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11/27/2025 14:27

30 Jahre UNESCO-Weltnaturerbe Grube Messel: Geboren im Feuer – gerettet vor dem Müll

Alice Michler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hessisches Landesmuseum Darmstadt

    Am 9. Dezember 2025 feiert die Grube Messel das 30-jährige Jubiläum ihrer Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes. Deutschlands erste und bis heute einzige Weltnaturerbestätte ist nicht nur ein weltweit einzigartiger Schatz der Paläontologie, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie nah wissenschaftliches Welterbe und endgültige Zerstörung beieinander liegen können.

    Vor rund 48 Millionen Jahren entstand der heutige Fossilien-Hotspot durch eine gewaltige vulkanische Explosion: Heißes Magma traf auf unterirdisches Wasser, ein tiefer Krater entstand und füllte sich mit Wasser. Im sauerstofffreien Grund des entstandenen Sees verrotteten gefallene Tiere und Pflanzen nicht, sondern wurden von feinstem Schlamm konserviert. Das Ergebnis ist eine der vollständigsten Momentaufnahmen eines urzeitlichen Ökosystems weltweit – mit Fossilien, die Fellstrukturen, Federkleider, schillernde Insektenfarben und sogar den letzten Mageninhalt ihrer Besitzer zeigen.
    »Die Grube Messel ist eine Zeitkapsel, die uns Einblicke in eine verlorene Welt gewährt, wie es sonst kaum ein zweiter Fundort auf der Erde kann.«, erklärt Prof. Dr. Torsten Wappler, Leiter der Abteilung Naturgeschichte am HLMD und Leiter der alljährlichen Grabungen vom Museum in der Gube Messel. »Gleichzeitig mahnt ihre Geschichte: Selbst offensichtliche Schätze werden nicht automatisch geschützt.«

    Denn nach dem Ende des Ölschieferabbaus Anfang der 1970er Jahre sollte die Grube zur Mülldeponie für die Rhein-Main-Region werden – obwohl bereits seit 1875 außergewöhnliche Fossilfunde gemacht worden waren. Erst eine Bürgerinitiative aus der Gemeinde Messel und Umgebung wehrte sich erfolgreich gegen die Pläne. Über zehn Jahre lang kämpften die Bürgerinnen und Bürger vor Gericht, bis das Deponievorhaben endgültig gestoppt wurde. Dieser Einsatz ebnete den Weg für die erfolgreiche UNESCO-Bewerbung: Am 9. Dezember 1995 wurde die Grube Messel als erste Weltnaturerbestätte Deutschlands in die Liste aufgenommen.

    »Ohne den Mut und die Ausdauer dieser Menschen gäbe es die Grube Messel heute nicht mehr.«, betont der Direktor des Landesmuseums, Dr. Martin Faass, anlässlich des bevorstehenden Jubiläums. »Ihr Engagement zeigt, dass der Schutz unseres natürlichen und kulturellen Erbes auch von engagierten Bürgerinnen und Bürgern ausgehen und wie leicht unersetzliche Geschichte verloren gehen kann.«

    Es war das Hessische Landesmuseum Darmstadt, das 1966/67 die erste wissenschaftliche Grabung zur Erforschung der Grube Messel durchführte. Viele Grabungen sollten seitdem folgen und der Sammlungsbestand ständig wachsen. Mit den Jahren veränderte sich aber auch der Anspruch der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Funde aus der Grube. Während anfänglich die großen, spektakulären Wirbeltiere im Fokus standen, wird heute viel Wert darauf gelegt, das damalige Ökosystem als Ganzes zu verstehen. Dazu gehören auch die vielen kleinen Insekten und wie sie mit den Pflanzen interagieren.


    Contact for scientific information:

    Dr. Torsten Wappler
    T 06151 1657-061
    wappler@hlmd.de


    Images

    Die am 9. Dezember 1995 unterschriebene UNESCO-Urkunde
    Die am 9. Dezember 1995 unterschriebene UNESCO-Urkunde
    Source: Sven Tränkner
    Copyright: Senckenberg Naturforschende Gesellschaft

    Urpferdchen der Art Eurohippus messelensis
    Urpferdchen der Art Eurohippus messelensis
    Source: Wolfgang Fuhrmannek
    Copyright: HLMD


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Geosciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Die am 9. Dezember 1995 unterschriebene UNESCO-Urkunde


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