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10/22/2025 15:49

Schöller-Preis für Altersmedizin 2025: Studie zeigt, wann Wirbelsäulen-OPs im Alter sicher sind

Isabel Lauer Unternehmenskommunikation
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Standort Nürnberg

    Das Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg und die Theo und Friedl Schöller-Stiftung zeichnen 2025 eine Studie der Universitätsmedizin Greifswald mit dem Theo und Friedl Schöller-Preis aus. Die Studie konnte beweisen, dass Wirbelsäulen-Operationen auch bei älteren Menschen sicher sind - vorausgesetzt, es geht eine sorgfältige Risikoabschätzung voraus. Dann fördern die OPs Mobilität, Schmerzlinderung und geistige Fitness. Entscheidend ist die Vermeidung von postoperativem Delir, das die Prognose verschlechtert. Das mit 20.000 Euro dotierte Preisgeld würdigt Forschung, die sich für eine bessere Versorgung in der Altersmedizin einsetzt.

    Der Theo und Friedl Schöller-Preis 2025 geht an PD Dr. Robert Fleischmann und sein Team für die Studie CONFESS zu Wirbelsäulen-OPs im Alter. Das Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg und die Theo und Friedl Schöller-Stiftung würdigen damit wissenschaftlich überzeugende Altersforschung.

    Konservativ behandeln oder operieren? Bei Wirbelsäulenerkrankungen stehen Betroffene, Ärztinnen und Ärzte vor komplexen Entscheidungen. Die Therapie reicht von Physiotherapie und Medikamenten bis zu chirurgischen Eingriffen; jede Option hat eigene Vor- und Nachteile. Mit steigendem Alter erhöht sich das Komplikationsrisiko von Operationen, was oft Ängste vor Nebenwirkungen wie geistigen Einbußen weckt – auf eine OP wird dann manchmal ungeachtet ihrer Chancen verzichtet.

    In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Studie CONFESS. Ein interdisziplinäres Team um Privatdozent Dr. Robert Fleischmann von der Universitätsmedizin Greifswald untersuchte, wie Wirbelsäulenoperationen bei älteren Patienten die geistige und körperliche Fitness beeinflussen. Ergebnis: Nach sorgfältiger Risikoabschätzung stellen diese Eingriffe im Alter kein pauschales Risiko dar. Sie können vielmehr Aktivität, Schmerzlinderung und die Teilnahme am Leben fördern.

    Riskante Eingriffe vermeiden, notwendige ermöglichen

    Für CONFESS erhält Fleischmann, geschäftsführender Oberarzt der Neurologie an der Universitätsmedizin Greifswald, den Theo und Friedl Schöller-Preis 2025. „Der Preis ist eine besondere Anerkennung, weil er das Bewusstsein stärkt, ältere Patienten individuell zu betrachten“, freut sich der 41-Jährige, gebürtig aus Halle/Saale. „Als Neurologe mit Schwerpunkt auf neurodegenerativen Erkrankungen ist mir wichtig, Mobilität und Teilhabe zu erhalten, da sie den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen und Chancen eröffnen können.“ Eine personalisierte Risiko-Nutzen-Bewertung, wie sie die Studie entwickelt hat, helfe Chirurgen, riskante Eingriffe zu vermeiden und notwendige zu ermöglichen.

    „Das Projekt überzeugte uns in allen Bereichen. Die wissenschaftliche Methodik und die Bedeutung des Themas für die klinische Versorgung älterer Patienten sind herausragend“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für den Schöller-Preis und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg/Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU). Der Beirat begutachtete 15 eingereichte Arbeiten.

    Das Klinikum Nürnberg schreibt den Theo und Friedl Schöller-Preis seit 2013 jährlich aus. Es prämiert damit gemeinsam mit der Theo und Friedl Schöller-Stiftung Forschungsarbeiten, die die Gesundheitsversorgung älterer Menschen verbessern. Mit 20.000 Euro ist die Auszeichnung die höchstdotierte in der Altersmedizin in Deutschland. Klinikum und Stiftung verliehen den Preis wie jedes Jahr beim Dr.-Theo-Schöller-Symposium im Marmorsaal der Nürnberger Akademie.

    Delir nach der OP verschlechtert die Prognose

    Die Preisträger hätten sich einem relevanten Thema für Seniorinnen und Senioren gewidmet: dem Wunsch, in schwierigen gesundheitlichen Lagen altersgerecht und ärztlich verantwortungsvoll versorgt zu werden, sagt Rainer Hattenberger vom Stiftungsvorstand der Schöller-Stiftungen. „Wir gratulieren dem Universitätsklinikum Greifswald zu dieser Leistung. Unsere Auszeichnung soll motivieren, das Thema weiter zu vertiefen, damit Wirbelsäulenchirurgie noch sicherer wird und Indikationen bei älteren Patienten unvoreingenommen gestellt werden.“

    Im Projekt CONFESS begleiteten Forschende aus Neurologie, Neurochirurgie und Anästhesiologie 99 Patienten vor und nach elektiven Wirbelsäulen-Eingriffen mit umfassender Diagnostik. Die Operierten waren zwischen 60 und 89 Jahre alt und litten an chronisch-degenerativen Erkrankungen des unteren Rückens. Die monozentrische Studie zeigte, dass das postoperative Delir – ein akuter Verwirrtheitszustand – entscheidend für den Zugewinn an funktioneller Unabhängigkeit ist. Sie identifizierte verschiedene Risikofaktoren für das Delir, beispielsweise bestimmte Entzündungswerte. Untersucht wurden die Denkfähigkeit der Patienten, Bildgebungsbefunde zu Gefäßen, Blutwerte und Faktoren während der Operation.

    Delir-Risiko durch OP-Verfahren minimieren

    PD Dr. Fleischmann erklärt: „Tritt das Delir auf, verschlechtern sich Gedächtnis und Aufmerksamkeit oft langfristig. Bleibt es aus, können Operationen im Alter nicht nur Schmerzen lindern und Mobilität wiederherstellen, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit verbessern. Das zeigt, dass funktionelle und kognitive Verläufe eng verbunden sind. Wer wieder gehen und sich bewegen kann, bleibt eher geistig fit.“ Das Delir-Risiko lässt sich durch gezielte Untersuchungen vor einer Operation frühzeitig erkennen; bei gefährdeten Patienten kann es durch die Auswahl geeigneter OP-Verfahren, Steuerung der Operationsdauer und Blutdruckführung gesenkt werden – in Greifswald floss diese Erkenntnis in OP-Abläufe ein.

    Das Team der Universitätsmedizin Greifswald verfolgt das Thema inzwischen weiter im Detail. Die Forscher arbeiten an drei Hauptbereichen. Sie untersuchen Medikamente, die einem Delir vorbeugen könnten. Zweitens testen sie neue Methoden der Hirnstimulation, um gestörte Gehirnverbindungen nach Operationen zu reparieren. Drittens wollen sie Warnsignale wie erhöhte Entzündungswerte im Blut besser nutzen und Computer-Programme entwickeln, die frühzeitig erkennen können, welche Patienten ein hohes Risiko haben.

    Originaltitel der Hauptstudie:

    Muller J, Nowak S, Weidemeier M, Vogelgesang A, Ruhnau J, von Sarnowski B, Saar A, Veser Y, Behr F, Gross S, Rathmann E, Schmidt S, Rehberg S, Usichenko T, Hahnenkamp K, Ehler J, Floel A, Schroeder HWS, Muller JU, Fleischmann R. Duration of Surgery and Intraoperative Blood Pressure Management Are Modifiable Risk Factors for Postoperative Neurocognitive Disorders After Spine Surgery: Results of the Prospective CONFESS Study. Spine (Phila Pa 1976). 2023;48(16):1127-37.


    Contact for scientific information:

    Priv.-Doz. Dr. Robert Fleischmann, MHBA
    Geschfd. Oberarzt / Consultant
    Department of Neurology
    University Medicine Greifswald


    Original publication:

    Muller J, Nowak S, Weidemeier M, Vogelgesang A, Ruhnau J, von Sarnowski B, Saar A, Veser Y, Behr F, Gross S, Rathmann E, Schmidt S, Rehberg S, Usichenko T, Hahnenkamp K, Ehler J, Floel A, Schroeder HWS, Muller JU, Fleischmann R. Duration of Surgery and Intraoperative Blood Pressure Management Are Modifiable Risk Factors for Postoperative Neurocognitive Disorders After Spine Surgery: Results of the Prospective CONFESS Study. Spine (Phila Pa 1976). 2023;48(16):1127-37.


    Images

    PD Dr. Robert Fleischmann (Mitte) nimmt den Theo und Friedl Schöller-Preis für Altersmedizin am  17. Oktober 2025 in Nürnberg entgegen, hier mit Rainer Hattenberger (li., Schöller-Stiftungen) und Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher (Klinikum Nürnberg).
    PD Dr. Robert Fleischmann (Mitte) nimmt den Theo und Friedl Schöller-Preis für Altersmedizin am 17. ...
    Source: Rudi Ott
    Copyright: Rudi Ott, Klinikum Nürnberg

    Von links: Rainer Hattenberger, Dr. Christoph von Imhoff (Schöller-Stiftungen), PD Dr. Robert Fleischmann, Univ.-Prof. Dr. Markus Gosch, Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Univ.-Prof. Dr. Jan Liman, Univ.-Prof. Dr. Christiane Waller (Klinikum Nürnberg).
    Von links: Rainer Hattenberger, Dr. Christoph von Imhoff (Schöller-Stiftungen), PD Dr. Robert Fleisc ...
    Source: Rudi Ott
    Copyright: Rudi Ott, Klinikum Nürnberg


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine
    transregional, national
    Contests / awards, Scientific Publications
    German


     

    PD Dr. Robert Fleischmann (Mitte) nimmt den Theo und Friedl Schöller-Preis für Altersmedizin am 17. Oktober 2025 in Nürnberg entgegen, hier mit Rainer Hattenberger (li., Schöller-Stiftungen) und Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher (Klinikum Nürnberg).


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    Von links: Rainer Hattenberger, Dr. Christoph von Imhoff (Schöller-Stiftungen), PD Dr. Robert Fleischmann, Univ.-Prof. Dr. Markus Gosch, Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Univ.-Prof. Dr. Jan Liman, Univ.-Prof. Dr. Christiane Waller (Klinikum Nürnberg).


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