Die von der Diakonie Deutschland in Auftrag gegebene Evaluierung des bundesweiten Modellprojekts „Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen“, welches durch die Unterstützung des BMJV durchgeführt werden konnte, kam kürzlich zum Abschluss. Die Evaluierung wurde extern durch das institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff) durchgeführt.
Das Modellprojekt der Diakonie Deutschland wird seit Dezember 2022 an zehn Standorten in Deutschland umgesetzt und sammelt wertvolle Erkenntnisse, die für die Weiterentwicklung der Schuldnerberatung mit der Zielgruppe älterer Menschen wegweisend sind.
Immer mehr ältere Menschen in Deutschland geraten in die Schuldenfalle. Laut Creditreform Wirtschaftsforschung galten 2024 rund 723.000 Menschen im Alter zwischen 60 und 69 Jahren als überschuldet. Das ist ein Anstieg von über 60 Prozent gegenüber
2014. Dennoch finden nur wenige den Weg in eine Schuldnerberatung: Ratsuchende ab 65 Jahren machen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur 9,4 Prozent der beratenen Personen in der Schuldnerberatung aus.
Um diese Lücke zu schließen, hat die Diakonie Deutschland seit 2022 das Modellprojekt
„Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen“ umgesetzt. Das vom
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderte Projekt verfolgt das Ziel, ältere Menschen durch aufsuchende Sozialarbeit zu erreichen und passgenaue Unterstützungsangebote zu entwickeln. Die Evaluierung des Projekts wurde vom institut für finanzdienstleistungen (iff) durchgeführt und heute in Berlin vorgestellt.
Schulden im Alter – ein wachsendes, aber oft verborgenes Problem
„Wir merken sehr deutlich: Immer mehr ältere Menschen geraten durch die aktuellen Krisen und steigende Preise in finanzielle Schwierigkeiten – besonders betroffen sind oft Frauen“, erklärt Elke Ronneberger, Diakonie-Bundesvorständin Sozialpolitik. „Viele nehmen klassische Beratungsangebote gar nicht erst wahr, weil Schulden in ihrer Generation häufig ein Tabuthema sind. Die Hürden, offen über die eigene Situation zu sprechen, sind groß.“
Hier setzt die aufsuchende Sozialarbeit und Schuldnerberatung an: Sie sucht die Menschen zu Hause auf oder trifft sie an vertrauten Orten wie Seniorencafés, Tagestreffs oder Nachbarschaftszentren. So werden Hemmschwellen abgebaut und Hilfe dort angeboten, wo die Menschen tatsächlich leben.
Evaluierung belegt Wirksamkeit der sozialräumlichen Ansätze
Das Modellprojekt wurde seit Dezember 2022 an zehn Standorten in Deutschland umgesetzt und liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Schuldnerberatung. Ziel der
wissenschaftlichen Evaluierung war es, Praxistauglichkeit, Effektivität und Nachhaltigkeit der
aufsuchenden Beratungsangebote zu untersuchen. „Unsere Ergebnisse zeigen klar: Durch Hausbesuche und eine engere Zusammenarbeit mit Netzwerkpartner:innen gelingt es, die Lebenswelt von Senior:innen gezielt anzusprechen und Zugangsbarrieren zu senken“, erläutert Dr. Sally Peters vom iff. „Die Beratung trägt nicht nur zur finanziellen Stabilisierung bei, sondern stärkt auch die Selbstwirksamkeit der Ratsuchenden. Zudem
erleichtert sie den Zugang zu staatlichen Hilfen und die Zusammenarbeit bei komplexen
Problemlagen.“ Gleichzeitig weist die Evaluierung auf Herausforderungen hin: Die begrenzte Laufzeit von Pilotprojekten erschwert eine nachhaltige Verankerung. Eine zu kurze Einarbeitungsphase und ein abruptes Projektende können Vertrauen und Kontinuität beeinträchtigen.
Diakonie fordert dauerhafte Unterstützung vor Ort
„Wir appellieren an Kommunen und Landkreise, sozialräumliche und aufsuchende Schuldnerberatung für Seniorinnen und Senioren dauerhaft zu fördern“, betont Elke Ronneberger. „Wer ältere Menschen frühzeitig in den Blick nimmt, kann Altersarmut wirksam vorbeugen – das ist gut für die Betroffenen und für unsere Gesellschaft insgesamt.“ Die Evaluierung bestätigt, dass sozialräumliche Konzepte eine nachhaltige und zielgruppengerechte Unterstützung für überschuldete Senior:innen bieten können. Sie zeigen zudem, wie wichtig Wirkungsorientierung und Evaluierung in der Sozialarbeit sind – auch wenn diese häufig an fehlenden Finanzmitteln scheitern.
Caro Berndt (caro.berndt@iff-hamburg.de) | Dr. Sally Peters (sally.peters@iff-hamburg.de) | Dr. Hanne Roggemann (hanne.roggemann@iff-hamburg.de) |
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