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11/17/2025 17:56

Arbeitsgruppe des European Marine Board empfiehlt einheitliche Standards für marine Verfahren zur CO2-Entnahme

Ilka Thomsen Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

    17.11.2025/Brüssel/Kiel. Eine internationale Gruppe führender Ozeanforschender unter Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat heute ein Dossier des European Marine Board (EMB) zu marinen CO2-Entnahmemethoden vorgestellt. Darin betonen die Expert:innen, dass die rasche Reduktion von Treibhausgasemissionen absoluten Vorrang hat – die CO2-Entnahme kann diese Bemühungen höchstens ergänzen, nicht ersetzen.

    Methoden zur aktiven Entfernung von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) werden derzeit intensiv erforscht, auch im Ozean – die so genannten marinen CDR- Methoden (mCDR). Ziel dieser Ansätze ist es, schwer vermeidbare Restemissionen zu kompensieren und langfristig zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens beizutragen.

    Damit solche Verfahren künftig sicher und nachvollziehbar angewendet werden können, braucht es ein verlässliches System zur Überwachung (Monitoring), Berichterstattung (Reporting) und Überprüfung (Verification), kurz MRV. Dieses soll erfassen, wie viel CO2 tatsächlich entzogen und wie dauerhaft es gespeichert wird sowie mögliche Umweltauswirkungen dokumentieren.

    Das ist die Empfehlung eines so genannten Zukunftsdossiers des European Marine Board (EMB Future Science Brief No.13: Monitoring, Reporting and Verification for marine Carbon Dioxide Removal), das heute in Brüssel vorgestellt wird. 13 Forschende haben dazu in einer internationalen Arbeitsgruppe die neuesten Erkenntnisse zusammengetragen. Unter ihnen war auch Prof. Dr. Andreas Oschlies, Leiter der Forschungseinheit Biogeochemische Modellierung am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

    „Derzeit verfügt keine marine CO2-Entnahmemethode über ein ausreichend robustes MRV-System“, sagt Dr. Helene Muri, Senior Researcher am Norwegian Institute for Air Research (NILU) und der Norwegian University of Science and Technology (NTNU), die die internationale Arbeitsgruppe gemeinsam mit Dr. Olivier Sulpis vom CEREGE – Universität Aix-Marseille, CNRS, IRD leitete. „Das bedeutet, dass eine effiziente und sichere Umsetzung derzeit noch nicht gewährleistet ist.“

    Forschungslücken und Handlungsbedarf

    Das EMB-Zukunftsdossier benennt zentrale Wissenslücken: Noch ist nicht vollständig klar, wie die verschiedenen mCDR-Methoden auf Prozesse im Ozean wirken und wie lange der gebundene Kohlenstoff tatsächlich dort verbleibt. Diese Unsicherheiten erschweren derzeit die Bewertung möglicher Risiken und Chancen.

    „Verantwortungsvolle Klimapolitik braucht verlässliche Daten“, sagt Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR. Dazu zählen laut Bericht vor allem Beobachtungsdaten, Modellierungsansätze und technologische Innovationen, die die Entwicklung wissenschaftlich fundierter MRV-Systeme ermöglichen. Oschlies: „Forschungsergebnisse der deutschen Forschungsmission CDRmare aus Labor- und Mesokosmos-Experimenten sowie modellierenden Arbeiten lassen einige CO2-Entnahmemethoden vielversprechend erscheinen. Aber erst, wenn wir die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen solcher Maßnahmen in der Meeresumwelt genau kennen, können wir verantwortungsvoll entscheiden, ob und wo sie sinnvoll eingesetzt werden können.“

    Klare Regeln und globale Verantwortung

    Neben wissenschaftlichen Fragen rückt der Bericht auch die Governance-Frage in den Mittelpunkt: Bislang gibt es keine spezifischen rechtlichen oder institutionellen Rahmenbedingungen für MRV-Systeme im Bereich mariner CO2-Entnahme.
    „Wir brauchen einheitliche, verbindliche Regeln, die Transparenz schaffen und die Fragmentierung der bestehenden Systeme überwinden“, fordert Helene Muri. Nur so könne sichergestellt werden, dass künftige CO2-Entnahmeaktivitäten im Ozean im Einklang mit dem Schutz mariner Ökosysteme umgesetzt werden.

    Und bei all diesen Fragen muss die schnelle Reduktion von Treibhausgasen absolute Priorität haben, betonen die Wissenschaftler:innen. CO2-Entnahme kann diesen Prozess nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen, um langfristig die Klimaziele noch zu erreichen.

    Hintergrund: European Marine Board (EMB)
    Das European Marine Board (EMB) ist ein führender europäischer Think Tank für Meeresforschung und Wissenschaftspolitik. Das Netzwerk vereint mehr als 10.000 Forschende aus nationalen ozeanografischen Instituten, Forschungsförderorganisationen und Universitätsverbünden in Europa. Ziel des EMB ist es, gemeinsame wissenschaftliche Prioritäten zu entwickeln, den Austausch zwischen Wissenschaft und Politik zu fördern und strategische Impulse für die Zukunft der europäischen Meeresforschung zu geben.


    More information:

    https://www.geomar.de/n10088 Bildmaterial zum Download
    https://www.marineboard.eu
    https://www.marineboard.eu/marine-carbon-dioxide-removal
    http://www.cdrmare.de/ Forschungsmission CDRmare der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM)


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Cooperation agreements, Scientific Publications
    German


     

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