Unser Engagement für den syrischen Kulturerhalt: In Damaskus wurde an der Außenstelle des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) erstmals wieder gemeinsam mit syrischen Stipendiat:innen über zukünftige Strategien zum Schutz, zur Pflege und zur Vermittlung des syrischen Kulturerbes diskutiert.
„Unsere Bibliothek in Damaskus fungierte erstmals wieder als ein geschützter Austauschort für Wissenschaftler:innen, als ein Ort des Wissenstransfers und Dialogs. In diesem Kontext wurde wiederholt die signifikante Bedeutung des Fachaustausches für die syrischen Wissenschaftler:innen betont. Die Spezifizierung der Bedürfnisse kann insbesondere im lokalen Kontext, im Rahmen eines direkten Austausches und über gemeinsame, anwendungsorientierte Initiativen erfolgen. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass wir mit den Syrer:innen vor Ort zusammenarbeiten und gemeinsam Initiativen auf den Weg bringen“, betont Claudia Bührig, Leiterin der Außenstelle Damaskus am DAI.
Neue Handlungsspielräume für Wissenschaft und Austausch
Mit dem Stipendienprogramm schafft das DAI einen geschützten Rahmen für Wissenschaft und freien Austausch über Grenzen hinweg: „Die Stipendien sind von besonderer Bedeutung, da sie neue Möglichkeiten und Freiräume eröffnen. Unseren Kolleg:innen waren während der Kriegsjahre weitgehend vom Austausch mit der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft und von aktuellen Forschungsthemen abgeschnitten. Sie erhalten nun Zugang zu den neuesten Publikationen und haben Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit ihren deutschen Kolleg:innen. Damit leisten die Stipendien einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wissenschaft in Syrien, die durch Krieg, Sanktionen und eine über 15 Jahre andauernde Isolation geschwächt ist,“ so Wassim Alrez, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Außenstelle Damaskus. Darüber hinaus bilden über Jahre gewachsene Vertrauen in bestehende Netzwerke und der langfristige Kompetenzaufbau die Grundlage für nachhaltige wissenschaftliche Kooperationen und ermöglichen nun erst-mals seit Langem wieder konkretes gemeinsames Handeln.
Wissen schafft Zukunft
Nach langer Unterbrechung hat die Außenstelle mit einem Pilotprojekt zur Dokumentation der Altstadt von Damaskus begonnen. Die Dokumentation der historischen Bausubstanz der Altstadt bildet eine zentrale Grundlage für deren Erhalt – seit 1979 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf dieser Basis entsteht derzeit mit dem Aufbau eines Geographischen Informationssystems (GIS) für die Altstadt von Damaskus ein lebendiges, digitales Archiv. Zur Vorbereitung auf das GIS-Projekt wurde ein sechstägiger Workshop mit sieben Mitarbeiter:innen des Directorate-General for Antiquities and Museums (DGAM) aus Damaskus und Aleppo durchgeführt. Im Rahmen des Pilotprojekts wurde die Nordhälfte der Altstadt flächendeckend per Drohnenbefliegung erfasst. Gleichzeitig bot der Workshop den syrischen Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, Techniken praxisnah kennenzulernen und „hands-on“ anzuwenden. Beim Workshop zeig-te sich zudem, dass die syrischen Kolleg:innen ihr bereits erworbenes Wissen erfolgreich untereinander weitergeben. Austausch, Training und Dokumentation bilden das Fundament für einen Neuanfang in Syrien. Die Aufnahme der südlichen Altstadthälfte ist für das Frühjahr 2026 ge-plant.
Projekthintergrund
2016 reagierte das DAI auf die massiven Zerstörungen in Syrien und im Irak und initiierte das Archaeological Heritage Network. Auf dieser Grundlage förderte das Auswärtige Amt zwischen 2016 und 2019 das Projekt Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise.
Meilensteine des Projektes
2013 bis 2019: Syrian Heritage Archive Project (SHAP) – digitale Erschließung archäologischer Daten für ein zukünftiges nationales Register syrischer Kulturgüter gemeinsam mit dem Museum für Islamische Kunst/SPK
Seit 2016: Palmyra GIS – Entwicklung eines webbasierten Geoinformationssystems zu den historischen Ruinen von Palmyra mit Luftbildern, Fotos und archäologischen Metadaten
Seit 2016: Fachliche Weiterbildungen syrischer Kolleg:innen in IT-Bereich: Data Safeguarding and Archiving, GIS, Datenmanagement, Practical management of Research Data
Seit 2016: Schulungen zur Weiterbildung u.a. syrischer Kolleg:innen in der Bauwerksdokumentation, Denkmalpflege, Bauforschung, Stadtplanung und insbesondere im traditionellen Bauhandwerk – in Präsenz- und in Online-Formaten in Berlin, Beirut und Gadara/Umm Qays
Kontinuität schafft Vertrauen
Über viele Jahre hinweg hat das DAI Forschungsprojekte in Syrien durchgeführt – unter anderem in Palmyra, Bosra, im Hauran, in Hama und der Orontes-Region, in Raqqa, Resafa und Damaskus. All diese Orte gehören zum bedeutenden Kulturerbe Syriens. Trotz Krieg, Unterbrechungen und schwieriger Rahmenbedingungen haben die Mitarbeiter:innen der Außenstelle Damaskus ihre bestehenden Netzwerke gepflegt bzw. ausgebaut und ihre Arbeit systematisch von Berlin und Jordanien aus fortgeführt. Das über ein Jahrzehnt hinweg konsequent aufrechterhaltene En-gagement zeigt heute Wirkung: Aus kontinuierliche Zusammenarbeit sind tragfähige fachliche Strukturen und stabile Beziehungen entstanden, die nun eine direkte Anbindung an bestehende Netzwerke und ein gemeinsames Arbeiten vor Ort ermöglichen. Das den Weiterbildungsprogrammen zugrunde liegende ‚Train-the-Trainers‘-Prinzip stärkt lokale Verantwortung, schafft Synergien und trägt langfristig zur fachlichen wie organisatorischen Stabilisierung bei. So leistet das DAI einen Beitrag zu Bedingungen, die Stabilität fördern – und neue Zukunftsperspektiven eröffnen.
Dr.-Ing. Claudia Bührig , Leiterin der Außenstelle Damaskus und Forschungsstelle des DAI in Amman
www.dainst.org
https://www.dainst.org/forschung/projekte/stunde-null/2708
Austausch der syrischen Stipendiat:innen
Source: Claudia Bührig
Copyright: DAI Orient-Abteilung. D-DAI-DAM-Dam2025_0009
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Construction / architecture, Cultural sciences, Geosciences, History / archaeology, Politics
transregional, national
Science policy, Transfer of Science or Research
German

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