Die Immun-Checkpoint-Inhibitoren sind aus der Krebstherapie bekannt. UZH-Forschende haben nun eine neue, wichtige Funktion dieser Inhibitoren identifiziert: Sie beschleunigen die Heilung von Gewebe. Dies könnte bei der Behandlung von Fibrosen und chronischen Wunden helfen.
Der Körper hat einen Schutzmechanismus, der uns vor einer übereifrigen Immunantwort bewahrt. Die Bremsen heissen Checkpoint-Inhibitoren und sitzen auf der Oberfläche von bestimmten Immunzellen. In der Krebstherapie werden diese Inhibitoren oft ausgeschaltet, damit das Immunsystem die Tumorzellen effektiver bekämpfen kann.
Frühere Beobachtungen zeigten, dass einer dieser Inhibitoren – TIGIT genannt – in Mäusen einen gewissen Schutz vor Gewebeschäden vermittelt, wenn sie eine virale Infektion durchlaufen. «Der Verdacht lag also nahe, dass TIGIT auch etwas mit der Reparatur von Gewebe zu tun hat. Allerdings waren die Mechanismen dahinter bisher völlig unbekannt», sagt Nicole Joller, Professorin für Immunologie am Institut für Quantitative Biomedizin der Universität Zürich (UZH). Ihr Team konnte nun den Signalweg aufklären, über den TIGIT die Gewebereparatur fördert.
Ohne Inhibitor geht mehr kaputt
Die Untersuchungen führten die Forschenden mit Mäusen durch, die mit dem Nagetier-Virus LCM infiziert wurden. Zunächst prüften sie, wie es dabei Mäusen erging, denen das Gen für TIGIT fehlte. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe entwickelten diese Tiere mehr Gewebeschäden nach der viralen Infektion − etwa in den Wänden von Blutgefässen und in der Leber. Dies bestätigte, dass TIGIT für die Verhinderung solcher Schäden wichtig ist.
Im nächsten Schritt suchte das Team nach Unterschieden zwischen Immunzellen mit und ohne TIGIT auf der Oberfläche. Dabei stellten sie fest, dass nur die Immunzellen mit dem Checkpoint-Inhibitor einen bestimmten Wachstumsfaktor herstellten – und zwar als Reaktion auf das Virus. Der Wachstumsfaktor aktiviert eine Vielzahl an Reparaturmechanismen und ist zentral für die Regeneration von Gewebe. Weitere Experimente zeigten, wie TIGIT dafür sorgt, dass das Gen für diesen Wachstumsfaktor häufiger abgelesen wird.
TIGIT verhindert Schäden durch Viren
«Wir haben also entdeckt, dass TIGIT in Immunzellen die Produktion eines Wachstumsfaktors fördert, der eine zentrale Rolle bei der Reparatur von Gewebeschäden nach Virusinfektionen spielt», fasst Joller die Ergebnisse zusammen. Ihr Team hat somit eine bisher unbekannte Funktion von Checkpoint-Inhibitoren identifiziert und charakterisiert.
«Dies wirft ein neues Licht auf die Balance zwischen Immunabwehr und Gewebeschutz», sagt Joller. Die Erkenntnisse könnten dabei helfen, die gewebeschädigende Wirkung von viralen Infektionen besser zu verstehen. Es ist bekannt, dass Infektionen wie eine Grippe oder COVID-19 schwerwiegende Schäden etwa in den Wänden der Blutgefässe und in Organen wie Leber und Lunge hinterlassen können.
Neue Therapieansätze
Joller sieht aber auch ein grosses Potenzial für die neuartige Therapie von anderen Erkrankungen, die das Gewebe betreffen: Zum Beispiel für die Leberfibrose, bei der Bindegewebe in das Organ eingelagert wird, oder für die Heilung von chronischen Wunden. «Hier besteht die Möglichkeit, den TIGIT-Checkpoint zu aktivieren und damit die Regeneration zu beschleunigen», so Joller.
Prof. Dr. Nicole Joller
Institut für Quantitative Biomedizin
Universität Zürich
+41 44 635 49 45
nicole.joller@dqbm.uzh.ch
Camilla Panetti et al. The co-inhibitory receptor TIGIT promotes tissue protective functions in T cells. Nature Immunology. 15 October 2025. DOI: https://doi.org/10.1038/s41590-025-02300-w
https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2025/checkpoint-inhibitor.html
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Medicine
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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