Kiosk, Büdchen, Bude oder Trinkhalle – sie sind mehr als Verkaufsstellen für Zeitungen, Süßigkeiten und Co. Oft sind sie Treffpunkte der Nachbarschaft, Orte des Austauschs und soziale Knotenpunkte. Ihre Betreiber:innen sind in ihren Vierteln teils bekannter als so mancher politischer Akteur. Können ihre Aufrufe die Wahlbeteiligung erhöhen? Wohl nicht, so das Ergebnis eines Feldexperiments während der Kommunalwahl im September 2025 in Nordrhein-Westfalen. Wichtige Erkenntnisse für die politische Bildung hat das Projekt der Arbeitsgruppe Empirische Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen dennoch gebracht.
Rund sechs Wochen vor der Kommunalwahl am 14. September 2025 wurden an zufällig ausgewählten Straßenkiosken in acht Großstädten (Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Köln, Münster und Wuppertal) Wahlaufrufe der Betreiber:innen angebracht. Die Idee der Arbeitsgruppe Empirische Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen (UDE) in Kooperation mit der Universität Bamberg dahinter: Kioskbesitzer:innen gelten in ihren Vierteln als vertraute Gesichter und Multiplikator:innen. Ihr persönlicher Appell sollte die Menschen nicht nur an die Wahl erinnern, sondern auch als glaubwürdiger und nahbarer wahrgenommen werden. So sollte das Gefühl entstehen, dass Wählen ein gemeinschaftliches, erwünschtes Verhalten ist – und die Plakate zugleich Gespräche über die Wahl in der Nachbarschaft anregen.
115 Kioske nahmen am Projekt teil, 28 von ihnen erhielten ein personalisiertes Plakat mit Foto der Betreiber:innen, 87 Kioske erhielten Plakate ohne Foto. Die Auswertung der Wahldaten ernüchtert jedoch: Die Plakataktion hatte keinen messbaren Einfluss auf die Wahlbeteiligung. Auch in den Stimmbezirken mit personalisierten Plakaten lag der Unterschied bei lediglich 0,3 Prozentpunkten – „zu gering, um von einem echten Effekt zu sprechen“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Achim Goerres. Der Politikwissenschaftler zeigt sich selbst überrascht: „Es zeigt sich: Selbst lokal sehr bekannte Personen wie Kioskbesitzer:innen können mit ihrer Kampagnenunterstützung keine Mobilisierung im städtischen Nahraum herbeiführen.“
Ganz ohne Wirkung blieb die Aktion nicht: In Interviews mit 20 Kioskbesitzer:innen zeigte sich, dass das Projekt vielerorts positiv wahrgenommen wurde – als Zeichen von Engagement und Zusammenhalt. Zugleich berichten jedoch viele von geringem politischen Interesse in der Nachbarschaft. Eine ergänzende Bevölkerungsbefragung mit rund 600 Teilnehmenden soll nun weitere Aufschlüsse über Wahrnehmung und Wirkung der Aktion liefern. „Kioskbesitzer:innen sind bereit, sich für die Community zu engagieren“, so Goerres. Letztendlich zeige diese Studie aber: „Nur Bildung, vor allem politische Bildung, in der Schule sowie eine spannende politische Auseinandersetzung treiben die Wahlbeteiligung sicher nach oben.“
Prof. Dr. Achim Goerres, Arbeitsgruppe Empirische Politikwissenschaft, Tel. 0203/37 9-3615, achim.goerres@uni-due.de
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=5653630
Mit solchen Plakaten in Kiosken wurde vor der NRW-Kommunalwahl zur Wahl aufgerufen.
Source: Aya Alali
Criteria of this press release:
Journalists
Politics, Social studies
transregional, national
Research results
German

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