Um die Perspektive der vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen sichtbarer zu machen, hat das Kompetenzzentrum Regionalentwicklung (KRE) im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zwischen April und Juli 2024 eine groß angelegte Befragung durchgeführt. 267 Städte und Gemeinden in den Fördergebieten des Investitionsgesetzes Kohleregionen haben sich beteiligt. Die Ergebnisse sind repräsentativ und zeigen: Kommunen sehen Chancen und Hürden. Gleichzeitig wurde der Wunsch nach mehr Unterstützung bei Förderverfahren und Personalengpässen laut. Auch sollten raumsensible Themen stärker in den Fokus rücken. Die Studie „Kommunen im Wandel“ soll künftig regelmäßig durchgeführt werden.
    BBSR-Befragung zum Strukturwandel in Kohleregionen
 
Kommunen zwischen Chancen, Herausforderungen und dem Ruf nach mehr Unterstützung
Cottbus, 22. Oktober 2025 – Der Kohleausstieg stellt die vom Strukturwandel betroffenen Regionen in Deutschland vor komplexe Aufgaben. Um die Perspektive der betroffenen Kommunen sichtbarer zu machen, hat das Kompetenzzentrum Regionalentwicklung (KRE) im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zwischen April und Juli 2024 eine groß angelegte Befragung durchgeführt. Insgesamt 267 Städte und Gemeinden in den Fördergebieten des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) haben sich beteiligt – erstmals liegt damit ein umfassendes Stimmungsbild aus der kommunalen Praxis vor. Die Ergebnisse sind repräsentativ und zeigen: Kommunen sehen sowohl Chancen als auch Hürden. Neben dem Wunsch nach mehr Unterstützung bei Förderverfahren und Personalengpässen wurde auch der Wunsch laut, die raumsensiblen Themen noch stärker in den Fokus zu rücken. Die Studie „Kommunen im Wandel“ soll künftig regelmäßig durchgeführt werden.
 
Chancen und Risiken des Kohleausstiegs halten sich die Waage
Knapp 38 % der befragten Kommunen sehen im Kohleausstieg vor allem Chancen, 32 % erleben Chancen und Herausforderungen als gleichgewichtig – bei 30 % überwiegen die Herausforderungen. Deutlich pessimistisch sind dabei eher kleinere Gemeinden: Während 72 % der befragten Groß- und Mittelstädte optimistisch auf den Strukturwandel blicken, tun dies nur 26 % der Landgemeinden, in denen viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ehrenamtlich tätig sind. Regionale Unterschiede zeigen sich deutlich: Das Rheinische Revier ist mit 52 % besonders zuversichtlich, was auch mit seiner städtischen Prägung zusammenhängen dürfte.
 
Der Kohleausstieg erhöht vor allem den finanziellen und zeitlichen Druck
63 % der Kommunen berichten über gestiegenen finanziellen Druck, 60 % über zunehmenden Zeitdruck. Besonders ausgeprägt ist dies in den Kommunen, die an die Braunkohletagebaue angrenzen und dadurch direkt von den Aktivitäten des Tagebaus betroffen sind (jeweils 91 %). Im Rheinischen Revier wirkt sich der vorgezogene Kohleausstieg besonders auf die Zeitpläne der Kommunen aus, in der Lausitz berichten viele Kommunen von finanziellen Engpässen. Über die Hälfte (51 %) der befragten Kommunen nennt fehlende Eigenmittel als Grund, warum sie keine Fördermittel beantragen.
 
Kommunale Daueraufgaben sind dringlicher als klassische Transformationsthemen
Der Strukturwandel bedeutet mehr als das Ende der Kohleverstromung – für viele Kommunen stehen ganz andere Themen oben auf der Agenda. Am dringlichsten werden Aufgaben der Daseinsvorsorge, wirtschaftlichen Entwicklung und gesellschaftlichen Stabilität bewertet. Themen wie Klimaschutz, Tagebaufolgen oder erneuerbare Energien sind zwar präsent, aber für viele weniger vorrangig.
Ein Sonderfall ist das Rheinische Revier, wo städtische Wachstumsfragen – etwa der Wohnraumbedarf oder die Integration von Geflüchteten – besonders drängend erscheinen. Auch werden hier überdurchschnittlich häufig Maßnahmen zum Klimaschutz als wichtig erachtet, was mit dem vorgezogenen Kohleausstieg im Jahr 2030 zusammenhängen dürfte.
 
Förderbereitschaft ist vorhanden – aber nur unter besseren Bedingungen
Die Bereitschaft, weitere Förderanträge zu stellen, ist grundsätzlich hoch – besonders bei Kommunen, die bereits erfolgreich Mittel erhalten haben (73 %). Im Rheinischen Revier planen sogar 100 % der erfolgreich geförderten Kommunen eine Wiederholung. In der Lausitz sind es immerhin 52 % der bisher nicht geförderten Kommunen, die einen Antrag in Zukunft für wahrscheinlich halten.
Allerdings: Viele Kommunen beklagen mangelnde Transparenz, hohe bürokratische Hürden und fehlende Unterstützung im Antragsprozess. Die Anforderungen überfordern insbesondere kleinere Städte und Gemeinden: 39 % der Kleinstädte und Landgemeinden geben an, nicht über ausreichende personelle Kapazitäten für die Antragstellung zu verfügen.
 
Das Bundesprogramm STARK für nicht-investive Förderungen wird bislang wenig genutzt
Das Bundesprogramm STARK, das nicht-investive Förderungen wie Personalkosten ermöglicht, wird bislang nur wenig genutzt. Lediglich 10 % der Kommunen berichten über einen Personalzuwachs durch STARK-Mittel – mit Schwerpunkt im Rheinischen Revier. Die geförderten Stellen werden überwiegend genutzt, um neue Projekte zu initiieren (95 %).
 
BBSR: „Strukturwandel in kritischer Phase – Förderprozesse müssen angepasst werden“
Dr. Carola Neugebauer, Leiterin des Kompetenzzentrums Regionalentwicklung im BBSR, sieht Handlungsbedarf: „Die Kommunalbefragung zeigt, dass Nachbesserungen in den Förderprozessen notwendig sind. Die Kommunen sind zentrale Gestalter des Strukturwandels und benötigen noch gezieltere Unterstützung. Die Ergebnisse der Befragung zeigen klar, worauf es jetzt ankommt: unbürokratische Verfahren, verlässliche Unterstützung und eine Politik, die die unterschiedlichen Herausforderungen vor Ort versteht.“
 
Hintergrund: Die Kommunalbefragung „Kommunen im Wandel“ wurde im Zeitraum April bis Juli 2024 durchgeführt. Alle 651 Städte und Gemeinden in den Fördergebieten des InvKG waren eingeladen, sich zu beteiligen. Ziel ist es, belastbare Informationen zur kommunalen Stimmungslage, zu Herausforderungen und zu Unterstützungsbedarfen im Strukturwandel zu gewinnen. Die Befragung ist als Panelstudie angelegt und wird künftig regelmäßig wiederholt, um Entwicklungen über die Zeit hinweg abbilden zu können.
 
Weitere Informationen und ausführliche Ergebnisse finden Sie unter:
BBSR Analysen Kompakt "Kommunen im Wandel"
 
Kontakt:
Stefanie Melcher
Leiterin Referat KRE 4 „Information und Kommunikation“
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Kompetenzzentrum Regionalentwicklung, Thiemstraße 136, 03048 Cottbus
Tel. +49 30 18401 7935 
kre4@bbr.bund.de
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Das Kompetenzzentrum Regionalentwicklung (KRE) wurde im Jahr 2021 in Cottbus gegründet und gehört zum Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Es hat den Auftrag die drei deutschen Kohleregionen im Transformationsprozess wissenschaftlich zu begleiten und praktisch zu unterstützen.
    
Antonia Milbert
Leiterin Referat KRE3 „Menschen und Regionen im Wandel – Subjektive und objektive Indikatoren“
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Kompetenzzentrum Regionalentwicklung, Thiemstraße 136, 03048 Cottbus
Tel. +49 30 18401 2256 
kre3@bbr.bund.de
    Criteria of this press release: 
     Journalists
     Social studies
     transregional, national
     Research results, Transfer of Science or Research
 German  
    

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