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10/25/2025 13:24

Forschung trifft Versorgung – Neue Therapien brauchen neue Strukturen

Michael Oldenburg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V.

    Die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie ist der bedeutendste Kongress für das Fachgebiet im deutschsprachigen Raum. Mehr als 6.000 Expertinnen und Experten diskutieren vom 24. bis 27. Oktober 2025 die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen.

    „Die Genauigkeit der Diagnostik und die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren beeindruckend verbessert. Unser Ziel ist ein transsektorales Konzept, in dem Patientinnen und Patienten unabhängig von Wohnort und Versorgungssektor Zugang zu innovativen Therapien und qualitativ hochwertiger Betreuung erhalten“, betont Prof. Dr. med. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin sowie des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln. Prof. Dr. med. Tim H. Brümmendorf, Direktor der Medizinischen Klinik IV sowie des CIO der Uniklinik RWTH Aachen, ergänzt: „Innovative Forschung aus den deutschsprachigen Ländern trägt maßgeblich zur internationalen Weiterentwicklung des Fachgebiets bei.“ Mehr als 1.400 Präsentationen in Vorträgen und Posterdiskussionen belegen die hohe Innovationskraft und den interdisziplinären Austausch in einem breit aufgestellten Tagungsprogramm.
     
    Chancen und Herausforderungen durch aktuelle Innovationen

    Das Programm der Jahrestagung spannt den Bogen zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und patientenindividueller Betreuung. Es verdeutlicht, wie neue Erkenntnisse aus Forschung und Klinik in die tägliche Versorgung überführt werden können – im Sinne einer zukunftsorientierten und patientenzentrierten Medizin.
     
    Neue Therapieformen

    Gezielte Therapie beginnt mit besserer Diagnostik. „Genomsequenzierungen, Multiomics-Ansätze, hoch empfindlicher Nachweis von Tumorzell-DNS im Blut und KI-gestützte Analysen schaffen die Basis, Krebserkrankungen besser behandeln zu können“, betont Prof. Dr. med. Andreas Hochhaus, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinischen Onkologie (DGHO) und Direktor der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Jena. „Das betrifft sowohl die Erstdiagnose als auch die Verlaufsbeobachtung.“
     
    Ein wesentlicher Fortschritt liegt in der Erweiterung der Immuntherapie einschließlich zellulärer Therapien. CAR-T-Zelltherapien haben die Prognose vieler Patientinnen und Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphomen und Multiplem Myelom deutlich verbessert und sind inzwischen fester Bestandteil der klinischen Routine. Neben CAR-T-Zellen stellen bispezifische Antikörper und die neuen Antikörperkonjugate in der Krebsimmuntherapie eine wichtige Therapieoption dar. Im wissenschaftlichen Fokus steht der Einsatz in immer früheren Therapielinien. „Die erweiterte Immuntherapie prägt maßgeblich neue Therapieansätze und eröffnet Perspektiven für solide Tumore wie Lungen-, Brust- und Magen-Darm-Krebs“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) und Ärztlicher Direktor/Ärztlicher Leiter Innere Medizin des Krankenhauses St. Vincenz in Zams. „Dabei ist auch die Optimierung des Nebenwirkungsmanagements entscheidend, um die Lebensqualität zu sichern.“
     
    Bei den angeborenen Erkrankungen stehen die inzwischen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz zugelassenen Gentherapien bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Hämophilie und Hämoglobinopathien im Fokus, intensiv diskutiert im Vergleich mit der bisherigen Standardtherapie und im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Patientinnen und Patienten.
     
    Sicherung der Versorgung – flächendeckend und auf höchstem Niveau

    Die größte Herausforderung für die Hämatologie und Medizinische Onkologie besteht darin, Innovationen flächendeckend und qualitativ hochwertig in die Versorgung zu integrieren. Hierfür sind angepasste Versorgungsstrukturen im stationären, intersektoralen und ambulanten Bereich erforderlich.
     
    Die Krankenhausreform verfolgt dieses Ziel. Allerdings sind die innovativen Zelltherapien bisher dort nicht verankert. Darüber hinaus ist es essenziell, Patientinnen und Patienten mit metastasierten, systemischen Krebserkrankungen im Hinblick auf innovative Therapien in den Reformstrukturen zu berücksichtigen. Sie benötigen den Zugang zu Kliniken für Hämatologie und medizinische Onkologie, die über das erforderliche Spezialwissen und die notwendige strukturelle Ausstattung für komplexe Therapieprotokolle und das differenzierte Management therapieassoziierter Nebenwirkungen verfügen. „Hier gibt es ein Defizit, das insbesondere zulasten der älteren und multimorbiden Patientinnen und Patienten geht“, erläutert Prof. Hochhaus. „Die zunehmend chronischen Krankheitsverläufe erfordern neue Versorgungsmodelle wie den onkologischen Hausarzt, um eine langfristige, koordinierte Betreuung sicherzustellen.“
     
    Ein besonderes Anliegen von Prof. Hallek ist die langfristige, transsektorale Versorgung: „Ein sektorenübergreifendes Versorgungskonzept in der fachärztlichen Versorgung der Hämatologie und medizinischen Onkologie bietet die Chance, die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Patientenzufriedenheit zu steigern. Dazu gehören die gezielte Integration kleiner Krankenhäuser oder Primärversorgungszentren und mobiler Versorgungsteams für besonders vulnerable Patientengruppen sowie die aktive Teilnahme an klinischen Studien und wissensgenerierenden Versorgungsstrukturen. Die Versorgung muss auf einer engen Kooperation zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern, spezialisierten Zentren sowie weiteren Gesundheitsdienstleistern basieren. Gemeinsame Fallbesprechungen, vollständig digitale Kommunikationsplattformen, standardisierte Behandlungswege und gleiche Vergütungsstrukturen sind zentrale Bausteine.“

    Ärztlicher Nachwuchs und wissenschaftliche Basis

    Für die sichere und ganzheitliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sind fundierte internistische Kenntnisse unverzichtbar. „Tumorerkrankungen und Nebenwirkungen moderner Therapien, gerade auch der Immuntherapie, können nahezu jedes Organsystem betreffen“, so Prof. Dr. med. Martin Bentz, Mitglied im Vorstand der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik III am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Die wachsende Komplexität moderner Krebstherapien erfordert deshalb eine umfassende und praxisnahe internistische Weiterbildung. Der integrative Ansatz der bestehenden Weiterbildungsordnung, der internistische und onkologische Kenntnisse verbindet, sollte erhalten und ausgebaut werden.“
     
    Die Basis aller Innovationen in der Therapie sind klinische Studien. Die deutschsprachigen Länder waren hier über viele Jahre Vorreiter, haben aber den Spitzenplatz auch aufgrund bürokratischer Hürden verloren. Hier hakt Prof. Dr. med. Claudia Baldus, Vorsitzende der DGHO und Direktorin der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKHS) am Campus Kiel, ein: „Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen bei der Durchführung von klinischen Studien müssen weiter unter Nutzung aller digitalen Instrumente und in enger Kooperation mit den Patientinnen und Patienten verbessert werden. Darüber hinaus gilt es, wissenschaftlich interessierten jungen Ärztinnen und Ärzten durch strukturierte Clinician-Scientist-Programme neue Perspektiven zu eröffnen. Nur so lassen sich Forschung und klinische Tätigkeit langfristig verknüpfen und die Innovationskraft des Fachgebiets sichern.“
     
    Dr. med. Carsten-Oliver Schulz, Mitglied des DGHO-Vorstandes und niedergelassener Hämatologe und medizinischer Onkologe in Berlin, fasst die Kernbotschaft des Kongresses zusammen: „Die gemeinsame Jahrestagung 2025 von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH zeigt, wie eng Forschung, klinische Praxis und Gesundheitspolitik miteinander verknüpft sind. Sie steht damit für eine Medizin, die Wissen teilt, Qualität stärkt und Verantwortung übernimmt – zum Wohl der Patientinnen und Patienten.“
     
    Ausführliche Informationen unter: https://www.jahrestagung-haematologie-onkologie.com/

    Über die DGHO

    Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. besteht seit über 85 Jahren und hat heute mehr als 4.500 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, mit der Erstellung der Onkopedia-Leitlinien, mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patientinnen und Patienten im Fachgebiet.
     
    Über die OeGHO

    Die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie hat sich zum Ziel gesetzt, die Betreuung von Patientinnen und Patienten österreichweit an den höchsten Standard heranzuführen. Die OeGHO zählt als Fachgesellschaft aktuell deutlich über 900 Mitglieder, von denen ein Großteil Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin mit Additivfach Hämatologie und Internistischer Onkologie sind. Neben der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften, der Festlegung von Standards für die Facharztausbildung und Ausbildungsstätten und der Erarbeitung von Leitlinien will die OeGHO die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen an der Krebstherapie Beteiligten und die Forschung auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie aktiv fördern.
     
    Über die SGMO

    Die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie (SGMO) ist der Berufsverband und die Fachgesellschaft der Ärztinnen und Ärzte mit dem Facharzttitel Medizinische Onkologie. Die SGMO zählt aktuell 500 Mitglieder, hat gemeinnützigen Charakter und verfolgt keine wirtschaftlichen Ziele. Zu den Aufgaben der SGMO gehören insbesondere:
    ·       Die Medizinische Onkologie in der Schweiz wissenschaftlich und praktisch zu fördern
    ·       Die Weiter- und Fortbildung für Medizinische Onkologinnen und Onkologen zu regeln und zu gewährleisten
    ·       Die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Medizinischen Onkolo­ginnen und Onkologen in der Schweiz zu wahren
    ·       Die Vernetzung von Medizinischen Onkologinnen und Onkologen unter­einander sowie mit anderen medizinischen Fachgebieten zu fördern
     
    Über die SGH

    Die Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie (SGH) ist der Berufsverband und die Fachgesellschaft der Ärztinnen und Ärzte mit dem Facharzttitel Hämatologie. Die SGH zählt aktuell 384 Mitglieder, hat gemeinnützigen Charakter und verfolgt keine wirtschaftlichen Ziele. Zu den Aufgaben der SGH gehören insbesondere:
    ·       Wahrung der Interessen der Hämatologinnen und Hämatologen in der Schweiz;
    ·       Förderung der Hämatologie in der Schweiz;
    ·       Regelung und Gewährleistung der Aus-, Weiter- und Fortbildung in Hämatologie in Zusammenarbeit mit anerkannten Weiterbildungsstätten;
    ·       Förderung der Kollegialität unter den Mitgliedern


    More information:

    https://www.jahrestagung-haematologie-onkologie.com/ - Kongress-Website


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
    transregional, national
    Press events, Scientific conferences
    German


     

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