Welche Rolle kann Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung spielen? Welche Chancen bietet er und wo sind die technologischen und wirtschaftlichen Grenzen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer öffentlichen Podiumsdiskussion, zu der die Hochschule Nordhausen, der Branchenverband SolarInput e. V. und die SOKRATHERM GmbH am 25. September in den Audimax der Hochschule eingeladen hatten.
Gäste aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um sich über den Stand und die Perspektiven der Wasserstoffnutzung im Wärmesektor auszutauschen.
Moderator Phillip-Simon Keitel (SolarInput e.V.) begrüßte zu Beginn die Anwesenden und stellte die fünf Podiumsteilnehmenden vor. In einem kurzen thematischen Wrap-up zum Status quo von Wasserstoff in der Wärmewende umriss er zentrale Entwicklungen, Begrifflichkeiten und politische Rahmenbedingungen. Ziel war es, eine gemeinsame inhaltliche Grundlage für das anschließende Gespräch zu schaffen, mit klarem Fokus auf die Potenziale und Grenzen im Bereich der Wärmeversorgung.
Im anschließenden Podiumsgespräch wurden verschiedene Anwendungsperspektiven und sektorale Bewertungen eingebracht:
Prof. Dr.-Ing. Sebastian Voswinckel (Hochschule Nordhausen) plädierte für eine strategische Priorisierung von Anwendungen: „Wasserstoff gehört dorthin, wo es keine elektrischen Alternativen gibt. Primär ist das der internationale Luft- und Seeverkehr sowie die chemische Industrie und Herstellung von grünem Stahl. Im Wärmesektor wird Wasserstoff nur eine Sonderrolle spielen und für dessen Einsatz braucht es klare techno-ökonomische Entscheidungsgrundlagen.“
Christian Gninka (SOKRATHERM GmbH) verwies auf die Möglichkeiten der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als wirtschaftlich relevanten Bestandteil der Sektorenkopplung. „Die Zeiten von hohem Wärmebedarf und Stromresiduallast stimmen saisonal gut überein. KWK ist das Gebot der Stunde; Wasserstoff als speicherfähiger Energieträger der Zukunft kann diese Systeme sinnvoll ergänzen.“ SOKRATHERM sei technisch vorbereitet, H₂ als Primärenergieträger einzusetzen.
Johannes Götting (Klimaschutzmanager der Stadt Nordhausen) betonte die Notwendigkeit langfristiger politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. „Unsere bisherigen Machbarkeitsstudien hatten oft eine kurze Halbwertszeit, weil sich gesetzliche Anforderungen und Förderkulissen regelmäßig ändern. Wärmewende braucht Planbarkeit und gesellschaftliche Anschlussfähigkeit.“
Torsten Koch (Stadtwerke Nordhausen) stellte laufende Vorhaben der Stadtwerke vor, darunter ein Pilotprojekt zur wasserstoffbetriebenen Abfallentsorgung und die Nutzung von Grünabfällen zur Nahwärmeerzeugung. Eine 2021 durchgeführte Studie habe erste Erkenntnisse zur Rolle von Wasserstoff in der städtischen Versorgung geliefert, operative Anwendungen im Wärmesektor gebe es jedoch bislang nicht.
Prof. Dr. Dieter Sell (Geschäftsführer der ThEGA – Landesenergieagentur Thüringen) zeigte sich „vorsichtig optimistisch“: Wasserstoff sei ein potenziell relevanter Bestandteil eines technologieoffenen Energiemixes, dessen Integration jedoch Zeit, Infrastruktur und politische Steuerung erfordere. Die ThEGA habe die Thüringer Wasserstoffstrategie mitentwickelt und begleite Kommunen im Land bei ihrer Umsetzung. „Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit dem Thema und bin überzeugt, dass es einen langen Atem braucht.“
In der sich anschließenden Publikumsdiskussion wurden Fragen zur Speicherung, Preisentwicklung, Infrastrukturkompatibilität, Wirtschaftlichkeit und politischen Steuerung aufgeworfen.
Deutlich wurde: Der Beitrag von Wasserstoff zur Wärmewende muss differenziert betrachtet werden, nicht als universelle Lösung, sondern als Baustein im Zusammenspiel mit bestehenden Netzen, regionalen Potenzialen, technologischen Übergängen und langfristiger Planung.
Die Wärmewende gelingt nur im Zusammenspiel von Fachwissen, politischem Gestaltungswillen und regionaler Anschlussfähigkeit und nicht zuletzt im Dialog mit der Bevölkerung.
„Wasserstoff ist weder Heilsbringer noch Randnotiz, er ist Teil eines komplexen Wandels, der gut gesteuert werden muss“, fasste ein Teilnehmer die Debatte zusammen. Der Diskurs zeigte, die Wärmewende ist kein rein technisches, sondern auch ein strukturpolitisches und kommunikatives Projekt. “Entscheidend wird die wirtschaftliche Einbindung von Wasserstoff in das bestehende Konzept von Erneuerbaren Energieträgern.
Mit steigender Produktion von Wasserstofftechnologien, wird der Preis sinken und konkurrenzfähig.” So das Ergebnis aus der Diskussion von Prof. Dr.-Ing. Voswinckel und dem Gast Dr. Aulich, SolarInput.
Im Anschluss an die Diskussion nutzten viele Gäste die Gelegenheit zum persönlichen Austausch beim Get-together mit Fingerfood und Getränken.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der SolarInput e. V., der SOKRATHERM GmbH und der Hochschule Nordhausen durchgeführt und verstand sich als Beitrag zur wissenschaftlich fundierten und praxisnahen Orientierung im Kontext der kommunalen Wärmeplanung in Thüringen.
Prof. Dr.-Ing. Sebastian Voswinckel
https://www.hs-nordhausen.de/kontaktverzeichnis/v/sebastian-voswinckel/
Das Podium der öffentlichen Diskussion zur Rolle von Wasserstoff in der kommunalen Wärmeversorgung: ...
Source: Sara Schulz
Copyright: Hochschule Nordhausen
Teilnehmende Gäste der öffentlichen Podiumsdiskussion im Audimax der Hochschule Nordhausen zur Rolle ...
Source: Sara Schulz
Copyright: Hochschule Nordhausen
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Energy, Environment / ecology
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
Das Podium der öffentlichen Diskussion zur Rolle von Wasserstoff in der kommunalen Wärmeversorgung: ...
Source: Sara Schulz
Copyright: Hochschule Nordhausen
Teilnehmende Gäste der öffentlichen Podiumsdiskussion im Audimax der Hochschule Nordhausen zur Rolle ...
Source: Sara Schulz
Copyright: Hochschule Nordhausen
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).