Für ihre Forschungsarbeit zum Klimadeterminismus in der US-Medizin zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Historikerin Dr. Julia Engelschalt von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte 2025 ausgezeichnet. Sie zeigt in ihrer Dissertation, dass eine tropikalistische Sichtweise nicht nur den Umgang der USA mit Gesundheit und Krankheit in ihren Kolonien prägte, sondern sich auch in Gesundheitskampagnen in den US-amerikanischen Südstaaten niederschlug – mit tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Folgen. Im Wissenschaftshistorischen Seminar am Dienstag, 2. Dezember in Halle (Saale) stellt sie ihre Arbeit vor.
Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar von Dr. Julia Engelschalt und Verleihung des Georg-Uschmann-Preises 2025
„American Tropics. Klimadeterminismus in der US-Medizin zwischen Kolonien und Südstaaten (1898–1924)”
Dienstag, 2. Dezember 2025, 18:00 Uhr
Leopoldina-Vortragssaal
Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und online
Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg im Jahr 1898 erlangten die USA neue Überseekolonien, darunter Puerto Rico, Kuba, Panama und die Philippinen. Die von US-amerikanischen Medizinern und Medizinerinnen dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts umgesetzten Gesundheitsmaßnahmen waren stark klimadeterministisch geprägt, d. h. von der Sicht auf die Tropen als „krankmachend“ und „andersartig“ im Vergleich zu den gemäßigten, als „normal“ verstandenen Klimazonen der Nordhalbkugel.
Julia Engelschalt legt dar, dass die Gesundheitskampagnen in den Überseekolonien von Anfang an nicht nur die Behandlung der lokalen Bevölkerung, sondern auch die Eingliederung der neuen Gebiete in das US-Imperium zum Ziel hatten. Doch damit nicht genug: Das in den Kolonien erworbene Wissen über den vermeintlichen Zusammenhang von Klima, Gesundheit und „Rasse“ wurde auch auf das Innere der Vereinigten Staaten, insbesondere auf die Südstaaten, übertragen. Im Zuge öffentlicher und privater Gesundheitskampagnen wurden diese zunehmend als klimatisch und gesundheitlich „andersartig“ dargestellt und vor diesem Hintergrund zum Interventionsraum für soziale Ordnungsversuche erklärt. Damit macht Engelschalt deutlich, dass koloniale Praktiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch den Umgang der USA mit ihren eigenen Regionen und Bevölkerungsgruppen prägten.
Julia Engelschalt promovierte im Fach Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Seit April 2023 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Technischen Universität Darmstadt. Zudem ist sie als Gutachterin für mehrere wissenschaftliche Publikationsreihen tätig. Weitere Informationen zur Preisträgerin: https://www.leopoldina.org/uschmann-preis-2025
Mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte ehrt die Leopoldina alle zwei Jahre eine hervorragende wissenschaftshistorische Dissertation. Der Preis wurde 1997 von Ilse und Eugen Seibold gestiftet und ist mit 2.000 Euro dotiert.
Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten und wird auch online übertragen. Der Eintritt ist kostenfrei. Zum vollständigen Programm sowie zum Link zum Livestream: https://www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/3294/
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Medienkontakt:
Julia Klabuhn
Kommissarische Leiterin der Abteilung Wissenschaftskommunikation
Tel.: +49 (0)345 472 39-800
E-Mail: presse@leopoldina.org
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Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Cultural sciences, History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
transregional, national
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