idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/07/2025 13:12

Rotorblätter aus Naturfasern: HAW Kiel entwickelt nachhaltige Alternative für Kleinwindanlagen

Frauke Schäfer Pressestelle
HAW Kiel

    Die Rotorblätter von Windkraftanlagen verursachen jährlich zehntausende Tonnen Abfall – Tendenz steigend. Ein Forschungsteam der HAW Kiel untersucht, ob Naturmaterialien eine nachhaltigere Alternative zu den konventionellen glas- und kohlefaserverstärkten Kunststoffen sind. In Simulationen, Materialtests und Versuchen im Windkanal ermitteln die Forschenden geeignete Werkstoffe und Bauweisen. Anschließend stellt der Projektpartner, ein Kieler Unternehmen aus dem Yachtbau, Rotorblätter in Originalgröße her, die nach DIN-Norm auf ihre Belastbarkeit geprüft werden. Ziel ist ein Prototyp für Kleinwindanlagen.

    Die Produktion herkömmlicher Rotorblätter von Windkraftanlagen ist kosten- und energieintensiv. Der Grund: Sie bestehen vor allem aus glas- und kohlefaserverstärkten Kunststoffen. Auch ihre Entsorgung erfordert einen erheblichen Ressourceneinsatz. Das Projekt „Entwicklung von Rotorblättern für Kleinwindanlagen aus Naturmaterialien“ setzt genau hier an: Gefördert von der Gesellschaft für Energie- und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) möchte die HAW Kiel gemeinsam mit der Nuebold Yachtbau GmbH Rotorblätter aus nachwachsenden Naturfasern entwickeln, die eine deutlich bessere Umweltbilanz aufweisen.

    Die Rotorblätter von Windkraftanlagen verursachen jährlich zehntausende Tonnen Abfall, die sich in den nächsten Jahren mit dem Rückbau älterer Anlagen vervielfachen werden. Während Stahl und Beton von Windkraftanlagen zu 85 Prozent wiederverwertbar sind, stellt die Entsorgung der Rotorblätter eine große Herausforderung dar. „Wir möchten zeigen, dass nachhaltige Rotorblätter aus Flachsfasern und anderen nachwachsenden Rohstoffen sämtliche technischen Anforderungen erfüllen können und so einen echten Beitrag für eine noch nachhaltigere Windenergie leisten“, erklärt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Sten Böhme von der HAW Kiel. Ziel der Projektpartner ist es, in den kommenden zwei Jahren einen Prototypen für Kleinwindanlagen zu bauen, also ein Rotorblatt für eine Rotorfläche unter 200 Quadratmetern.

    Zunächst untersucht das Forschungsteam geeignete Naturfaser-Werkstoffe wie Flachs, Balsaholz und Paulownia, ein Blauglockenbaumgewächs, und testet deren Belastbarkeit. Anschließend entwerfen die Forschenden die Form und den Aufbau der Rotorblätter mithilfe von Computersimulationen. Im nächsten Schritt entstehen erste Modelle, deren Stabilität und Leistungsfähigkeit Böhmes Team im Windkanal der HAW Kiel testet. Verlaufen diese Tests erfolgreich, fertigen die Projektpartner Rotorblätter in Originalgröße und unterziehen die Prototypen den in der DIN-Norm „Windenergieanlagen“ festgelegten Belastungstests auf Biegung.

    Im Vorfeld des Projekts haben die HAW Kiel und die Nuebold Yachtbau GmbH bereits wichtige Vorarbeiten geleistet. Gemeinsam untersuchten sie, wie sich Glasfaserverbunde durch nachhaltige Naturfasermaterialien ersetzen lassen. Dafür fertigte Nuebold Yachtbau verschiedene Proben aus Flachsfasern und testete sie auf ihre Belastbarkeit und Stabilität. „Aktuell wird der Verbundstoffanteil beispielsweise durch Flachsfaser ersetzt, ohne dabei die besonderen Materialeigenschaften der Naturfaser zu berücksichtigen“, erklärt Geschäftsführer Jaron Nübold. „Wir sind überzeugt davon, dass insbesondere Erkenntnisse zu den dynamischen Materialeigenschaften den Durchbruch in der breiten Anwendung ermöglichen können.“

    Die EKSH fördert das Projekt mit rund 175.000 Euro. Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Frank Osterwald sieht in dem Projekt einen wichtigen Beitrag für die Energiewende: „Wind ist Schleswig-Holsteins wichtigste Energiequelle, wobei der Rückbau und Recycling der Erzeugungsanlagen bereits beim Bau mitgedacht werden sollte. Die Entwicklung von Rotorblättern für Kleinwindkraftanlagen aus Naturmaterialien lässt sich vor Ort zügig umsetzen und liefert zugleich wichtige Impulse für die großen Anlagen weltweit. Eine derartige Hebelwirkung wünscht sich die EKSH für ihre geförderten Projekte.“

    Das Projekt „Entwicklung von Rotorblättern für Kleinwindanlagen aus Naturmaterialien“ ist am 1. Oktober 2025 gestartet und läuft bis zum 31. September 2027.


    Contact for scientific information:

    https://www.haw-kiel.de/person/sten-boehme


    Images

    Projektteam der HAW Kiel
    Projektteam der HAW Kiel
    Source: Leandra Freese
    Copyright: HAW Kiel

    Querschnitt des Rotorblatts
    Querschnitt des Rotorblatts
    Source: Peter Schönhardt
    Copyright: HAW Kiel


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Energy, Environment / ecology, Materials sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Projektteam der HAW Kiel


    For download

    x

    Querschnitt des Rotorblatts


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).