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09/10/2025 13:36

Der Fakultätentag Informatik begrüßt kritisch die Vorschläge des Wissenschaftsrats zur Reform des Wissenschaftssystems

Katja Blauel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fakultätentag Informatik

    In seinem Positionspapier vom Juli 2025 schlägt der Wissenschaftsrat grundlegende Reformen der Personalstrukturen im Wissenschaftssystem vor. Der Fakultätentag Informatik begrüßt das vorgestellte Modell im Grundsatz, denn das deutsche Wissenschaftssystem muss für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler attraktiv, fair und transparent sein, damit es zukunfts- und international konkurrenzfähig bleibt. Bei der Umsetzung neuer Strukturen in der universitären Informatik fordert der Fakultätentag Informatik realistische Ziele, eine auskömmliche Finanzierung und die Beteiligung aller Stakeholder.

    Attraktive Personalstrukturen in der Wissenschaft sind für die Sicherung des Wissens- und Wirtschaftsstandorts Deutschland entscheidend. Dies gilt auch in der Schlüsseldisziplin Informatik. Der Vorsitzende des Fakultätentag Informatik, Prof. Dr. Gerald Lüttgen, erklärt: „Derzeit empfinden viele Promovierende in der Informatik eine universitäre Karriere als wenig erstrebenswert, da sie aufgrund von Qualifikationshürden und Zeitverträgen mit hohen Risiken behaftet, wenig familienfreundlich und im Vergleich zur Privatwirtschaft monetär wenig attraktiv ist.“ Daher hatte der Fakultätentag bereits diesen April und August in zwei Positionspapieren die Schaffung unbefristeter Stellen neben der Professur und attraktive Wege zur Professur gefordert.

    Vor diesem Hintergrund begrüßt der Fakultätentag Informatik ausdrücklich die vom Wissenschaftsrat vorgeschlagenen Eckpunkte zur Schaffung neuer Dauerstellen, einschließlich einer klaren Unterscheidung zwischen Daueraufgaben und Qualifizierung sowie einer Befristung i.d.R. nur für Qualifizierungs- und Projektstellen. Erfreulich ist auch die Flexibilität des empfohlenen Personalstrukturmodells, seine Anpassbarkeit an das Profil einer wissenschaftlichen Einrichtung und die Möglichkeit außertariflicher Vergütungen in den unteren beiden Stellenkategorien. Das Modell fördert zudem die Durchlässigkeit zwischen Universitäten und Industrie, die für die Stärkung der Innovationskraft unserer Digitalunternehmen und den Praxisbezug von Forschung und Lehre an Universitäten unverzichtbar ist. Kritisch sieht der Fakultätentag den vom Wissenschaftsrat wenig konkretisierten Vorschlag zu Fakultätsstrukturen nach dem Department-Modell.

    Gerade die zukunftsweisende Informatik einschließlich des Fakultätentag Informatik möchte ihren Beitrag zur Modernisierung unseres Wissenschaftssystems leisten. Die Ausgestaltung der vom Wissenschaftsrat vorgeschlagenen Personal- und Fakultätsstrukturen erfordert einen moderierten Stakeholderprozess, in dem fächer- und standortspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei der Ausarbeitung der Profile neuer Dauerstellen ergänzend zu den Professuren und der Gestaltung moderner Fakultätsstrukturen geschenkt werden. International werden viele unterschiedliche Profile und Strukturen gelebt, die nur bedingt auf das deutsche Wissenschaftssystem übertragbar sind.

    Die Umsetzung der Vorschläge des Wissenschaftsrats erfordert eine gewaltige gemeinsame Kraftanstrengung der Hochschulleitungen, Fakultäten, Wissenschaftspolitik und Gewerkschaften. Bund, Länder und Tarifpartner sind gefordert, hochschul-, personal- und tarifrechtliche Reformen einschließlich des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes auf den Weg zu bringen. Universitäten und Fakultäten müssen über die Statusgruppen hinweg einen Konsens zu den Aufgabenprofilen der neu zu schaffenden Dauerstellen finden. Dies setzt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit u.a. zwischen den Fakultätentagen, der Hochschulrektorenkonferenz, dem Deutschen Hochschulverband und der Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands voraus.

    Professor Lüttgen ergänzt: „Eine Reform unseres Wissenschaftssystems ist dringend notwendig. Sie kann aber nur dann gelingen, wenn den Universitäten eine auskömmliche Grundfinanzierung verlässlich zur Verfügung gestellt wird. Die vom Wissenschaftsrat vertretene Einschätzung, dass neue Personalstrukturen durch die Umschichtung derzeitiger Ressourcen finanzierbar sind, ist realitätsfern. Gerade in global herausfordernden Zeiten sind Bundes- und Landespolitik aufgefordert, spürbar in die Zukunft von Bildung und Wissenschaft zu investieren.“

    Über den Fakultätentag Informatik

    Der Fakultätentag Informatik der Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland (FTI) e.V. vertritt seit 1973 die Interessen der Informatik-Fakultäten und -Institute deutscher Universitäten und koordiniert die universitäre Ausbildung in der Schlüsseldisziplin Informatik. Der gemeinnützige Verein zählt heute 55 Mitglieds- und 26 Gastfakultäten mit zusammen über 100.000 Studierenden.

    Der Fakultätentag Informatik engagiert sich für eine moderne Informatik, die unserer Gesellschaft bei der Bewältigung heutiger und zukünftiger Herausforderungen dient und bei der Digitalisierung aller Wissens- und Anwendungsbereiche unterstützt. Er wirkt hinsichtlich der zunehmenden Interdisziplinarität des Fachs integrierend und fördert Gleichstellung und Diversität.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Gerald Lüttgen, Vorsitzender des FTI
    M. vorsitz@ft-informatik.de
    T. 0951 863-3850
    W. https://www.ft-informatik.de

    Katja Blauel, Assistenz des FTI-Vorstands
    M. assistenz@ft-informatik.de
    T. 0951 863-3857
    W. https://www.ft-informatik.de

    Fakultätentag Informatik e. V.
    c/o Universität Bamberg, Fachbereich Informatik, 96045 Bamberg


    More information:

    https://cloud.ft-informatik.de/s/wPZRXW2pmY8rY8Q - Empfehlungen des Fakultätentag Informatik für attraktive Wege zur Professur. Positionspapier, August 2025
    https://cloud.ft-informatik.de/s/MiRWoqwJxAxij8Y - Leitlinien zur Schaffung unbefristeter Stellen in der universitären Informatik neben der Professur. Positionspapier, April 2025


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Information technology
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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