idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/26/2025 11:48

Was unsere Wiesen über die Zukunft verraten

Dr. Kristina Nienhaus Medien und News
Universität Bielefeld

    Wiesen, die früher voller summender Insekten und bunter Pflanzen waren, verlieren still und leise ihre Vielfalt. Doch wie schnell passiert dieser Wandel und lässt er sich erkennen, bevor Arten verschwinden? Unter Leitung von Professorin Dr. Lena Neuenkamp von der Universität Bielefeld hat ein deutsch-schweizerisches Forschungsteam darauf eine Antwort gefunden. Die Studie, erschienen im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution, zeigt: Räumliche Daten können erstaunlich gut vorhersagen, wie sich die Artenvielfalt über die Zeit verändert.

    „Langzeitbeobachtungen dauern oft viele Jahre. Raumdaten dagegen liegen sofort vor und trotzdem sprechen sie eine klare Sprache“, sagt Neuenkamp, die Erstautorin der Studie. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir mit ihnen schon heute erkennen können, wo die Natur unter Druck gerät.“

    Einzigartige Daten aus 150 Wiesen
    Für die Studie nutzte das Team aus Bern und mehreren deutschen Universitäten eine einzigartige Datengrundlage: die Biodiversitäts-Exploratorien, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2006 gefördertes Großprojekt. Dort wurden auf 150 Grünlandflächen über elf Jahre hinweg Pflanzen und Gliederfüßer, also Tiere wie Insekten oder Spinnen, jährlich erfasst.

    Die Forschenden verglichen, wie sich Artenvielfalt zwischen verschiedenen Orten unterscheidet und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert. Das Ergebnis: Wenn Land intensiver genutzt wird, stärker gedüngt, häufiger gemäht oder dichter beweidet, geht die Artenvielfalt zurück. Das gilt sowohl für die Artenzahl innerhalb einer Fläche (die sogenannte α-Diversität) als auch für die Unterschiede zwischen Flächen (β-Diversität).

    Ein Werkzeug für schnelleren Naturschutz
    Besonders spannend: Die Muster aus Raumdaten und Zeitreihen ähneln sich stark. Das bedeutet, dass räumliche Beobachtungen als „Abkürzung“ dienen können, wenn langfristige Messreihen fehlen.

    „Damit haben wir ein mögliches Frühwarnsystem für den Artenverlust“, sagt Professor Dr. Norbert Hölzel von der Universität Münster, der seit über 15 Jahren in den Biodiversitäts-Exploratorien tätig ist. „Wir können jetzt besser einschätzen, wo Ökosysteme kippen könnten und damit früher handeln.“

    Die Studie zeigt aber auch: Veränderungen in der Natur wirken oft verzögert. Manche Arten reagieren erst Jahre später auf intensivere Nutzung. Deshalb braucht es weiterhin langfristige Daten, um diese Verzögerungen zu verstehen. Die Forschenden betonen: Auch wenn der Wandel leise beginnt, er lässt sich sichtbar machen. Und genau das ist entscheidend, um die Artenvielfalt zu schützen, bevor es zu spät ist.

    Das langfristige Monitoring der Vegetation in den DFG-Biodiversitäts-Exploratorien ist jedenfalls auch für die kommenden 6 Jahre gesichert, wofür zukünftig die Universitäten Bielefeld und Münster im Rahmen eines jüngst erfolgreich eingeworbenen Kooperationsprojekts mit der Universität Bern verantwortlich sein werden.


    Contact for scientific information:

    Junior-Professorin Dr. Lena Neuenkamp, Universität Bielefeld
    Fakultät für Biologie
    Telefon: 0521 106-5563
    E-Mail: lena.neuenkamp@uni-bielefeld.de


    Original publication:

    Lena Neuenkamp, Hugo Saiz, Noelle Schenk, Markus Fischer, Nico Bluethgen, Martin Gossner, Norbert Hölzel, Valentin Klaus, Till Kleinebecker, Daniel Prati, Sebastian Seibold, Nadja Simons, Wolfgang Weisser, Eric Allan, Caterina Penone: Congruent direction but different magnitude of biodiversity response to land use intensification in space and time. Nature Ecology & Evolution. DOI: https://doi.org/10.1038/s41559-025-02896-0. Veröffentlicht am 25.11.2025


    More information:

    https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/biologie/forschung/arbeitsgruppen/biodi... Arbeitsgruppe Biodiversity and Ecosystem Restoration an der Universität Bielefeld


    Images

    Die Forschenden untersuchten die Artenvielfalt auf Wiesen.
    Die Forschenden untersuchten die Artenvielfalt auf Wiesen.
    Source: Neuenkamp
    Copyright: Neuenkamp

    Professorin Dr. Lena Neuenkamp ist Erstautorin der Studie, die jetzt im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution erschienen ist.
    Professorin Dr. Lena Neuenkamp ist Erstautorin der Studie, die jetzt im Fachmagazin Nature Ecology & ...
    Source: Universität Bielefeld
    Copyright: Universität Bielefeld


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Die Forschenden untersuchten die Artenvielfalt auf Wiesen.


    For download

    x

    Professorin Dr. Lena Neuenkamp ist Erstautorin der Studie, die jetzt im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution erschienen ist.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).