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10/20/2025 15:00

Auf den Spuren des ältesten Säugetiervorfahren weltweit

Meike Rech Presse
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

    Paläontologen entdecken auf Mallorca erstmals fossile Fußabdrücke eines säbelzahnartigen Raubtiers.

    Ein multidisziplinäres Forscherteam, darunter Dr. Eudald Mujal vom Naturkundemuseum Stuttgart, hat auf Mallorca einzigartige fossile Fußabdrücke eines Gorgonopsiers entdeckt. Diese Gruppe von säbelzahntragenden Raubtieren zählt zu den frühen Therapsiden, die Vorfahren der heutigen Säugetiere. Die Spuren stammen von einem Lebewesen, das vor etwa 280 bis 270 Millionen Jahren auf der heutigen Baleareninsel lebte. Erst im Jahr 2024 konnten die Wissenschaftler anhand von Skelettfunden auf Mallorca erstmals ein Exemplar des bisher ältesten Gorgonopsiers der Welt beschreiben. Die nun nahe der Knochenfundstelle entdeckten Fußabdrücke sind für die Forschenden besonders bedeutsam, da sie neue Einblicke in die Fortbewegungsweise der Tiere ermöglichen. Der Gang ähnelt eher dem von Säugetieren als dem von Reptilien. Die neuen Fossilienfunde sind entscheidend für das Verständnis der globalen Ausbreitung der Vorfahren der Säugetiere. Sie dokumentieren einen wichtigen Evolutionsschritt in der Entwicklung der Fortbewegung, der maßgeblich zu ihrem Erfolg beitrug.

    Die Studie wurde von Forschern des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart, des Museu Balear de Ciències Naturals, des Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont sowie des Museu de la Conca Dellà durchgeführt und in der Fachzeitschrift Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology veröffentlicht.

    Einzigartige Fossilien aus dem Perm auf Mallorca

    In den vergangenen Jahren wurden auf Mallorca außergewöhnliche Fossilien gefunden, darunter der 2023 beschriebene Tramuntanasaurus, eine bisher unbekannte Reptilienart, ebenso wie das Teilskelett des Gorgonopsiers. Fossile Fußabdrücke, sogenannte Ichniten, liefern wertvolle Informationen zur Bewegungsweise und zum Verhalten ausgestorbener Tiere.

    Ein Glücksfall für die Forschung

    Die fossilen Fußspuren aus Mallorca haben eine besondere Form und Anordnung, die bisher bei Fossilienfährten unbekannt war. Die Analyse der Fußabdruckform und ihrer relativen Position innerhalb der Fährten führte zur Spur des Gorgonopsiers, der diese Fußabdrücke hinterlassen hatte. „Fußabdrücke und Knochen in denselben Gesteinseinheiten zu finden, ist in den Fossilienfunden äußerst selten, und sie miteinander in Verbindung bringen zu können, ist noch ungewöhnlicher und für uns ein Glücksfall“, sagt Eudald Mujal, Hauptautor der Studie und Paläontologe am Naturkundemuseum Stuttgart. Die Spuren des Gorgonopsiers zeigen, dass das Tier deutlich größere Füße als Hände hatte, mit robusten Zehen, die in großen Krallen endeten. Außerdem deuten sie darauf hin, dass das Tier mit senkrecht oder aufrecht stehenden Beinen lief, die fast unter dem Körper positioniert waren, und sehr lange Schritte machte – ein außergewöhnliches Merkmal bei so alten Fußabdrücken.

    Ein wichtiger Meilenstein der Evolution

    Die entdeckten Fossilien aus dem Perm von Mallorca liefern wichtige Erkenntnisse über die Fortbewegungsweise der Säugetiervorfahren. Der Übergang von einem Körperbau mit ausgestreckten zu einem mit aufrechten, vertikalen Beinen stellt eine grundlegende Innovation dar, die mit dem evolutionären Erfolg mehrerer Wirbeltiergruppen wie Therapsiden und Dinosauriern verbunden ist. Diese anatomische Veränderung ermöglichte den Tieren eine effizientere Fortbewegung, verbesserte die Mobilität und erlaubte die Erschließung verschiedener Lebensräume.

    Die Gorgonopsier: Top-Räuber aus dem Perm

    Die Gorgonopsier waren Warmblüter, ähnlich den heutigen Säugetieren, legten jedoch im Gegensatz zu diesen Eier. Als Fleischfresser waren sie die ersten Tiere, die Säbelzähne entwickelten. Ihr Aussehen ähnelte dem eines Hundes, jedoch ohne Ohren und Fell, und sie zählten häufig zu den Spitzenräubern ihres Ökosystems. „Die neuen fossilen Funde aus Mallorca sind von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der globalen Ausbreitung dieser Säugetiervorfahren während des Perms. Sie spiegeln einen wesentlichen Moment in der Evolution der Fortbewegung wider, der maßgeblich zu ihrem Erfolg beitrug“, so Mujal.

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    Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

    Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart ist eine zukunftsorientierte Forschungs- und Kommunikationseinrichtung. Seine Forschungssammlungen, die Archive der Vielfalt, umfassen über 12 Millionen Objekte. Das Museum erforscht die Evolution des Lebens, analysiert die Biodiversität verschiedener Ökosysteme und vermittelt Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit.
    http://www.naturkundemuseum-bw.de


    Contact for scientific information:

    Dr. Eudald Mujal
    Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
    E-mail: eudald.mujalgrane@smns-bw.de


    Original publication:

    Originalpublikation:
    Rafel Matamales-Andreu, Eudald Mujal, Àngel Galobart, Josep Fortuny. (2025). Track-trackmaker correlation of co-occurring gorgonopsian bones and footprints from the early–middle Permian of equatorial Pangaea. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 677: 113174
    https://doi.org/10.1016/j.palaeo.2025.113174

    Publikationsdatum:
    Online-Erstveröffentlichung: 31.07.2025
    Erscheinungsdatum Print-Version: 01.11.2025


    More information:

    https://doi.org/10.1002/spp2.1498, Ergänzende Publikation zum Thema
    https://doi.org/10.1038/s41467-024-54425-5, Ergänzende Publikation zum Thema
    https://www.naturkundemuseum-bw.de/presse, English Version: We will be happy to send you a press release in English upon request.


    Images

    Fossilie Spuren eines Gorgonopsiers
    Fossilie Spuren eines Gorgonopsiers
    Source: Rafel Matamales-Andreu
    Copyright: Rafel Matamales-Andreu, MUCBO

    Illustration eines Gorgonopsiers
    Illustration eines Gorgonopsiers
    Source: Henry Sutherland Sharpe
    Copyright: Henry Sutherland Sharpe


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Geosciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

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