Ein neues Graduiertenkolleg in der Medizin, ein verlängertes aus den Fachbereichen Psychologie, Psychiatrie und Neurobiologie. Würzburger Forschende dürfen sich über Förderungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft freuen.
Graduiertenkollegs sind Forschungsprogramme, die sich speziell der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses widmen. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell gefördert dienen sie der strukturierten Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden. Im Kolleg bearbeiten die Promovierenden gemeinsam verschiedene Aspekte eines übergeordneten Themas.
In der jüngsten Vergaberunde war die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) mit zwei Anträgen erfolgreich. Ein neues Graduiertenkolleg ist in der Medizin angesiedelt und befasst sich mit dem Prozess der Thrombo-Inflammation. Um weitere 4,5 Jahre wurde außerdem das 2021 geschaffene Graduiertenkolleg „Neuronale Mechanismen von (mal)adaptiven Annäherungs- und Vermeidungsverhalten“ verlängert.
Das Zusammenspiel von Blutplättchen und Entzündungen im Fokus
Das neue Graduiertenkolleg „Thrombo-Inflame – Thrombo-Inflammation durch Megakaryozyten und Blutplättchen entschlüsseln und beeinflussen“ widmet sich einem zentralen Krankheitsmechanismus: der Thrombo-Inflammation – dem engen Zusammenspiel von Blutplättchen, Gerinnungssystem und körpereigenen Entzündungsprozessen. Während Thrombose und Entzündung lange als getrennte Prozesse galten, zeigt sich zunehmend, dass sie bei Erkrankungen wie Schlaganfall, Infektionen, Autoimmunstörungen oder schweren Verletzungen eng miteinander verflochten sind. Dieses Zusammenspiel ist klinisch hochrelevant, bislang jedoch nur unzureichend verstanden.
Hier setzt das neue Graduiertenkolleg an: In interdisziplinären Projekten wird untersucht, wie Blutplättchen mit Immunzellen und Gefäßwandzellen interagieren und welche molekularen Signale diese Prozesse antreiben. Die Projekte reichen von molekularen Mechanismen in Mausmodellen bis zu klinischen Untersuchungen beim Menschen. Ziel ist es, zentrale Steuermechanismen der thrombo-inflammatorischen Reaktion aufzudecken und neue therapeutische Zielstrukturen zu identifizieren. Zum Einsatz kommen modernste Methoden, wie Einzelzell-Analysen, hochauflösende Bildgebung und intravitale Mikroskopie, die einzigartige Einblicke in das Verhalten von Blutplättchen unter krankhaften Bedingungen ermöglichen.
Die Promovierenden profitieren von der engen Zusammenarbeit unterschiedlichster Fachgebiete: von Zell- und Gefäßbiologie über Immunologie bis zur experimentellen und klinischen Medizin. Das interdisziplinäre Umfeld, starke internationale Vernetzung und Partnerschaften mit der Industrie schaffen ideale Voraussetzungen, um ein neues Forschungsfeld aktiv mitzugestalten und Ansätze zu entwickeln, die langfristig zu besseren Behandlungsstrategien führen könnten.
Sprecher des neuen Graduiertenkollegs ist Professor Bernhard Nieswandt, Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und Forschungsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der Universität Würzburg. Die Fördersumme beläuft sich auf 5,477 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Zwischen Annäherung und Vermeidung
Bereits seit 2021 wird das Graduiertenkolleg „Neuronale Mechanismen von (mal)adaptiven Annäherungs- und Vermeidungsverhalten“ gefördert. Nun war das interdisziplinäre Team mit einem Fortsetzungsantrag für weitere 4,5 Jahre erfolgreich.
In diesem Graduiertenkolleg erforschen die Promovierenden zwei grundlegende Verhaltenstendenzen: Annäherung an positive Reize und Vermeidung von potenziellen Gefahren. Psychische oder neurologische Erkrankungen – etwa Angststörungen, Suchterkrankungen oder Parkinson – können dieses Gleichgewicht ins Wanken bringen. Das Kolleg verbindet Ansätze aus Psychologie, Psychiatrie und Neurobiologie, um besser zu verstehen, wie diese Prozesse im Gehirn repräsentiert und gesteuert werden.
In der zweiten Förderphase rücken nun neue, experimentelle Ansätze in den Mittelpunkt. Statt primär die grundlegenden Mechanismen von Annäherungs- und Vermeidungsverhalten zu beschreiben, untersuchen die Projekte nun vor allem, wie sich diese Muster gezielt beeinflussen lassen – durch Erfahrungen, Training oder Eingriffe in bestimmte neuronale Netzwerke. Ziel ist es, zu verstehen, welche Veränderungen hilfreich sein könnten, um gestörtes Entscheidungsverhalten in Erkrankungen künftig besser behandeln zu können.
Für diese Arbeiten steht den Promovierenden ein breites Spektrum experimenteller Methoden zur Verfügung – von Verhaltensstudien im Tiermodell bis hin zur modernen Bildgebung am Menschen. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie das speziell entwickelte Qualifikationsprogramm ermöglichen es, Erkenntnisse aus beiden Bereichen zusammenzuführen und dadurch neue Perspektiven auf Annäherung und Vermeidung zu gewinnen.
Sprecher des Kollegs ist der Psychologe Professor Matthias Gamer. Zum Leitungsteam gehören außerdem Professorin Grit Hein (Translationale Soziale Neurowissenschaften), Professorin Andrea Reiter (Psychotherapie und Interventionspsychologie) sowie Professor Philip Tovote (Klinische Neurobiologie). Die DFG fördert das Kolleg mit knapp sechs Millionen Euro.
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Biology, Medicine, Psychology
transregional, national
Research projects, Science policy
German

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