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10/02/2025 16:12

SeaGal-Forschungsprojekt: Helfen Seegras-Moleküle bei der Krebsbekämpfung?

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Forschende aus Pharmazie und Onkologie von CAU und UKSH werben gemeinsam 330.000 Euro BlueHealthTech-Förderung ein, um das Potenzial von Zuckermolekülen aus Seegräsern zur Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erforschen

    Großer Erfolg für eine interdisziplinäre Kieler Forschungskooperation: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Pharmazie unter der Leitung von Professorin Birgit Classen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) warben gemeinsam mit Krebsforschenden um Professorin Susanne Sebens vom Institut für Experimentelle Tumorforschung (IET) an der Medizinischen Fakultät der CAU und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, kürzlich eine Förderung von 330.000 Euro vom BlueHealthTech-Bündnis ein. Damit wollen sie in dem im August gestarteten Forschungsprojekt SeaGal gemeinsam untersuchen, ob bestimmte Zuckermoleküle aus der Zellwand der heimischen Seegrasart Zostera marina zur Hemmung des Tumorwachstums speziell beim derzeit nur schwer behandelbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs beitragen können.

    Vielversprechende Moleküle aus Seegras 

    In den kommenden 15 Monaten wird Classens Forschungsgruppe „Pflanzenglykane“ am Institut für Pharmazie bestimmte Zuckermoleküle aus den Zellwänden des Seegrases untersuchen, sogenannte Arabinogalaktan-Proteine (AGPs). Diese AGPs binden an ein Protein namens Galektin-3 (Gal-3), das auf der Oberfläche vieler Tumorzellen vorkommt und deren Wachstum fördert. „Die Zuckermoleküle aus den Zellwänden von Zostera marina könnten durch ihre Bindung an das Gal-3 auf den Krebszellen möglicherweise das Tumorwachstum bremsen“, betont Classen, Leiterin des SeaGal-Projekts.

    „Ein ähnlicher, bereits bekannter Wirkstoff aus Zitrusfrüchten hat in klinischen Studien bereits vielversprechende Ergebnisse gezeigt. In unserem Projekt wollen wir herausfinden, ob die AGPs aus Seegras-Zellwänden ein ähnliches oder möglicherweise noch größeres Potenzial zur Tumorhemmung aufweisen und insbesondere auch weitere Galektine hemmen könnten“, ergänzt Dr. Lukas Pfeifer, Wissenschaftler in Classens Arbeitsgruppe. Im Rahmen des SeaGal-Projekts wollen die Pharmazie-Forschenden die AGPs aus Zostera marina isolieren, chemisch in ihre Bestandteile zerlegen und daraus Fragmente, die sogenannten Seegras-Galaktane (SGs), gewinnen, um diese anschließend hinsichtlich ihrer Bindungseigenschaften an verschiedene Galektine zu untersuchen.

    Therapeutisches Potenzial bei schwer behandelbarem Bauchspeicheldrüsenkrebs?

    Die Bindung von Zuckerstrukturen an das humane Gal-3 spielt insbesondere beim Bauchspeicheldrüsenkrebs eine wichtige Rolle. Diesen Aspekt des SeaGal-Projekts untersucht die IET-Arbeitsgruppe Inflammatorische Karzinogenese um Sebens, Sprecherin des Kiel Oncology Networks (KON) im Rahmen des CAU-Forschungsschwerpunkts Kiel Life Science (KLS) und im Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) aktiv. Die Krebsforschenden überprüfen in verschiedenen 3D-Tumormodellen im Labor, welche Wirkung die SGs aus dem Seegras nach der Bindung an die Gal-3-Proteine auf der Oberfläche von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen entfalten.

    „Dazu werden wir die SGs unter anderem anhand von 3D-Tumormodellen testen, die aus Krebszellen von Patientinnen und Patienten bestehen. Auch komplexe Tumorgewebe mit Immunzellen und Bindegewebe bilden wir nach, um die Wirkung möglichst realitätsnah zu prüfen und Effekte auf Zellteilung, Zelltod und Invasion von Krebszellen zu verstehen“, erklärt IET-Leiterin Sebens. Mit diesen Untersuchungen soll das therapeutische Potenzial der SGs als Hemmstoffe von Galektinen im Detail evaluiert werden. So hoffen die Forschende, künftig neue Therapieansätze gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln zu können.

    Gesundheitsinnovationen aus dem Meer

    Das SeaGal-Projekt ist eines von zahlreichen Projekten des BlueHealthTech-Konsortiums, das der Entwicklung von innovativen Gesundheitstechnologien aus dem Meer dient und gemeinsam vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der CAU und dem UKSH in Kiel unter der Leitung von Professor Anton Eisenhauer koordiniert wird. Das Konsortium wird vom Bundesforschungsministerium mit insgesamt 15 Millionen Euro finanziert und erhielt jüngst eine weitere Förderung bis Ende 2028. Ziel von BlueHealthTech ist es, die Potenziale des Ozeans für die Entwicklung innovativer Gesundheitstechnologien zu nutzen und damit langfristig neue wirtschaftliche Perspektiven für Norddeutschland zu schaffen. Dazu vereint die Initiative derzeit mehr als 70 Partnerinstitutionen in einem regionalen Bündnis, das den innovationsbasierten Strukturwandel in der Gesundheitswirtschaft rund um Kiel vorantreibt. Die beiden CAU-Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) und Kiel Life Science (KLS) sind aktive Partner des BlueHealthTech-Konsortiums.

    Bilder stehen zum Download bereit:

    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2025/161-SeaGal-classen-sebens-01.... 
    Bildunterschrift: Die Forschungsgruppe „Pflanzenglykane“ (Anna Pardemann, Dr. Lukas Pfeifer, Dr. Kim-Kristine Müller und Prof. Birgit Classen, v.l.n.r.) untersucht bestimmte Zuckermoleküle aus den Zellwänden des Seegrases, die an das Gal-3-Protein auf der Oberfläche von Tumoren binden und deren Wachstum möglicherweise hemmen könnten. 
    © Prof. Birgit Classen

    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2025/161-SeaGal-classen-sebens-02.... 
    Bildunterschrift: Prof. Sebens und ihr Forschungsteam evaluieren das therapeutische Potenzial der Hemmung von Galektinen, um künftig neue Therapieansätze gegen den derzeit nur schwer behandelbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln zu können.
    © Prof. Susanne Sebens

    Weitere Informationen:

    Arbeitsgruppe Pflanzenglykane Kiel, Pharmazeutische Biologie, 
    Pharmazeutisches Institut, CAU:
    https://www.pharmbio.uni-kiel.de/de/classen

    Institut für Experimentelle Tumorforschung, 
    UKSH/Medizinische Fakultät, CAU:
    https://www.iet.uni-kiel.de

    Blue Health Tech, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel:
    https://bluehealthtech.de 

    Kiel Oncology Network, Medizinische Fakultät, CAU:
    https://www.kon.uni-kiel.de

    Universitäres Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH), UKSH, Campus Kiel:
    https://www.uksh.de/uccsh 

    Forschungsschwerpunkt Kiel Life Science (KLS), CAU:
    https://www.kls.uni-kiel.de  

    Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS), CAU:
    https://www.uni-kiel.de/de/forschung/forschungsschwerpunkte/kiel-marine-science


    Contact for scientific information:

    Professorin Dr. Birgit Classen
    Arbeitsgruppe Pflanzenglykane Kiel, 
    Pharmazeutische Biologie, 
    Pharmazeutisches Institut, CAU
    Tel.: 0431 880-1130
    E-Mail: bclassen@pharmazie.uni-kiel.de

    Professorin Dr. Susanne Sebens
    Leiterin des Instituts für Experimentelle Tumorforschung &
    Sprecherin Kiel Oncology Network, CAU
    Tel.: 0431 500-30501
    E-Mail: susanne.sebens@email.uni-kiel.de


    More information:

    https://www.pharmbio.uni-kiel.de/de/classen
    https://www.iet.uni-kiel.de
    https://bluehealthtech.de
    https://www.kon.uni-kiel.de
    https://www.uksh.de/uccsh
    https://www.kls.uni-kiel.de
    https://www.uni-kiel.de/de/forschung/forschungsschwerpunkte/kiel-marine-science


    Images

    Anna Pardemann, Dr. Lukas Pfeifer, Dr. Kim-Kristine Müller und Prof. Birgit Classen (v.l.n.r.) untersuchen Zuckermoleküle aus Seegras-Zellwänden, die an das Gal-3-Protein auf der Oberfläche von Tumoren binden und deren Wachstum hemmen könnten.
    Anna Pardemann, Dr. Lukas Pfeifer, Dr. Kim-Kristine Müller und Prof. Birgit Classen (v.l.n.r.) unter ...

    Copyright: © Prof. Birgit Classen


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Medicine, Oceanology / climate
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research projects
    German


     

    Anna Pardemann, Dr. Lukas Pfeifer, Dr. Kim-Kristine Müller und Prof. Birgit Classen (v.l.n.r.) untersuchen Zuckermoleküle aus Seegras-Zellwänden, die an das Gal-3-Protein auf der Oberfläche von Tumoren binden und deren Wachstum hemmen könnten.


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