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10/13/2025 11:12

Silhouetten mit dem gelben Stern

Sabine Nitz Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

    Derzeit ist eine Ausstellung zu Bilderbüchern und Graphic Novels über den Holocaust im Aktiven Museum Südwestfalen zu sehen. Erarbeitet und erstellt wurde sie an der Universität Siegen.

    Sie sind Teil der modernen Erinnerungskultur: Comics, Graphic Novels und Bilderbücher, die vom Holocaust handeln. Sie ermöglichen einen anderen Blick, weil sie die individuellen Geschichten von Opfern erzählen und dabei die Kraft, aber auch die Distanz der Bilder nutzen. Im Aktiven Museum Südwestfalen können Besucherinnen und Besucher derzeit verschiedene dieser Bücher und deren Entstehungsgeschichten kennenlernen. Die Ausstellung wurde von Dr. Jana Mikota, Prof. Dr. Daniel Stein und Dr. Jens Aspelmeier erstellt. Sie ist Teil des Verbundprojekts zur Holocaust-Erziehung, das im vergangenen Wintersemester an der Universität Siegen begann. Beteiligt sind das Germanistische Seminar sowie das Seminar für Anglistik/Amerikanistik und das Aktive Museum Südwestfalen.

    Allein beim schnellen Blick über die Ausstellungsplakate mit beispielhaften Szenen prägen sich Bilder ein: hier zart gezeichnete Silhouetten von Menschen mit dem gelben Stern, dort plakative Motive wie die Katze mit Hitlerbärtchen vorm Hakenkreuz. Dr. Jens Aspelmeier, Direktor des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Siegen und Vorstandsmitglied des Aktiven Museums, spürt die Irritation beim Anblick des Comics „Maus“. „Das gehört dazu und ist vom Autor gewollt.“ Art Spiegelmann veröffentlichte in den 1980er Jahren mit „Maus“ einen der ersten Holocaust-Comics und löste eine kontroverse Diskussion über die Angemessenheit der Darstellung aus. Mittlerweile ist das Buch ein Klassiker.

    Spiegelmann nahm die Geschichte seiner Eltern, die den Holocaust überlebten, als Basis seines Comics. Auch bei anderen Autor*innen stehen die Geschichten von Überlebenden im Mittelpunkt. Die Visualisierung erfolgt nach intensiven Gesprächen mit den noch wenigen Zeitzeugen oder deren Nachfahren und genauen Recherchen.

    Denn immer geht es darum, Erinnerungen lebendig werden zu lassen und vor allem Kindern und Jugendlichen einen Einstieg in das schwierige Thema zu ermöglichen. „Die letzten Überlebenden der Schoa werden sterben und wir werden dann keinen Zeitzeugen mehr haben, die zum Beispiel an Schulen über Verfolgung und Vernichtung erzählen können“, erklärt Prof. Dr. Daniel Stein. Andere Formen der Vermittlung und auch andere Medien müssten gefunden werden, um mit Schülerinnen und Schülern über den Holocaust zu sprechen. „Und wir müssen auch unseren Studierenden zeigen, wie sie das Thema später vermitteln können.“ Graphic Novels hätten die Kraft, den Biografien von Jüdinnen und Juden und anderen Verfolgten der NS-Diktatur neue Bilder zu geben. „Comics und Bilderbücher können Vergangenheit und Gegenwart durch die Darstellung und die Andersartigkeit des Erzählens miteinander verbinden“, ergänzt Dr. Jana Mikota. Die Zeichnungen könnten auch das zeigen, wovon es keine konkreten Bilder gibt, zum Beispiel die Erinnerungen an Verstorbene, die zum Beispiel Marion Goedelt in „Selma und Anton“ als Silhouetten mit gelbem Stern zeigt. Es ist ein Bilderbuch für Kinder. „Auch in der Grundschule kann man so das Thema aufgreifen“, betont Dr. Jana Mikota.

    Stein, Aspelmeier und Mikota wissen, dass Lehrerinnen und Lehrer damit vor einer schwierigen Aufgabe stehen. „Wir erleben einen verstärkten Antisemitismus“, so Aspelmeier. „Natürlich sind da die Schulen in der Pflicht, wohl wissend, dass der Nahostkonflikt die Diskussion beherrscht und alte sowie neue antisemitische Narrative prägt.“ Die Konsequenz daraus dürfe auf keinen Fall sein, den Holocaust im Unterricht thematisch zu vermeiden. „Es ist im Gegenteil umso wichtiger über die Vergangenheit, über jüdisches Leben in Deutschland und über die Shoa zu sprechen“, sagt Aspelmeier. „Wir müssen uns medienpädagogisch weiterentwickeln. Comics bieten dazu eine wertvolle Möglichkeit.“

    Lehramtsstudentin Britta Hönes, wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt, kann das bestätigen. In einem Schulpraktikum hat sie mit Graphic Novels zum Holocaust gearbeitet. „Die Resonanz bei den Schülerinnen und Schülern und dem Lehrer war positiv.“

    Die Bildtafeln, die mit Hilfe von uniprint, der Druckerei der Universität Siegen, sehr gelungen umgesetzt wurden, sollen auch an Schulen gezeigt und an andere Orte verliehen werden. Die Ausstellung ist für alle Schulformen geeignet und in verschiedene Module (Primarbereich, weiterführende Schulen) eingeteilt.

    An der Universität Siegen wird es mit dem Projekt zur Erinnerungskultur weitergehen. Im Wintersemester gibt es eine hybride Ringvorlesung „Grafisches Erzählen, Biografie und Holocaust“. Sie findet dienstags von 18 bis 20 Uhr am Campus Unteres Schloss (US-C 105) statt. Interessierte können sich gern melden.

    Über die Ausstellung entstanden enge Kontakte zu den Autor*innen und Zeichner*innen und die Idee, die Biografien von Nazi-Opfern aus dem Siegerland in Comics zu erzählen. Einen Verlag gibt es bereits. Die Recherchen laufen. Eine Tagung im November bildet den Auftakt der Projektumsetzung.

    Die Ausstellung im Aktiven Museum Südwestfalen ist bis zum 30.4.2026 zu sehen. Geöffnet dienstags und donnerstags 15 bis 18 Uhr und nach Anmeldung, sonntags 15 bis 18 Uhr.


    Contact for scientific information:

    Dr. phil. Jana Mikota
    Oberstudienrat*rätin im Hochschuldienst
    mikota@germanistik.uni-siegen.de
    +49 271 740-2099

    Univ.-Prof. Dr. Daniel Stein
    Professor*in
    stein@anglistik.uni-siegen.de
    +49 271 740-4040


    More information:

    https://Hybride Ringvorlesung: https://www.uni-siegen.de/phil/schrift-kultur/aktuelles/1064179.html


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    Die Ausstellung „Den Holocaust in Bildern erzählen“ wurde erarbeitet von (v.l.): Dr. Jens Aspelmeier, Prof. Dr. Daniel Stein, Dr. Jana Mikota und Britta Hönes.
    Die Ausstellung „Den Holocaust in Bildern erzählen“ wurde erarbeitet von (v.l.): Dr. Jens Aspelmeier ...

    Zur Eröffnung las die Autorin Stephanie Lunkewitz aus dem Buch "Ich war Eva Diamant".
    Zur Eröffnung las die Autorin Stephanie Lunkewitz aus dem Buch "Ich war Eva Diamant".


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
    History / archaeology, Language / literature, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Schools and science, Transfer of Science or Research
    German


     

    Die Ausstellung „Den Holocaust in Bildern erzählen“ wurde erarbeitet von (v.l.): Dr. Jens Aspelmeier, Prof. Dr. Daniel Stein, Dr. Jana Mikota und Britta Hönes.


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