doi:10.1007/s00393-024-01527-6
    • Thiele K, Albrecht K, Alexander T, Aringer M, Detert J, Eidner T, Feuchtenberger M, Henes J, Karberg K, Kiltz U, Köhler B, Krause A, Richter JG, Späthling-Mestekemper S, Steinmüller M, Zinke S, Callhoff J (2025) Kerndokumentation der regionalen kooperativen Rheumazentren - Versorgungstrends 2025. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/refubium-46216.
    • Albrecht K, Troll W, Callhoff J, Strangfeld A, Ohrndorf S, Mucke J (2025) Sex- and gender-related differences in systemic lupus erythematosus: a scoping review. Rheumatol Int 45 (7):160. doi:10.1007/s00296-025-05910-7

    Bei Abdruck Beleg erbeten.

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    Terminhinweise:

    Vorab-Pressekonferenz (online)
    Datum: Donnerstag, 11. September 2025
    Uhrzeit: 13:00 bis 14:00 Uhr
    Link zur Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/7699546126171412311

    Themen und Referierende

    „Rheuma-VOR“ für schnelle Diagnosen: koordinierte Kooperation zwischen Primärversorgern und Fachärzt*innen zur Optimierung der Frühdiagnose
    Professor Dr. med. Andreas Schwarting, Kongresspräsident der DGRh, Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und klinische Immunologie, Universitätsmedizin Mainz, Ärztlicher Direktor RZ-Rheumazentrum Rheinland-Pfalz, Bad Kreuznach

    Gender matters! Aktuelle Datenlage zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Rheumatologie
    Dr. med. Katinka Albrecht, Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin

    Von der Datenanalyse zur Diagnosesicherheit: KI-Modelle in der Rheumatologie
    PD Dr. med. Johannes Knitza, Stellvertretender Leiter, Institut für Digitale Medizin am Universitätsklinikum Marburg, Stellvertretender Sprecher der DGRh-Kommission Digitale Rheumatologie

    Rheumatologische Versorgungslage aus Sicht der Patientinnen und Patienten
    Rotraut Schmale-Grede, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Bonn

    Moderation: Janina Wetzstein, Pressestelle DGRh, Stuttgart

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    Kongress-Pressekonferenz (hybrid)
    Datum: Donnerstag, 18. September 2025
    Uhrzeit: 12:00 bis 13:00 Uhr
    Raum: RheinMain CongressCenter Wiesbaden, Forum 2 (2. OG)
    Link zur Onlineteilnahme: https://attendee.gotowebinar.com/register/1501809087057741654

    Themen und Referierende

    Fatigue bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
    Die Rolle von Energiestoffwechsel, Autoantikörpern und Neuroinflammation
    Professor Dr. med. Andreas Schwarting, Kongresspräsident der DGRh, Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und klinische Immunologie, Universitätsmedizin Mainz, Ärztlicher Direktor RZ-Rheumazentrum Rheinland-Pfalz, Bad Kreuznach

    Vom Schonprogramm zum Trainingsplan: Sport und Rheuma
    PD Dr. med. Christoph Biehl, Kongresspräsident der DGORh, Leitender Oberarzt
    Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie – Operative Notaufnahme, Labor für Experimentelle Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg

    Personalisierte Medizin bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten – können wir Betroffene passgenauer behandeln?
    Professor Dr. med. Reinhard E. Voll, Ärztlicher Direktor, Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg

    Zunahme autoinflammatorischer Erkrankungen: Was steckt dahinter?
    Dr. med. Martin Krusche, Stellvertretender Leiter der Sektion Rheumatologie und entzündliche Systemerkrankungen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

    Zelluläre Therapien bei Rheuma – neue Wege für die Zukunft der Immunmedizin
    Professor Dr. med. Ulf Wagner, Präsident der DGRh, Leiter des Bereichs Rheumatologie der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig

    Moderation: Janina Wetzstein, Pressestelle DGRh, Stuttgart


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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