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11/13/2025 14:06

Geflüchtete in Integrationskursen: Frauen mit Kindern warten am längsten auf den Kurs

Saskia Geltenpoth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

    Die individuelle Wartezeit von Geflüchteten bis zum Beginn ihres Integrationskurses in Deutschland hängt maßgeblich vom individuellen Einreisezeitraum und der Kursart ab, wie eine neue Studie des BAMF-Forschungszentrums (BAMF-FZ) zeigt. Alter, Bildung und Herkunft hingegen haben kaum Einfluss auf die individuelle Wartezeit. Die Kurzanalyse „Geflüchtete im Integrationskurs“ kombiniert erstmals zwei unterschiedliche Datenquellen und ermöglicht so eine umfassende und systematische Untersuchung der Zusammenhänge zwischen persönlichen Rahmenbedingungen der Teilnehmenden, Kursmerkmalen und Integrationserfolgen von Geflüchteten.

    Der Integrationskurs vermittelt Sprach- und Orientierungswissen und bildet das Kernstück der staatlichen Integrationsangebote in Deutschland. Seit 2016 untersucht das BAMF-FZ die Lebenssituationen und gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten in Deutschland. Dafür werden vorrangig die Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung herangezogen, da diese die größte und wichtigste Datenquelle der Forschung zu Geflüchteten darstellt. Die Kurzanalyse „Geflüchtete im Integrationskurs“ verknüpft diese Befragungsdaten erstmals mit Verwaltungsdaten der „Integrations-Geschäftsdatei (InGe)“. Die InGe unterstützt die Datenerhebung und den Datenaustausch zwischen dem BAMF und anderen externen Stellen, die ebenfalls am Integrationskursverfahren beteiligt sind. Neben kursbezogenen Inhalten speichert die IT-Anwendung auch Angaben zu den Lehrkräften und Trägerorganisationen der Kurse sowie Informationen über die Teilnehmenden. Durch die Kombination beider Datenquellen können die Auswertungen sowohl Kontextmerkmale der Geflüchteten als auch administrative Informationen zu den Integrationskursen berücksichtigen. Die Kurzanalyse zeigt dies anhand von exemplarischen Auswertungen zur Verteilung der Kursformen, zu den Warte- und Fehlzeiten, zur erreichten Punktzahl im finalen Sprachtest und zum Zusammenhang zwischen Kursteilnahme und den Deutschkenntnissen im Folgezeitraum.

    Erst Kinderbetreuung, dann Integrationskurs?

    Die Analyse zeigt: Auf Grundlage der Daten ergeben sich keine Anhaltspunkte für Bevorzugungen oder Benachteiligungen bestimmter Alters-, Bildungs- oder Herkunftsgruppen im Zusammenhang mit den Wartezeiten bis zum Beginn eines Integrationskurses. Gleichwohl wurden bedeutsame Zusammenhänge sichtbar: „Wir haben festgestellt, dass geflüchtete Frauen mit Kindern überdurchschnittlich häufig von längeren Wartezeiten betroffen sind. Dabei sind alleinerziehende Frauen und Frauen mit Kindern, die mit einem Partner zusammenleben, gleichermaßen betroffen. Hier kommt zum Ausdruck, dass viele geflüchtete Frauen auf einen geeigneten Kinderbetreuungsplatz angewiesen sind, bevor sie mit dem Integrationskurs starten können“, so Studienautor Dr. Jan Eckhard, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BAMF-FZ. Auch diejenigen Geflüchteten, die zum Zeitpunkt der Einreise noch über keine Lese- oder Schreibkenntnisse verfügten, warten länger auf den Beginn ihres Sprachkurses, in diesem Fall des Alphabetisierungskurses.

    Ältere Geflüchtete schneiden bei Deutschtest schlechter ab

    Eine besondere Bedeutung im Rahmen des Integrationskurses kommt dem finalen Test des Sprachkursabschnitts, dem sogenannten Deutschtest für Zuwanderer (DTZ) zu, da die auf Grundlage des DTZ vergebenen Zertifikate eine weitreichende Bedeutung für die Zugangschancen der Zugewanderten auf den Arbeitsmarkt oder für die spätere Möglichkeit der Einbürgerung in Deutschland haben. „Unsere Studie zeigt, dass vor allem ältere Geflüchtete große Schwierigkeiten haben, höhere Punktzahlen im DTZ zu erreichen. Anhand der kombinierten Daten lässt sich dieser Zusammenhang unabhängig von Kontrollvariablen wie Bildungshintergrund und Gesundheit aufzeigen“, sagt Dr. Jan Eckhard. Daneben gehen auch gesundheitliche Probleme, die Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft sowie höhere Anteile an Fehlzeiten mit niedrigeren Punktzahlen einher.

    Im Abschlusstest der Integrationskurse erreichen Frauen im Durchschnitt höhere Testpunktzahlen als Männer

    Unter den Geflüchteten, die an den Integrationskursen teilnehmen und den finalen Sprachtest der Integrationskurse absolvieren, erreichen Frauen im Durchschnitt höhere Testpunktzahlen als Männer. Die in der Forschungsliteratur häufig festgestellten besseren Deutschkenntnisse von geflüchteten Männern gegenüber geflüchteten Frauen spiegeln sich also in den Testergebnissen nicht wider und sind demnach nicht auf einen größeren Lernerfolg der Männer während der Kurse zurückzuführen. Zu vermuten ist, dass hierfür vielmehr Unterschiede zwischen geflüchteten Frauen und Männern in den Zugangsbedingungen zu den Integrationskursen von Bedeutung sind.

    Fazit: Wichtige Rolle des Integrationskurses für Spracherwerb von Geflüchteten

    Frühere Studien haben bereits aufgezeigt, dass die Teilnahme an einem Integrationskurs in einem positiven Zusammenhang mit den Deutschkenntnissen von Geflüchteten steht. Die verknüpften Daten ermöglichen es erstmals, die Rolle des Integrationskurses differenziert nach Kursarten zu untersuchen. Die neue Studie attestiert sowohl dem Allgemeinen Integrationskurs als auch dem Alphabetisierungskurs eine große Bedeutung, wenn es um die sprachliche Integration von Geflüchteten geht.

    Weiterführende Informationen zur IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten finden Sie hier:
    https://www.bamf.de/SharedDocs/ProjekteReportagen/DE/Forschung/Integration/iab-b...

    sowie hier zur Integrationsgeschäftsdatei (InGe):
    https://www.bamf.de/DE/Themen/Integration/TraegerLehrFachkraefte/TraegerIntegrat...

    Ansprechpartner für Medienanfragen:
    Jochen Hövekenmeier
    Pressestelle Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
    Telefon: +49 911 943 17799
    E-Mail: pressestelle@bamf.bund.de

    Über das BAMF-Forschungszentrum:
    Mit der Arbeit des 2005 gegründeten Forschungszentrums kommt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seiner gesetzlichen Aufgabe nach, wissenschaftliche Forschung zu Migrations- und Integrationsthemen zu betreiben. Das Forschungszentrum betrachtet das Migrationsgeschehen nach und von Deutschland und analysiert die Auswirkungen der Zuwanderung. Es begleitet Integrationsprozesse und trägt mit seinen Erkenntnissen entscheidend zur Weiterentwicklung von Integrationsmaßnahmen auf Bundesebene bei. Weitere Forschungsschwerpunkte sind u. a. Erwerbs- und Bildungsmigration, Fluchtmigration, Rückkehr und sicherheitsrelevante Aspekte der Zuwanderung. Damit leistet das BAMF-Forschungszentrum einen grundlegenden Beitrag zum Informationstransfer zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

    Weitere Informationen unter:
    https://www.bamf.de/DE/Themen/Forschung/forschung-node.html


    Contact for scientific information:

    Dr. Jan Eckhard
    Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge

    Kontakt: https://www.bamf.de/SharedDocs/Struktur/Personen/DE/WissenschaftlicheMA/eckhard-...


    Original publication:

    Eckhard, J. (2025). Geflüchtete im Integrationskurs – Einblicke auf Grundlage einer Verknüpfung der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten mit der Integrationsgeschäftsdatei des BAMF (Kurzanalyse 05/2025). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
    https://doi.org/10.48570/bamf.fz.ka.05/2025.d.2025.intkurs.1.0

    https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Kurzanalysen/kurzanalyse5-20...


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    BAMF-Kurzanalyse: "Geflüchtete im Integrationskurs"
    BAMF-Kurzanalyse: "Geflüchtete im Integrationskurs"

    Copyright: BAMF


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    BAMF-Kurzanalyse: "Geflüchtete im Integrationskurs"


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