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09/08/2025 16:21

HASSAN HESHMAT - Ein Visionär seiner Zeit. Eine digitale Ausstellung mit fünf Hörstationen

Elisa Nobel-Dilaty Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO)
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ)

    Julia Tieke im Gespräch mit Katharina Maria Raab und Sonja Hegasy

    Zum ersten Mal wird das Werk von Hassan Heshmat (1920–2006), einem der bedeutendsten Bildhauer des modernen Ägypten, erforscht und nun in einer digitalen Ausstellung mit fünf Hörstationen gezeigt:
    https://www.zmo.de/wissenstransfer/h-heshmat-digitale-ausstellung
    https://soundcloud.com/user-102187368

    Zum ersten Mal wird das Werk von Hassan Heshmat (1920–2006), einem der bedeutendsten Bildhauer des modernen Ägypten, erforscht und nun in einer digitalen Ausstellung mit fünf Hörstationen gezeigt. Heshmat stellte über Jahrzehnte hinweg international aus – zu Zeiten des Kalten Krieges auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Er realisierte großformatige Skulpturen im Stadtraum; nicht nur in Ägypten, sondern auch in den USA, in Europa und Asien. Hassan Heshmat schlug zeitlebens Brücken – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Volkskunst und Moderne, zwischen Ägypten und der Welt.

    Geboren 1920 in Ägypten, entwickelte Hassan Heshmat bereits früh ein ausgeprägtes künstlerisches Interesse. Als Jugendlicher besuchte er die Schule für angewandte Kunst in Kairo, wo er die Grundlagen des plastischen Gestaltens erlernte und sich mit lokalen Kunsttraditionen auseinandersetzte.

    Sein Talent und seine Neugier führten ihn 1957 mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in die bayerische Porzellanstadt Selb – bekannt für Hutschenreuther und Rosenthal. Diese Reise wurde zum Wendepunkt: Die Arbeit mit Porzellan öffnete ihm neue gestalterische Möglichkeiten. Das fragile, zugleich edle Material wurde zu einem seiner bevorzugten Ausdrucksmittel. Seiner Prämisse folgend „Kunst für Millionen zu schaffen“ gestaltete er aus Porzellan kleine Skulpturen, die den Alltag der ägyptischen Bevölkerung in den Vordergrund rückten. Diese Miniaturen erzählen nicht nur vom ägyptischen Alltag – sie dokumentieren auch ein kulturelles Selbstverständnis, in dem Anmut und Lebensfreude miteinander verschmelzen. Heshmats Werke erreichten die Menschen inhaltlich und: Sie konnten sie sich leisten! Ohne falschen Pathos, immer elegant und voller Würde, gestaltete er Frauen nach dem Vorbild der fellaha (Bäuerinnen), und Tanzende, z.B. ausgehend von zeitgenössischen Stars wie der berühmten Tänzerin Farida Fahmy und dem Choreografen Mahmoud Reda. Beide verbanden volkstümliche Tanztradition mit modernem Ausdruck.

    Doch Heshmats Werk war nicht nur im Kleinen bedeutsam: Er erhielt große staatliche Aufträge. 1958 beauftragte ihn der ägyptische Kulturminister Tharwat Okasha, ein Staatsgeschenk zu entwerfen. Heshmat schaffte eine künstlerische Neuinterpretation einer Nofretete-Büste. Zwischen 1958 und 1988 wurde diese Skulptur an mehr als 80 Staatsgäste weltweit als offizielles Geschenk überreicht – ein Beispiel für die politische und kulturelle Bedeutung, die Heshmats Kunst innehatte. Diese Nofretete steht sinnbildlich für seinen Ansatz, das historische Erbe Ägyptens in eine moderne, elegante Formensprache zu übertragen – ruhig, kraftvoll, jenseits aller Klischees.

    Neben Arbeiten und Kalligrafien in Keramik hat er auch Metall und Holz verwendet. Seine Holzreliefs bilden einen faszinierenden Teil seines Schaffens. Hier wird die künstlerische Auseinandersetzung mit Materialität besonders deutlich, denn die Relieftechnik erforderte eine völlig andere Arbeitsweise als die freie Plastik. Heshmat nutzte die Maserung und Struktur des Holzes als formgebendes Element: feinfühlig, kraftvoll, abstrakt und erzählerisch zugleich. In diesen Werken zeigt sich seine Virtuosität im Umgang mit Fläche, Tiefe und Linie, sowie sein Interesse an formalen und kompositorischen Herausforderungen.

    Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Der Divan – Das arabische Kulturhaus (4. Juli – 1. August 2025 in Berlin) wie auch die neue digitale Schau mit fünf Hörstationen versteht sich als Impuls zur Wiederentdeckung eines beeindruckenden Œuvres und als Einladung, arabische Moderne nicht nur als historische Episode, sondern als lebendigen Teil der globalen Kunstgeschichte zu begreifen.

    Konzept: Sonja Hegasy, https://www.zmo.de/forschung/religion-und-intellektuelle-kultur/sonja-hegasy-rel...
    Unter Mitwirkung von Katharina Maria Raab, https://www.katharinamariaraab.com/research-project/
    Autorin: Julia Tieke
    Mischung: Matthias Karow

    Publikation zum Download
    Hassan Heshmat, hrsg. von Dr. Sonja Hegasy
    DOI: 10.58144/20250702-000
    ISBN: 978-3-00-083407-3


    Contact for scientific information:

    Dr. Sonja Hegasy, Katharina Maria Raab


    Original publication:

    https://repositorium.zmo.de/receive/zmo_mods_00002340 Hier finden Sie die erste Publikation, die u.a. die Frage stellt, warum Heshmats Werk in vielen Bereichen fast vergessen wurde und wie es kunsthistorisch einzuordnen ist. DOI: 10.58144/20250702-000


    More information:

    https://www.zmo.de/wissenstransfer/h-heshmat-digital Zur digitalen Ausstellung
    https://soundcloud.com/user-102187368 Zu den fünf Hörstationen


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Art / design, History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

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