idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/13/2025 15:03

Intervallfasten, Low Carb oder Vegan bei Diabetes – was sagt die Wissenschaft?

Susan Jörges Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum

    Welche Ernährung ist die richtige bei Diabetes? Anlässlich des Welternährungstags am 16. Oktober haben sich Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) die wissenschaftlichen Fakten zu Ernährungstrends wie Intervallfasten, kohlenhydratreduzierter (Low-Carb) Diät und veganer Kost genauer angesehen. Sie erklären, welche Ernährungsweisen helfen können, Blutzucker und Gewicht zu verbessern – und wo Chancen und Risiken liegen

    Eine ausgewogene Ernährung hat direkten Einfluss auf den Blutglukosespiegel, die Insulinsensitivität und die Blutfettwerte. Sie trägt entscheidend dazu bei, Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen vorzubeugen. Deshalb gilt sie seit langem als zentrale Säule in der Behandlung und Prävention von Typ-2-Diabetes.

    „Gerade weil die Ernährung so wichtig ist, lohnt es sich, Ernährungstrends nicht blind zu folgen, sondern die verschiedenen Ansätze genau zu betrachten – und zwar auf Basis wissenschaftlicher Daten“, erklärt Dr. Sabrina Schlesinger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ.

    Intervallfasten – was Studien über Nutzen und Grenzen zeigen

    Beim Intervallfasten wird die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeitfenster beschränkt, etwa nach dem 16:8-Prinzip: 16 Stunden fasten, acht Stunden essen. Weitere Varianten sind das Alternate-Day-Fasting, bei dem abwechselnd ein Fastentag und ein normaler Tag folgen, oder die 5:2-Diät, bei der die Kalorien an zwei Tagen pro Woche auf maximal 500 bis 600 Kalorien reduziert werden.

    Studien zeigen, dass Intervallfasten bei Typ-2-Diabetes die Insulinsensitivität verbessern, das Gewicht reduzieren und teilweise den Langzeitblutzucker (HbA1c) senken kann. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat verschiedene Formen des Fastens mit einer kontinuierlichen Kalorienreduktion verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass Alternate-Day-Fasting kurzfristig zwar etwas wirksamer zur Gewichtsreduktion beiträgt als eine kontinuierliche Kalorienreduktion. Langfristig führt es jedoch weder zu einer stärkeren Gewichtsabnahme noch schützt es besser vor Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen. „Jede extreme Diät oder Ernährungsänderung kann riskant sein. So kann Intervallfasten bei Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, zu Unterzuckerungen führen. Daher sind alle Diäten vor allem bei Menschen mit Diabetes nur mit ärztlicher Begleitung empfehlenswert“, betont Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ sowie Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

    Low Carb: weniger Kohlenhydrate, mehr Fette und Eiweiß

    Bei der Low-Carb-Ernährung werden Kohlenhydrate deutlich reduziert – von moderat bis hin zu sehr streng. Weniger Kohlenhydrate bedeuten geringere Blutzucker- und Insulinspitzen, der Körper nutzt dann verstärkt Fett und Ketonkörper als Energiequelle.
    Forschungen des DDZ zeigen: Eine kohlenhydratarme Ernährung kann bei Typ-2-Diabetes Gewicht und Blutzuckerkontrolle verbessern und Blutfettwerte günstig beeinflussen. Langfristig gleichen sich die Vorteile gegenüber anderen Ernährungsweisen wie der kalorienreduzierten Ernährung jedoch an. Bei Typ-1-Diabetes ist die Studienlage deutlich begrenzter, hier ist eine enge Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten nötig, da das Risiko für Unterzuckerungen oder lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) steigt.

    Wichtig: Wer Low Carb ausprobiert, sollte die Qualität der Lebensmittel im Blick behalten. Ein hoher Anteil tierischer Fette und Proteine kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Für Menschen mit Diabetes und Nierenerkrankungen ist eine stark kohlenhydratarme Ernährung nicht zu empfehlen.

    Vegan essen nur mit sorgfältiger Planung sinnvoll

    Richtig umgesetzt, werden bei der veganen Ernährung viele ballaststoffreiche Lebensmittel mit vielen sekundären Pflanzenstoffen gegessen, die sich günstig auf den Stoffwechsel auswirken. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kann eine vegane Ernährung das Körpergewicht senken, die Blutzuckerkontrolle verbessern und auch Blutdruck und Blutfette positiv beeinflussen. Studien zu Langzeiteffekten oder zu Typ-1-Diabetes fehlen aber bislang.

    Allerdings erfordert die vegane Ernährung eine sorgfältige Nährstoffplanung: „Vitamin B12 muss ergänzt werden; zudem besteht bei Jod, Eisen, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Calcium ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung“, erklärt Dr. Janett Barbaresko, Wissenschaftlerin am Institut für Biometrie und Epidemiologie am DDZ. Sie hat an dem Positionspapier zur Neubewertung veganer Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) führend mitgewirkt. „Wer nicht ganz auf tierische Produkte verzichten möchte, kann mit einer gesunden, pflanzenbetonten Ernährung ähnliche Vorteile erzielen“, ergänzt Barbaresko. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse stehen hierbei im Mittelpunkt. Eine aktuelle Beobachtungsstudie des DDZ zeigt, dass dies mit einer geringeren Sterblichkeit bei Typ-2-Diabetes verbunden ist (zur Pressemitteilung).

    Fazit: Keine Einheitslösung – individuelle Anpassung zählt

    Jede der genannten Ernährungsweisen kann also Vorteile bieten – entscheidend ist, ob sie sich langfristig in den Alltag integrieren lässt und mit Medikamenten sowie Begleiterkrankungen abgestimmt ist. „Bei strengen Ernährungsformen besteht die Gefahr, dass diese schnell abgebrochen werden. Wichtiger ist, dass man Veränderungen langfristig durchhält und sich realistische Ziele setzt“, betont Schlesinger.


    Contact for scientific information:

    Sabrina Schlesinger
    Stellvertretende Direktorin des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).