Workshop „Möglichkeiten einer Insel“ beschäftigt sich mit den Besonderheiten der Wissensproduktion an der Universität in der geteilten Stadt Berlin
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Instituts für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin nimmt der Workshop „Möglichkeiten einer Insel“ die TU Berlin der 1970er- und 1980er-Jahre unter die Lupe. Er verfolgt insbesondere, inwiefern die Geschichte dieser technischen Universität mit der Geschichte der Stadt, der Wissensproduktion im Kalten Krieg und der Geschichte sozialer Bewegungen verflochten war.
Zeit: 7. November 2025, 9.30 Uhr bis 19.30 Uhr
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude, Raum H2036
Medienvertreter*innen und die interessierte Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten via: kontakt@technikgeschichte.tu-berlin.de
Der Workshop fragt nach den Besonderheiten und Eigenarten des Wissenschaftsbetriebs der Technischen Universität Berlin in der Zeit der geteilten Stadt Berlin (West) – einer Stadt, die von ihrer geopolitisch exponierten Insellage ebenso geprägt war wie von den jungen Menschen, die sie zur Hochburg alternativer Lebensentwürfe machten. Bereits die Studentenbewegung von 1968 fand dort eines ihrer Zentren: Das Westberliner Stattbuch (1977) beschrieb die Stadt später als einen „Fleckerlteppich von Initiativen und Alternativprojekten“. Dem deutschlandweit größten Alternativsektor stand dabei nicht nur eine extrem hohe Arbeitslosigkeit von Akademiker*innen gegenüber; auch die Bonner Forschungspolitik entdeckte West-Berlin früh als Experimentierfeld. Beförderte die von Mauern umgrenzte Stadt so ein spezifisches Klima, das sich auch im Lehren, Forschen und Lernen an der TU Berlin niederschlug?
Der Workshop widmet sich damit zugleich einer Zeitspanne, in der sich Funktion und Selbstverständnis von Universitäten sowie die Produktion und Vermittlung von akademischem Wissen stark transformierten. Auch an der TU Berlin verhießen diese Jahre zunächst einen Aufbruch, der sich nach 1968 als kontroverse „Öffnung“ der Universität hin zur Gesellschaft niederschlug: Themen wie die „Krise der Stadt“, „Dritte Welt“, Ökologie, Energie- und Umwelttechnik und die bisherige Marginalisierung von Frauen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften gehörten, zumindest für Subpopulationen der Universität, bald zur Tagungsordnung. Mit dem Schriftsteller und Zukunftsforscher Robert Jungk, dem einstigen Atommanager und späteren Atomkraftkritiker Klaus Traube und dem Informatiker Joseph Weizenbaum verkehrten prominente Kritiker von „Großtechnologie“ und „Industriesystem“ an der TU Berlin. Für eine Zeit lang florierten entsprechende, wesentlich von TU-Wissenschaftler*innen vorangetriebene Projekte, die weit über Berlin hinaus sichtbar waren: So beispielsweise IPAT (Interdisziplinäre Projektgruppe für Angepaßte Technologie), Ingenieurkollektive wie „Wuseltronick“ und „Südwind“, der Berliner Wissenschaftsladen oder auch neue Lernformate wie die „Zukunfts“- und die „Projektwerkstätten“. Daneben mehrten sich allerdings auch Anzeichen anderer Art, die zunehmend auf das städtische Forschungsklima einwirkten wie Sparzwänge, konservative Gegenreformen sowie die innovationspolitische Priorisierung von „Spitzenforschung“ und „Hochtechnologien“.
Eine Auswahl exemplarischer Projekte wird im Workshop thematisiert und vorgestellt. Leitend sind folgende Fragen:
• Inwiefern beförderten die Bedingungen der West-Berliner Insellage, die auch damals schon gerne als „Modellfall“ spätmoderner Krisenzustände gesehen wurde, eine „andere“ Wissensproduktion?
• Wie verhielten sich die alternativen Strömungen in Wissenschaft und Technik zur 1968er Studentenrevolte?
• Welche spezifischen, transdisziplinären Synergien ergaben sich an der TU Berlin dadurch, dass sie einen starken Anteil an Geistes-, Sozial- und Planungswissenschaften aufwies?
• Wie korreliert diese spezifische, in Berlin (West) situierte Geschichte mit den hochschul- und wissenschaftspolitischen Veränderungen der 1970er- und 1980er-Jahre, die hier wie andernorts zu verzeichnen waren?
Das Programm finden Sie unter: https://www.tu.berlin/tg/forschung/veranstaltungen/workshop-moeglichkeiten-einer...
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Heike Weber
TU Berlin
Fachgebiet Technikgeschichte
Tel.: 030/314-24844
E-Mail: h.weber@tu-berlin.de
Criteria of this press release:
Journalists
Language / literature, Social studies
transregional, national
Organisational matters, Scientific conferences
German

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