idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/09/2025 10:22

Schneller laden durch unsichtbare Mini-Strömungen

Bettina Bastian Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Veröffentlichung von TU-Forschenden in „Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA“

    In winzigen Hohlräumen von Energiespeichern bilden sich kleine Wirbel, die beim Aufladen helfen: Das fand ein Forschungsteam unter Leitung der TU Darmstadt heraus. Das bislang unbekannte Phänomen könnte die Entwicklung schnellerer Speicher voranbringen.

    Solar und Wind sind die Energiequellen der Zukunft, unterliegen aber starken natürlichen Schwankungen. Für eine erfolgreiche Energiewende sind deshalb Speicherlösungen von besonderer Bedeutung. Wiederaufladbare Batterien, umgangssprachlich Akkus, erreichen sehr hohe Energiedichten, indem sie Energie chemisch speichern. Die hohe Energiedichte wird allerdings mit langen Ladezeiten und einer Abhängigkeit von kostbaren Rohstoffen wie Kobalt erkauft.

    Im Gegensatz zu Akkus speichern sogenannte Superkondensatoren Energie in elektrischen Doppelschichten: Zwischen zwei Elektroden wird eine Spannung angelegt. Sie liegen in einer Flüssigkeit, in der winzige geladene Teilchen, Ionen, schwimmen.“Die positiven und negativen Ionen bewegen sich dabei in entgegengesetzte Richtungen und sammeln sich in geladenen, nanometerdicken Schichten, den elektrischen Doppelschichten, an den Oberflächen der Elektroden. Um möglichst viel Oberfläche für die Ansammlung von Ionen bereitzustellen, werden in Superkondensatoren poröse Elektroden verwendet, die wie ein Schwamm viele winzige Löcher aufweisen.

    Der Durchmesser von Poren in solchen Elektroden beträgt nur wenige Nanometer. Die Energiedichten sind zwar (noch) etwas geringer als in Batterien, doch dafür werden keine kostbaren Metalle benötigt. Und weil keine chemischen Reaktionen stattfinden, die in Batterien die Ladezeit bestimmen, können Superkondensatoren in nur wenigen Sekunden oder Minuten geladen werden. Die Ladezeit ist nur durch den Transport der Ionen in den Poren der Elektroden beschränkt.

    Überraschende Entdeckung

    Hier setzt die Arbeit eines internationalen Forschungsteams unter Leitung der TU Darmstadt an, dessen Ergebnisse nun in der renommierten Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA“ veröffentlicht wurden. Mithilfe aufwändiger Computersimulationen untersuchte das Team um Dr. Aaron Ratschow und Alexander Wagner vom Fachgebiet Nano- und Mikrofluidik (Fachbereich Maschinenbau) unter Leitung von Professor Steffen Hardt den Aufladungsvorgang einer einzelnen Pore und machten eine überraschende Entdeckung. Bisher ging man davon aus, dass Ionen in Poren durch Diffusion, das heißt h. durch zufällige molekulare Bewegung, und durch Elektromigration, die Bewegung geladener Teilchen aufgrund elektrischer Felder, transportiert werden. Das Team fand nun heraus, dass auch die sogenannte Konvektion entscheidend zum Ladungstransport in Poren beiträgt - also eine Strömung, die Teilchen mitnimmt.

    Konvektion macht sich zum Beispiel beim Kochen bemerkbar, wo heiße Luft über einem Topf aufsteigt und dabei Wasserdampf mit der Strömung nach oben trägt. Vergleichbares geschieht während der Aufladung winziger Poren. Die geladene Schicht von Ionen bildet sich zunächst am Poreneingang und wächst dann in die Pore hinein. Während dieses Vorgangs wirken elektrische Kräfte auf die Flüssigkeit, die sie entlang der Porenwand in die Pore strömen lassen. Weil das Ende der Pore geschlossen ist, entsteht in deren Zentrum eine Gegenströmung aus der Pore heraus. Diese Umwälzströmung trägt nun Ionen mit sich und beschleunigt so den Aufladungsvorgang. Die Analyse zeigt einen deutlichen Einfluss: Unter Vernachlässigung der Konvektion entstehen bei der Vorhersage der Aufladungszeiten Fehler von bis zu 90 Prozent.

    Wichtiger Ansatz für schnellere Aufladung

    Zusätzlich zu den teils sehr zeitaufwändigen Computersimulationen präsentieren die Forscher auch ein mathematisches Modell, das die Strömung und den Ionentransport durch Konvektion sehr genau vorhersagt – ganz ohne langwierige Simulationen. Das Modell gibt Aufschluss über die zugrundeliegenden physikalischen Mechanismen und erweitert das Verständnis von Ladungstransport in Poren.

    Doch das ist erst der Anfang. Während sich die vorliegende Arbeit auf eine einzelne Pore konzentriert, besteht eine echte poröse Elektrode aus einer Vielzahl von Poren, die miteinander wechselwirken können. Die Ergebnisse legen den Grundstein für die Erforschung von Konvektion bei der Aufladung von Poren und zeigen, wie sich durch die gezielte Wahl von Porengeometrie, Materialien und Betriebsspannung schnellere Aufladungsvorgänge in Superkondensatoren ermöglichen lassen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. rer. nat. Steffen Hardt
    Leiter Fachgebiet Nano- und Mikrofluidik
    hardt@nmf.tu-darmstadt.de
    06151/16-24274


    Original publication:

    Ratschow, Aaron et al.: "Convection Can Enhance the Capacitive Charging of Porous Electrodes", in: „Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA“, (Issue: Vol. 122, Iss.50) https://doi.org/10.1073/pnas.2504322122


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Energy, Mechanical engineering
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).